Umzugskarussell des Bezirksamts trifft Carl-Orff-Schule

Nicht mit uns: Hortleiterin Elke Gomell und Mark Schmiechen beraten ihren Widerstand im Mädchenzimmer des umstrittenen Gebäudes. | Foto: Schubert
  • Nicht mit uns: Hortleiterin Elke Gomell und Mark Schmiechen beraten ihren Widerstand im Mädchenzimmer des umstrittenen Gebäudes.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Schmargendorf. Leerzug mit drastischen Folgen: Weil Abteilungen des Bezirks plötzlich im Rathaus Schmargendorf unterkommen müssen, soll die dortige Bibliothek ihren Bestand in ein Nebengebäude der Carl-Orff-Grundschule verlagern. Die weiß jetzt nicht mehr, wohin mit ihren Schülern.

An einem turbulenten Dienstagmorgen drückt Mark Schmiechen seine kleine Tochter Lisa an sich, um seine Nerven zu beruhigen. So liebevoll er mit Lisa umgeht, so energisch setzt sich der Elternvertreter der Carl-Orff-Schule in diesen Tagen gegen ein Problem zur Wehr, das 65 Hortkindern droht.

Denn die sollen nach den Sommerferien umziehen - wohin auch immer. Der Grund: eine Kettenreaktion, ausgelöst durch den Leerzug des Rathauses Wilmersdorf. Weil dessen Mitarbeiter bekanntlich bis zum Jahresende auf andere Liegenschaften des Bezirks verteilt werden müssen, der Platzbedarf aber höher ausfiel als erwartet, musste kurzfristig eine Planänderung her. Und die geht so: Eine der Abteilungen, wahrscheinlich das Vermessungsamt, zieht ins Rathaus Schmargendorf am Berkaer Platz und drängt die dort ansässige Adolf-Reichwein-Bibliothek aus ihren Räumen. Für sie vorgesehen ist ab dem Sommer eben jenes Hortgebäude an der Berkaer Straße, das die Orff-Schule täglich ab etwa 11.30 Uhr vollständig nutzt. Die Hortkinder wiederum wechseln dafür ins Hauptgebäude. Soweit der neue Plan.

Was auf dem Papier machbar scheint, erweist sich in der Praxis als unmöglich. Jedenfalls aus Sicht von Schulleiterin Ursula Riechers: "Wir befinden uns bei der Platzausnutzung im Hauptgebäude bereits am Limit, haben nicht einmal ein Krankenzimmer. Die Liegen stehen auf dem Flur."

Riechers kritisiert nicht nur den Bezirksamtsbeschluss an sich, sondern auch die forsche Art der Mitteilung. Man sei von Schulstadträtin Elfi Jantzen (Grüne) vor vollendete Tatsachen gestellt worden, noch bevor es überhaupt eine Besichtigung gegeben habe. Auch Karsten Sell, der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion, übt scharfe Kritik an dieser Art der Informationspolitik. "Es ist eine Frechheit, wenn man nicht einmal die Eltern informiert", beschwert er sich. Außerdem sei ihm nicht bekannt, dass Jantzen das Bezirksparlament benachrichtigt habe.

Und selbst wenn sich freie Zimmer im Hauptgebäude der Carl-Orff-Schule finden sollten, gibt es entschiedene Bedenken. "Hort ist nun mal nicht dasselbe wie Schule", schimpft Mark Schmiechen. Man könne Kinder, die spielen wollen, nicht dicht an dicht mit denen zusammensetzen, die am späten Vormittag noch Unterricht haben.

Wie Stadträtin Jantzen mit den Vorwürfen umgeht, ist derzeit nicht zu erfahren; sie weilt im Urlaub. Dagmar König von der CDU, die als Stadträtin für Immobilien den Leerzug des Rathauses Wilmersdorf verantwortet, bekräftigt indes den Beschluss des Bezirksamts und macht der Schule keine Hoffnung, es gebe noch Verhandlungsspielraum. "Horte sind längst Teil der Ganztagsschulen geworden", sagte König im Kulturausschuss der BVV. Dass dies auch räumlich zu verstehen ist, habe man an der Carl-Orff-Schule noch nicht verinnerlicht. "Die Zeiten, in denen wir Räume großzügig nutzen konnten, sind vorbei", stellt König klar.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 273× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 909× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 252× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.