Ist eine Hälfte der Kleingartenkolonie Oeynhausen noch zu retten?

Alles vergebens? Die Kleingärtner drohen trotz eines gewonnenen Bürgerentscheids mit leeren Händen dazustehen. | Foto: Thomas Schubert
  • Alles vergebens? Die Kleingärtner drohen trotz eines gewonnenen Bürgerentscheids mit leeren Händen dazustehen.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Schmargendorf. Baurecht für 700 Wohnungen – und keine Handhabe, den neuen Eigentümer Groth zu stoppen: Für die Laubenpieper der Kolonie Oeynhausen ist der Krisenfall eingetreten. Kann man durch die Rückkehr zum Kompromissvorschlag von 2013 die komplette Räumung der Fläche verhindern?

Alles oder nichts – so hieß im Ringen um Berlins älteste Kleingartenkolonie lange Zeit der Grundsatz. Das gesamte Areal mit rund 300 Parzellen wollten Betroffene und Bezirkspolitiker als Grünfläche sichern. Nachdem nun aber eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Berlin deutlich macht, dass man das Baurecht für ein Immobilienprojekt auf dem früheren Post-Grundstück nicht versagen kann ohne millionenschwere Entschädigungsansprüche auszulösen, droht den Gärtnern das Aus.

Soll damit die Geschichte der Anlage nach 111 Jahren zu Ende sein? Sollten die jahrelangen politischen Schlachten über das Wann und Wie der Rettung mit diesem Ergebnis schließen? Werden trotz eines Bürgerentscheids, der die Bewahrung der Kolonie verlangt, Abrissbagger rollen?

Aus der Alles-oder-nichts-Situation führt offenbar nur noch ein Weg heraus: der 2013 benannte Kompromiss. Er sieht vor, den Gärtnern die Hälfte der Fläche zu lassen und dem Investor auf der anderen Hälfte die doppelte Bauhöhe zu gestatten – sechs statt drei Geschosse.

Eben diesen Weg wollen BVV (auf Antrag von CDU, SPD und Piraten) und Bezirksamt nach einem aktuellen Beschluss nun wieder beschreiten. „Wir werden alles tun, um möglichst viele Gärten zu sichern“, verspricht Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD). Dazu brauche es aber „eine Überwindung der Grabenkämpfe“, den geschlossenen Auftritt am Verhandlungstisch mit der Groth-Gruppe, die das Grundstück von Lorac erworben hat. Und Rückendeckung der Kleingärtner. Auch sie werden an den Verhandlungen beteiligt sein, so dass man eine „Trias“ der Politiker, Investoren und Bürger erhält.

„Es werden schwierige Verhandlungen“, sagt Naumann allerdings voraus. Denn die Verschleppung des Verfahrens seit 2013 und „ein Vertrauensverlust in vielerlei Richtungen“ gestalten die Lage aus seiner Sicht weitaus schwieriger als damals. Auch Baustadtrat Marc Schulte (SPD) verdeutlicht, dass der politische Wunsch nach einem Kompromiss zwar der gleiche ist. Doch diesmal habe der Investor mit der Baugenehmigung für das gesamte Grundstück viel bessere Karten.

Nachdem Schulte sich jahrelang einem Beschuss seitens der Gärtner und anderer Fraktionen ausgesetzt sah, sprachen ihm nun in der letzten BVV-Sitzung selbst frühere Gegner das Vertrauen aus. Der Stadtrat wies darauf hin, dass er angesichts dieser Wende „keine Genugtuung“ empfindet. „Mir gefällt es nicht, dass der Investor einen Gewinn hat, der politisch nicht zu akzeptieren ist“, spielt er auf den Umstand an, dass die Deutsche Post das Grundstück 2008 für nur 600 000 Euro verkauft hat und Bauherren jetzt damit einen millionenschweren Profit erwirtschaften.

Dass sich Groth nicht mehr von einen Kompromiss überzeugen lässt, hält Nadia Rouhani, die wegen ihrer Auftritte im Kampf um Oeynhausen von der Grünen-Fraktion ausgeschlossen wurde, für unwahrscheinlich. Im Wahljahr 2016 hätten weder Politiker noch Investoren ein Interesse an Bildern, die eine unfreiwillige Räumung und den massenhaften Abriss von Kleingärten zeigen. Außerdem gehe die doppelte Bauhöhe für Groth mit einem Gewinn einher – der Kompromiss bringe ihm als Bonus 20 Prozent mehr Wohnungsfläche als die 100 Prozent, die er schon sicher hat. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 182× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 138× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 528× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.125× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.