Künftige Nutzung der ehemaligen Zigarettenfabrik Reemtsma wird diskutiert
"Uns wird von der Politik doch immer vorgeworfen, dass wir mit unseren Bürgerentscheiden den Wohnungsbau in Berlin blockieren", sagt Anwohner Thomas Dederich, während er in Richtung des leer stehenden Areals zeigt. "Hier kann man doch prima wohnen. Und wir würden in Berlin dadurch nicht einen einzigen Quadratmeter an Grünfläche verlieren."
Ähnliche Gedanken mag man auch bei der Wohnkompanie gehabt haben, die - laut Geschäftsführer Stephan Allner - in den kommenden sechs Jahren über 100 Millionen Euro in das Objekt investieren will. So betont Allner, dass sich die jeweils 20.000 Quadratmeter großen Hallen der insgesamt 110.000 Quadratmetern Nutzfläche hervorragend für Wohnungen eignen würden, man für das Gelände aber schon jetzt zahlreiche Gewerbemietinteressenten habe: "Inzwischen haben wir so viele Anfragen zu Gewerbeflächen, dass wir das Gelände zweimal vermieten könnten." Darüber hinaus biete das knapp 75.000 Quadratmeter große Grundstück aber auch noch reichlich Platz für Neubauten. "Angesichts der idyllischen Lage am Rande der Kleingartenkolonien könnte ein Teil des Grundstücks grundsätzlich für den Wohnungsbau geeignet sein", liebäugelt Allner. In Düsseldorf wandelte eine Schwesterfirma zurzeit ein vergleichbar großes Industrieareal um. "Am Ende werden dort Wohnungen und moderne Arbeitsplätze nebeneinander angesiedelt sein. Unsere Idee war, das in Schmargendorf ähnlich zu handhaben."
Doch an genau diesen Punkt stößt man bei Stadtrat Marc Schulte (SPD) auf Widerstand. Zwar sehe man auch in der SPD-Fraktion den dringenden Bedarf an Wohnraum und plädiere dafür, dass fachlich geprüft werden müsse, wie auch Brachflächen, die nicht mehr als Gewerbe- und Industriestandorte benötigt werden, zukünftig als Flächen für Wohnungsneubau umgewidmet werden können. In Sachen ehemaliger Zigarettenfabrik legt sich Schulte aber fest: "Wir können nicht immer nur Wohnungen bauen, wir brauchen auch Arbeitsplätze und Platz für Unternehmen." Deshalb müsse dieser Industriestandort erhalten bleiben.
Anwohner Thomas Dederich abschließend: "Hoffentlich ist in dieser Frage das letzte Wort noch nicht gesprochen. Denn irgendwie hat man mittlerweile doch das Gefühl, dass mehr der angedachten oder sogar geplanten Wohnungsbauvorhaben in Berlin ins Stocken geraten als dass tatsächlich bezahlbarer Wohnraum entsteht."
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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