Verkehrswacht trainiert Senioren im KWA-Stift
Rosemarie Hannemann hat ihn nicht gefahren. Sie wollte nur einmal erfahren, wie das Straßengeschehen aus der Sicht eines Lkw-Fahrers aussieht. Dabei interessierte sie besonders der tote Winkel - also jene Straßenabschnitte, die der Fahrer nicht einsehen kann. Das ist für Rosemarie Hannemann sehr wichtig, denn trotz ihres hohen Alters ist sie immer noch mit dem Fahrrad unterwegs. Das befindet sich im Keller des KWA-Stiftes in der Fritz-Wildung-Straße 22. Das Stift hatte die Verkehrswacht eingeladen, um die Bewohner für das Verkehrsgeschehen zu trainieren. Die meisten der Bewohner sind noch sehr mobil, wie die 75-jährige Maria Bienek, die häufig mit dem Auto in der Stadt unterwegs ist. Sie testete ihr Reaktionsvermögen, wo sie mit gemessenen 0,57 Sekunden durchaus mit anderen Kraftfahrern mithalten kann. Doch zwischen Erkennen der Gefahr und Reaktion hat sie schon 7,90 Meter zurückgelegt. Dazu kommen auf trockener Fahrbahn bei Tempo 50 noch 14,90 Meter Bremsweg - und schon liegen zwischen Erkennen der Gefahr und der Gefahr selber fast 23 Meter. Bei Tempo 200 auf der Autobahn sind es knapp 240 Meter. Falls da unerwartet ein Wildschwein auf die Straße rennt, sollte man "den Organspendeausweis dabeihaben", rät eine Mitarbeiterin der Verkehrswacht. Getestet wurde auch das Seh- und Hörvermögen der Interessenten, die Beeinträchtigungen bei Alkoholgenuss, und wer wollte, konnte im eigenen Auto mit einem Fahrlehrer eine Fahrt unternehmen.
Hans Schimmelpfennig berichtet, dass die Landesverkehrswacht seit vorigem Jahr solche "Verkehrssicherheitstage für Senioren" berlinweit anbietet. Ziel ist es, die steigenden Unfallzahlen zu senken. Gefährdet sind Senioren gleichermaßen - ob sie als Fahrer, Radfahrer, Fußgänger oder Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. "Wir analysieren, wo bei den einzelnen Verkehrsbewegungen die spezifischen Gefährdungsquellen liegen und versuchen, darüber aufzuklären." Im Alter lassen die Reaktionsschnelligkeit, das Hör- und Sehvermögen nach, dennoch sind die Senioren nicht die Hauptunfallverursacher. Die Statistik beweist sogar, dass ältere Menschen seltener verunglücken als jüngere. "Ältere Menschen handeln überlegter, erfahrener und sind weniger risikobereit", sagt der frühere Fahrlehrer Gerhard Koch. Allerdings ist ihr Risiko, bei einem Unfall schwer verletzt oder gar getötet zu werden, viel höher als bei jungen Menschen.
Von dem Erfolg der Veranstaltung im KWA-Stift überzeugte sich auch die Seniorenvertretung des Bezirks. Ihr Vorsitzender Jens Friedrich sagte zur Berliner Woche: "Wir nehmen diese Veranstaltung gern als Anregung auf, die Landesverkehrswacht in bezirkliche Senioreneinrichtungen einzuladen. Die hier gebotenen Möglichkeiten sind eine optimale Voraussetzung, um für mehr Sicherheit der Senioren im Straßenverkehr zu sorgen."
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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