Sie kommen von den Schmargendorfer Alpen
Kleingartenkolonie Kissingen feiert 100-jähriges Bestehen

Hinein in die Akazienallee, der Zugang zur Kolonie Kissingen erfolgt über die Mecklenburgische Straße 40. | Foto: Matthias Vogel
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  • Hinein in die Akazienallee, der Zugang zur Kolonie Kissingen erfolgt über die Mecklenburgische Straße 40.
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Am Sonnabend, 17., und Sonntag, 18. August, feiert die Kleingartenkolonie Kissingen ihr 100. Jubiläum. Die 400 Mitglieder des Vereins können ausgelassen feiern, die weitere Existenz ihrer Kolonie steht auf einem soliden Fundament.

Im Gegensatz zu vielen anderen Laubenpieper-Parzellen der Stadt sind die 176 Kissingen-Gärten als Dauergrün im Flächennutzungsplan eingetragen. „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es zwar nie“, sagt Robert Wilde, seit 23 Jahren der Vorsitzende des Vereins. „Aber natürlich lässt uns das schon ruhiger schlafen.“ Dazu gehöre das Grundstück an der Mecklenburgischen Straße 40 dem Senat. „Und landeseigene Grundstücke werden so gut wie nie an Investoren verkauft.“

Parzellen mussten für Reemtsma weichen

Schicksalsschläge wie der aus dem Jahre 1982, als die Kolonie Kissingen 32 ihrer Parzellen und ihr Vereinsheim wegen des Baus der Tabakfabrik auf dem benachbarten Reemtsma-Geländes abtreten musste, bleiben Wilde und seinem Gefolge künftig wohl eher erspart. Noch etwas macht die Kolonie besonders: „Wir gehören nicht dem Landesverband an. Einer meiner Vorgänger sah das Zahlen von Beiträgen nicht ein. Der Fall endete vor Gericht, wir bekamen Recht und dürfen seither als eigenständiger Verein arbeiten“, sagt der Vorsitzende.

"Das schweißt zusammen"

Das hat Vor- und Nachteile. Zum einen unterliegen die Kissingen-Laubenpieper nicht dem Kleingartengesetz und sind daher in der Wahl ihrer Bepflanzung sowie der Zaun- und Heckenhöhen freier. Auf der anderen Seite müssen sie beispielsweise die Finanzierung von Sanierungsarbeiten selber stemmen. Im Jahr 2001 erwischte es die Kolonie ordentlich. Zahlreiche Wasserrohrbrüche hatten verraten: Die Leitungen waren marode. Kostenvoranschläge für deren Erneuerung sowie den Einbau von Wasseruhren für jedes Grundstück bewegten sich zwischen 180 000 und 400 000 DM. "Wir haben das dann selbst in die Hand genommen und für 120 000 Euro innerhalb von 28 Wochen zwei Kilometer Wasserleitungen verlegt“, berichtet Wilde. Ein harter Kern von acht bis zehn Kleingartenbesitzern schuftete jeden Tag und wurde am Wochenende noch von mehr als einem Dutzend weiteren Helfern unterstützt. „Die Frauen haben uns Essen gekocht“, erinnert sich der Vorsitzende. Am Ende sei man stolz auf das Projekt gewesen, so etwas schweiße zusammen.

Und gelohnt hat sich die Eigenleistung nicht nur wegen der Einsparungen bei den Investitionskosten: „Vor den Uhren wurde per Quadratmeter abgerechnet und weil das Leitungssystem überall undicht war, hatten wir einen jährlichen Wasserverbrauch von 45 000 Kubikmetern. Seit der Maßnahme haben wir keinen Rohrbruch mehr gehabt und der Verbrauch pendelt zwischen 3000 und 4000 Kubikmetern Wasser.“

Bemerkenswert: Die Geschichte der Kolonie Kissingen begann ebenfalls mit einer neuen Wasserleitung. Etwa 50 Kolonisten der Kolonie „Schmargendorfer Alpen“ hatten sich zu diesem Zweck am 15. Juni 1919 getroffen, zwei Wochen später wurde dann die „Kleingärtnervereinigung Kissingen e.V.“ gegründet.

Immer ist etwas los

Feste wurden schon immer gefeiert, unter der Ägide von Robert Wilde kamen etliche dazu. Das beliebte Eisbeinessen etwa, oder Schlachteplatte-, Spargel- oder Kesselgulasch-Essen. Immer ist etwas los, im Juni das Kinderfest, im November ein Laternenumzug und schließlich die Seniorenweihnachtsfeier. Ferner messen sich die Kleingärtner in einer Darts-Liga, deren Spieltage über das ganze Jahr verteilt sind.

Ehrenmitglied Klara Schmeichel mit 107 Jahren

Nun also das Jubiläumsfest, das am 17. August um 13 Uhr mit Kaffee und Kuchen auf dem Vereinsgelände in der Kolonie beginnt. Um 15 Uhr trudeln die Ehrengäste und Sponsoren ein, Grünen-Stadtrat Oliver Schruoffeneger hat sich angekündigt, genauso wie die bündnisgrüne Umweltsenatorin Regine Günther. Besonders freut sich Wilde auf das Ehrenmitglied Klara Schmeichel. Sie ist heute 107 Jahre alt, hatte bis 1997 hier ihren Garten, den sie bis zuletzt ohne Hilfe bewirtschaftet hat. "Wir lassen sie aus dem Seniorenwohnheim holen, damit sie mit uns feiern kann." Drei der ursprünglich fünf Gebrüder Blattschuss werden auftreten, anschließend wird das Buffet eröffnet. „Natürlich wird weiter gefeiert, und zwar open end“, sagt Wilde. Am Sonntag geht das Fest mit einem Frühschoppen um 10 Uhr weiter.

100 Jahre Vergnügen, friedliches Gärtnern, Geselligkeit, schöne Zeit? „Leider nicht ganz“, sagt Wilde. „In einer Nacht 2017 ist eine Laube abgebrannt. Bei der Katastrophe sind ihr Besitzer Karsten Biastoch und sein Hund in den Flammen umgekommen sind. Aber das war wirklich der einzige wirklich traurige Vorfall, den wir hier zu verdauen hatten.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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