Kleingärtner als Häuslebauer: In der Kolonie Mannheim haben Laubenpieper ein Problem

Zu paradiesisch, um nicht dauerhaft hier zu wohnen: In der Kolonie Mannheim fühlen sich Kleingärtner ganzjährig wohl. | Foto: Thomas Schubert
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Schmargendorf. Wohnungsbau und die Lust am Gärtnern – das sind zumeist zwei kaum vereinbare Erscheinungen des Großstadtlebens. Doch in der Kolonie Mannheim errichteten Kleingärtner derart professionelle Hütten, dass Gefahr droht durch echte Investoren, die hier Bauland sehen.

Es ist schon fast so etwas ein Reflex: Kleingärten retten gehört in Charlottenburg-Wilmersdorf zum Tagesgeschäft der Politik. Denn dieser Bezirk ist zum einen leidgeprüft durch den halbseitigen Verlust der Kolonie Oeynhausen zugunsten eines Wohnquartiers der Groth-Gruppe. Zum anderen hatte er zwei erfolgreiche Bürgerbegehren: erstens zum kompletten Erhalt der Kolonie Oeynhausen. Zweitens zur Bewahrung aller noch vorhandenen Grünflächen.

Was soll nun werden?

Was soll man aber nun in der Kolonie Mannheim schützen? Die Gärtner oder die Gärten? Der Bezirk ringt derzeit um eine Linie, wie er sich dazu verhalten soll, dass auf dem Gelände zwischen Mecklenburgischer und Friedrichshaller Straße etliche Laubenpieper seit dem Jahre 2000 dauerhafte Behausungen in die Landschaft setzten und die Kolonie selbstständig in ein Wohngebiet verwandelt haben. Die Gärtner organisieren sich in einer Genossenschaft – und fordern vom Bezirk nur eins: die Anerkennung und Wahrung des jetzigen Zustands.

Im Bauausschuss der Bezirksverordnetenversammlung sorgte die verwirrende Situation aber dafür, dass man sich bei der Suche nach einer Entscheidung vertagen musste. Für Probleme sorgt die Frage, ob man die Fläche per Bebauungsplan noch als Kleingartenland sichern kann, obwohl es zum Teil in ein Wohngebiet verwandelt wurde.

Jeder macht, was er will

In der Kolonie Mannheim hätten die Gärtner „planwidrig einfamilienhausähnlich gebaut“, stellt Stadtplanungsamtsleiter Rainer Latour fest. Juristische Verfahren sind noch im Gange. Parallel dazu soll eine politische Entscheidung fallen, wie das wild gemischte Bau- und Gartenland künftig zu fassen ist. „Das ungeordnete Verfahren, bei dem jeder auf seiner Parzelle macht, was er will, geht auf Dauer nicht“, drängt Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) auf klare Verhältnisse. Nun wollen die Fraktion der BVV beraten, wie sie sich positionieren werden. Die Gefahr liegt auf der Hand: Wenn man die Kolonie Mannheim als Bauland anerkennt, könnte sie sich als wertvoll erweisen für einen Investor, der dort viel Beton will und gar keine Blumen. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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