Berliner Stadtreinigung setzt modernsten Mülllader ein

Projektleiterin Renate Lemke erklärt das Müllfahrzeug mit Steckdose. | Foto: Wecker
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Schmargendorf. Vor 2000 Jahren wurden in Rom vier Beamte, die Ädilen, für die Reinigung der Stadt verantwortlich gemacht. Seither gibt es eine Stadtreinigung. In dieser Zeit hat sich zwar nichts an der Liederlichkeit der Städter, die, wo sie gehen und stehen fallen lassen, was sie nicht mehr brauchen, geändert, wohl aber die Technik, mit der der Dreck beseitigt wird.

Am vorigen Mittwoch, 11. September, wurde auf dem Betriebshof der BSR in der Forckenbeckstraße 2 ein weiterer Meilenstein in der 2000-jährigen Geschichte der Stadtreinigung gesetzt. Erstmals in Deutschland verpresste das Fahrzeug "eMH900" Sperrmüll. Dieses Sperrmüllfahrzeug hat zwei technische Neuerungen, die es weltweit in die erste Reihe der modernsten Nutzfahrzeugtechnik stellen: Es wird von einem Hybridmotor angetrieben, sodass es große Strecken im elektrischen Betrieb zurücklegt, und es verfügt über eine völlig von der Antriebstechnik getrennte nur rein über Batterien betriebene Verlade- und Presstechnik für den Sperrmüll.

Seine Betriebsstoffe bezieht das Fahrzeug aus einem gegenüber vergleichbaren Fahrzeugen viel kleineren Tank für den Dieselkraftstoff und über eine fünfpolige Steckdose, um die Akkumulatoren der Presstechnik wieder mit Kraftstrom zu speisen. Diese Akkus müssen erst nach zwei vollen Arbeitsschichten von je acht Stunden wieder aufgeladen werden. In dieser Zeit können 20 Kubikmeter Sperrmüll in den Aufnahmecontainer gepresst werden. Während der Pressung ist der Diesel ausgeschaltet. Beim Anfahren wird allein das für die Elektromotoren typische hohe Drehmoment wirksam; bei höherer Geschwindigkeit arbeiten Diesel- und Elektromotor parallel; beim Bremsen wird der Elektromotor zum Generator und lädt die Batterien auf. Das senkt entschieden den Verkehrslärm der Fahrzeuge und spart mit allen positiven Auswirkungen auf die Umwelt ein Drittel des üblicherweise benötigten Diesels ein.

Bisher ist dieses Fahrzeug jedoch nur eine sehr teure Einzelanfertigung für den Testbetrieb. In Skandinavien sind bereits mehrere solcher Fahrzeuge des Herstellers Volvo im Einsatz. Die AWU Oberhavel testet einen Seitenlader gleichen Typs und die Potsdamer Stadtwerke einen nach diesem Prinzip arbeitenden Hecklader für Hausmüll.

Alle drei Testfahrzeuge sind Bestandteil eines von 30 Kernprojekten des "Internationalen Schaufenster Elektromobilität Berlin-Brandenburg", die mit mehr als 100 Partnern realisiert werden. Es wird vom Bundeswirtschaftsministerium mit zwei Millionen Euro gefördert. Wissenschaftlich wird es vom Fraunhoferinstitut begleitet.

Mit solchen Projekten behauptete Berlin seinen Anspruch, weltweit eine Referenzstadt für neue Technik zu sein, mit der die großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft gemeistert werden sollen. Charlottenburg-Wilmersdorf spielt dabei mit dem Energieeffizienzhaus in der Fasanenstraße, dem an der TU angesiedelten Campus "Euref" und der bundesweit ersten Werkstatt für Elektroautos in der Mercedes Welt am Salzufer und nunmehr auch mit dem "eMH900" der BSR ganz vorn mit.

Frank Wecker / FW
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Lokalredaktion aus Mitte

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