Wie die Wiese verschonen? Neue Ideen für das Wohnungsbauvorhaben am Cornelsenweg
Es ist eine Annäherung im Schneckentempo. Und obwohl auf Seiten der Initiative zur Rettung der Cornelsenweg-Wiese und auf derjenigen des Bauherren Bewegung erkennbar ist, bleiben die Widersacher im wesentlichen Punkt uneins. Der Standpunkt der Anwohner ist: Die Wiese bleibt völlig frei. Der des Investors: Die Neubaumasse von 10 400 Quadratmetern wird so umgruppiert, dass möglichst viel Wiesenfläche frei bleibt und die Tiefgarageneinfahrt so liegt, dass man das Biotop nicht untergraben muss.
Was das konkret bedeutet, stellte "Becker und Kries"-Geschäftsführer Matthias Klussmann nun im Bauausschuss vor. Alle dort gezeigten Varianten haben gemein, dass der zunächst geplante dicke Brocken mitten auf der Wiese entfällt - durch Verteilung der Fläche auf andere Häuser, die sich zwischen die Bestandsbauten setzen und dort alle Freiflächen einhalten.
"Unser Ziel bleibt, hier Mietwohnungen anzubieten, und zwar so günstig wie möglich", betont Klussmann. In den Neubauten mit etwa 100 Unterkünften bekäme man Mieten von 9 bis 12 Euro nettokalt, im Bestand blieben sie bei 5 bis 8 Euro. "So erhalten wir eine weite Spanne."
Der Ansicht, man habe mit den Alternativvorschlägen einen Konsens erzielt, widerspricht der Initiativen-Verantwortliche Norbert Machachej jedoch entschieden: "Wir lehnen jede Bebauung der Wiese weiter ab und werden weitermachen, bis wir unser Ziel erreicht haben." Auch die neuen Varianten sehen zwei kleinere Baukörper vor, die auf dem jetzigen Wiesenareal Licht und Grün schlucken, wenngleich dazwischen eine Lücke bleibt.
Weitere Ideen ins Spiel zu bringen versuchte indes Grünen-Bauexperte Volker Heise. Er möchte eine "Perlenkette von Punkthäusern" an der Nordostseite aufreihen, die hoch genug sind, dass sie das ganze Volumen eines Neubaublocks auf der Wiese aufnehmen und ihn so überflüssig machen.
Soll man lieber konsequent in die Höhe bauen als in die Breite, um die Wiese zu schonen? "Becker und Kries" hat bei dieser Vorstellung Bedenken. Und auch das Bezirksamt begegnet dem Vorschlag skeptisch - mit Blick auf die städtebauliche Wirkung.
So hat Baustadtrat Marc Schulte (SPD) stattdessen Sympathien für die Vorschläge des Investors, weil hier aus seiner Sicht ein Mittelweg begangen wird zwischen möglichst viel Wiese und einer vertretbaren Art der Nachverdichtung durch weitere Wohnungen.
"Es hat beim Investor Bewegung gegeben. Und die schnelle Überarbeitung der ursprünglichen Pläne ist nicht selbstverständlich", wirbt er für Zustimmung. Der Bürgerinitiative hält er zu Gute, dass sie zu recht auf ein planerisches Problem hingewiesen habe, mit dem man sich nun konstruktiv befasst. Es gebe jetzt sogar die Chance, das Biotop "zu qualifizieren" - etwa mit einem neuen Spielplatz und einer Kita, die "Becker und Kries" ebenfalls errichtet.
Auch die Bezirksverordneten von SPD und CDU werden einer der Lösungsideen des Investors wohl zustimmen. Alle Fraktionen wollen sich aber noch beraten und in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 29. April zur Entscheidung kommen.
Nur Grüne, Piraten und Linke lassen schon erkennen, dass sie diese Abstimmung gegen den Willen der Initiative nicht mittragen werden. "Wir sind enttäuscht, denn die Entlastung ist nicht so groß, dass die Wiese ganz frei bleibt", erklärt Ansgar Gusy im Namen der Grünen. Freiflächen seien in diesem Teil von Wilmersdorf nicht entbehrlich, schon wegen der Ballung von Wohnraum im Komplex an der Schlangenbader Straße.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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