Nach Protesten in der Salzbrunner Straße: Wohnungsunternehmen lenkt ein
Schmargendorf. Mieterprotest kann Erfolg haben: Nachdem Anwohner der Salzbrunner, Charlottenbrunner und Orber Straße gegen die Modernisierung ihrer Häuser auf die Barrikaden gegangen sind, zeigt sich das Wohnungsunternehmen Vonovia nun kompromissbereit.
Betroffen sind 194 Mietparteien der ehemaligen Gagfah-Häuser. Diese wurden Ende der 30er-Jahre errichtet, einige auch im Wiederaufbauprogramm Anfang der 50er-Jahre. Die Vonovia hatte im vergangenen Jahr damit begonnen, die Fassaden und Balkons zu dämmen. Außerdem sollten die Bäder modernisiert und die Fenster ausgetauscht werden.
SPD-Politiker schalteten sich ein
Den Bewohnern erschienen die Maßnahmen als überzogen, sie fürchteten hohe Mietsteigerungen, zudem beklagten sie Pfusch der ausführenden Firma. Einige ließen die Bauarbeiten gerichtlich per einstweiliger Verfügung stoppen. Schließlich boten zwei SPD-Bezirkspolitiker, Heike Schmitt-Schmalz und der Mietrechtsexperte Christian Hochgrebe, ihre Hilfe an, um zwischen den zerstrittenen Parteien zu vermitteln. Die Vonovia wollte das Ergebnis der Verhandlung abwarten und verfügte Ende 2015 einen Baustopp.
Neue Vorschläge präsentiert
Am 12. April präsentierte das Unternehmen seine Vorschläge. Weil es schon im Vorfeld eingewilligt hatte, auf Mieterwunsch auf eine Badeerneuerung zu verzichten, hatte sich die Modernisierungsumlage bereits von durchschnittlich etwa drei Euro pro Quadratmeter und Monat auf rund zwei Euro verringert. Nun teilte Vorstandsmitglied Sebastian Jung den Mietern mit, dass maximal 1,65 Euro fällig würden. Davon sei die zu erwartende Energiekosteneinsparung abzuziehen, so dass die monatlichen Mehrkosten letztendlich bei höchstens 84 Cent pro Quadratmeter lägen.
Außerdem sicherte er zu, dass die Bewohner 15 Jahre lang vor eventuellen Eigenbedarfskündigungen geschützt seien. Fünf Jahre lang werde es auch keine reguläre Mieterhöhung geben. Bereits erledigte Dämmarbeiten an Balkonen, die die Aufenthaltsfläche stark verkleinern, würden rückgängig gemacht und stattdessen eine schmalere Dämmschicht aufgebracht. Auch akzeptiere das Unternehmen ohne Diskussion die Härtefallregel, laut der niemand nach der Modernisierung mehr als ein Drittel seines Einkommens für die Miete aufwenden müsse. „Reden Sie mit uns, wir werden eine Lösung finden“, betonte Jung immer wieder.
Bau vor Ort besser überwachen
Konsequenzen hat die Vonovia auch aus den Beschwerden über Handwerkerpfusch und fehlende Ansprechpartner gezogen: Die Bauleitung werde ausgetauscht, die ausgeführten Arbeiten besser kontrolliert, zwei Vonovia-Mitarbeiter seien künftig ständig vor Ort, regelmäßige Sprechstunde würden eingerichtet, so Jung.
Heike Schmitt-Schmalz ist recht zufrieden. „Wir haben zusammen mit der Mieterdelegation wirklich hart verhandelt. Ich bin erstaunt und erfreut, wie weit die Vonovia sich bewegt hat. Aus meiner Sicht können die Mieter jetzt unterschreiben.“
Sebastian S., einer der Bewohner, ist vorsichtig optimistisch. „Sehr positiv ist es, dass es fünf Jahre lang keine Anpassung an den Mietspiegel, also keine Mieterhöhung geben soll.“ Er hoffe aber, dass das Wohnungsunternehmen nach Ablauf dieser Frist nicht versuche, so viel Geld wie möglich aus den Wohnungen herauszuschlagen.
Wie geht es nun weiter? Anfang Mai wird die Vonovia neue Modernisierungsankündigungen verschicken und auf die Zustimmung der Mieter warten. Anfang Juni könnten die Arbeiten dann fortgesetzt werden – unter neuem Vorzeichen. sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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