90 Jahre Trutzburg
Die Kreuzkirche – einst umstritten, heute Schmargendorfs Stolz

Wuchtig und aus rotem Eisenklinker gebaut: Die Kreuzkirche am Hohenzollerndamm sticht seit 90 Jahren ins Auge.  | Foto: Matthias Vogel
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  • Wuchtig und aus rotem Eisenklinker gebaut: Die Kreuzkirche am Hohenzollerndamm sticht seit 90 Jahren ins Auge.
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Die Kreuzkirche am Hohenzollerndamm 130 ist am 15. Dezember 2019 90 Jahre alt geworden. Der Bau war umstritten, doch das hinderte einen Großteil der Kirchengemeinde damals nicht daran, ihn ausgiebig zu feiern. Klar, dass auch das stattliche Jubiläum ihres Gotteshauses angemessen begangen wurde.

Als „Gipfel der Modernität“ charakterisierte die Zeitung „Der Deutsche“ damals den Bau, und fügte skeptisch hinzu: „Obwohl manche praktische Neuerungen ... zu begrüßen sind, wird doch ein großer Teil der evangelischen Bevölkerung an dem ganzen Baustil nicht unberechtigt Befremden nehmen".

Natürlich hat die Kreuzkirche den damaligen Zweifel überdauert und heute ist der Bau als eine der wenigen im expressionistischen Stil erbauten Kirchen Deutschlands bekannt. Bereits kurz nach der Einweihung feierten die Schmargendorfer dort auch große Kostümfeste – sehr zum Ärger einiger Gemeindemitglieder: Ihre Beschwerdebriefe über „ausschweifende und in ein kirchliches Haus nicht passende Festivitäten“ sind noch im Kirchenarchiv zu finden.

Neues Buch vorgestellt

Pfarrer Andreas Groß stellte anlässlich des Ehrentages auch das neue Buch des Historikers Manfred Gailus über die bewegte Geschichte der Kreuzkirche in den ersten Jahrzehnten vor. „Kreuzkirche, Kirchenkampf und Kriegsjahre. Die Kreuzkirchengemeinde in Berlin“ beschreibt nicht nur das Entstehen eines modernen Gemeindezentrums Ende der 20er-Jahre sowie den Kirchenkampf im Dritten Reich zwischen Christen der Bekennenden Kirche und den nationalsozialistisch gesinnten Deutschen Christen, die das Gemeindeleben der Kreuzkirche lähmten. Auch die Situation der Kirche in der Nachkriegszeit beleuchtet es ausgiebig.

Eingangstor aus blauer Keramik

Bis zum Bau der Kreuzkirche mussten die Christen in Schmargendorf übrigens 700 Jahre lang mit einer kleinen Feldsteinkirche, der Dorfkirche Schmargendorf, auskommen. Mit Schmargendorf als Vorort der Reichshauptstadt Berlin wuchs auch die evangelische Gemeinde von 1891 bis 1927 rasant von 1700 auf 18.000 Mitglieder. Im Jahr 1911 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, um Entwürfe für einen Kirchenneubau zu sichten. Den für 1916 geplanten Baubeginn verhinderte jedoch der 1. Weltkrieg. Erst am 4. Dezember 1927 wird am Hohenzollerndamm der Grundstein für den Bau gelegt. Der neue Entwurf stammt von dem Architekten Günther Paulus und seinem Vater Ernst Paulus. Am 3. Adventssonntag 1929 wurde der wuchtige Bau aus rotem Eisenklinker mit seinem 54 Metern hohen Kirchturm geweiht. Besonders markant ist das Eingangstor aus blauer Keramik, das einer ostasiatischen Pagode ähnelt. Im 2. Weltkrieg wurden die Fenster und das Dach der Kirche schwer beschädigt und erst 1953 wieder vollständig instand gesetzt.

Heute zählt die Kreuzkirchengemeinde knapp über 3000 Mitglieder. Bekannt ist sie für ihre Vortragsreihe „Kirche und Gesellschaft“, zu der regelmäßig prominente Persönlichkeiten zu Gast sind – zuletzt beispielsweise Sigmar Gabriel.

Das Buch „Kreuzkirche, Kirchenkampf und Kriegsjahre. Die Kreuzkirchengemeinde in Berlin“ erschien im Wichern-Verlag und ist zum Preis von 10 Euro in der Kreuzkirchengemeinde erhältlich.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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