Seniorenclub Cunostraße wehrt sich gegen Schließung
Gymnastik für den Körper, Gedächtnistraining für den Geist. Sigrid Wilke kann sich kaum vorstellen, wie ein Leben sein könnte, ohne den Club in ihrer Nähe. "Wir sind alt und nicht mehr in der Lage weit zu laufen. Mit dem Bus fahren, das fällt uns schon schwer", gibt Wilke zu bedenken.
"So viele Jahre hat das Geld gereicht und plötzlich ist alles vorbei. Wir verstehen es nicht. Wo sollen wir sonst hin?" Das gesellige Gefühl, mal nicht allein zu Hause zu sein, das ist es, wofür man den Club in der Cunostraße 1 schätzt. Seitdem der Bezirk im Herbst 2013 bekannt gegeben hat, das Haus schließen zu wollen und alle Freizeiteinrichtungen für Alte an die Seniorenstiftung Wilmersdorf zu übertragen, konnte sich niemand an diesen Gedanken gewöhnen. Im Gegenteil.
Die Ehrenamtlerin Rosemarie Clasen, Monika-Magdalena Blume als stellvertretende Kiezbeirätin und etliche Mitstreiter leisten Widerstand gegen den möglichen Umzug in die Königsallee. Gemeinsam organisieren sie sich im Aktionsbündnis zum Erhalt des Seniorenclubs Cunostraße im Kiez. Und nachdem sie Ende des vergangenen Jahres 2000 Unterschriften hierfür gesammelt haben, legen sie jetzt noch einmal 560 neue nach.
Bis zu 2300 Besucher im Monat nutzen die Angebote, pflegen Geselligkeit, üben sich in Gelenkigkeit beim Yoga, begeistern sich für Puppentheater, spielen beim Kaffee für 60 Cent Skat und Bridge.
105 000 Euro Mietkosten will der Bezirk sparen, noch mehr beim Personal. Der Schmargendorfer Club ist ein besonders schweres Pfund in der Rechnung von Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU). Im Doppelhaushalt 2014/2015 ist das Geld für den Standort noch eingestellt. Aber dann? "Es ist nun seit der Ankündigung viel Zeit verstrichen. Und es hat sich umzugstechnisch nichts getan", klagt Blume. "Der Immobilienmarkt hier ist dicht."
Eine unberechenbare Größe in der Kalkulation des Bezirksamts sind die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter. Menschen wie Rosemarie Clasen. Wie soll es weitergehen, wenn sie ihren unbezahlten Dienst quittieren sollten? "Die Königsallee ist für mich ungünstig gelegen", erklärt Clasen. "Und ich würde mir überlegen, ob ich dort weitermache."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.