Platznot: Schulstandort Alt-Schmargendorf braucht den Ausbau
Schmargendorf. Prallvolle Klassenzimmer und stetig steigende Schülerzahlen: Im Doppelgebäude der Alt-Schmargendorf-Gundschule und der Judith-Kerr-Schule sind die Platzreserven längst erschöpft. Selbst Unterricht auf dem Gang soll es schon gegeben haben. Höchste Zeit für die Erweiterung.
Als Licht ins Dunkel kommt, sieht man Schreck auf den Gesichtern. Eine Baustelle hatten die Mitglieder des Schulausschusses erwartet. Aber das? Feuchte Wände, weit fortgeschrittener Verfall – und kaum Fenster. Was heute wie ein verkommener Lagerraum wirkt, soll künftig als Klassenzimmer dienen. Denn an denen besteht ein derartiger Mangel, dass die Politiker nun jede Option prüfen müssen. Alles, was nur annähernd für den Unterricht in Frage kommt, soll nun einen Umbau erfahren, hier an einem der gefragtesten Bildungsstandorte im Bezirk: im Doppelbau an der Reichenhaller Straße, den sich die Alt-Schmargendorf Grundschule mit sportbetontem Profil und die auf französische Sprache spezialisierte Judith-Kerr-Schule teilen.
Unterricht auf dem Flur
„Man braucht da einige Fantasie“, bestätigt Planerin Susanne Paul-Beckmann die Kluft zwischen dem Ist-Zustand der noch ungenutzten Räume und dem Soll. Glaubt man den Gerüchten, wonach Grundschüler vor schierer Platznot schon auf dem Gang Wissen vermittelt bekamen, ist der Ausbau eher ein Muss.
Dass die räumliche Erweiterung an den Finanzen nicht scheitert, dafür sorgt ein Geldsegen namens „SIWA“. Ausgeschrieben bedeutet dies „Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt“ – eine Investition in die bevölkerungsreichere Zukunft, getätigt vom Berliner Senat. 2,5 Millionen Euro wird es kosten, die ungenutzten Raumreserven, einschließlich eines ehemaligen Hausmeistergebäudes, nutzbar zu machen. Wenn das gelingt, wird die Alt-Schmargendorf-Grundschule ihre ersten Klassen, die in ein anderes Gebäude an der Cunostraße ausgelagert wurden, wieder ins Stammgebäude zurückholen können.
Aber woran liegt es, dass die Anmeldungen ständig steigen? Harry Hun, Leiter der Alt-Schmargendorf-Schule, hält das sportliche Profil für einen Magneten. „Unsere Angebote in Sachen Bewegungsfreude sind einfach attraktiv. Und viele Kinder, die zu uns kommen, sind auch in Sportvereinen organisiert.“ Derzeit seien 423 Schüler gemeldet, aber schon im kommenden Schuljahr erwarte man eine Zahl von 460. Hinzu kommen 450 Kinder der Judith-Kerr-Schule, die wegen des Ganztagsbetriebs und eines Zugeständnisses an den Französisch-Unterricht besondere Bedingungen braucht: Die Räume müssen unterteilbar sein, damit man sich kleineren Gruppen separat widmen kann.
Um dem Ansturm auf die Freizeitbereiche vorzubeugen, sind die Pausenzeiten der beiden Schulen versetzt. Und auch sonst braucht es kluge Absprachen, damit der Parallelbetrieb auf kleinem Raum funktioniert. Vom Votum der Bezirksverordneten wird es nun abhängen, wie schnell und in welcher Weise der Ausbau in Gang kommt. Doch der CDU-Bürgerdeputierte Reinhold Hartmann glaubt nicht daran, dass es mit einer räumlichen Erweiterung getan ist. „Es gibt offensichtlich ein Kommunikationsproblem zwischen den beiden Schulen“, schildert er seinen Eindruck. Nur wenn man die vorhandenen Räume sinnvoller ausnutze, werde man der Lage Herr.
Denn weiterer Zuzug in den Kiez gilt jetzt als gesichert: Voraussichtlich 700 neue Wohnungen entstehen auf dem Areal der Kleingartenkolonie Oeynhausen. Dass hier etliche Kinder ihr neues Zuhause finden – ein offenes Geheimnis. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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