Mensch-Tier-Begegnungshaus lehrt Fürsorge
Wie Herr Müller herantappst, das ließ bisher noch keine alte Dame kalt. Wenn es heiß ist, neigt er zum Hecheln. Und wenn es frostig wird, erweist es sich als Wohltat, durch sein warmes Fell zu streichen. Wie man sich nun denken kann, handelt es sich bei Herrn Müller um einen Hund mit freundlichem Wesen und guten Manieren. Genauer gesagt ist er nur einer der felltragenden Botschafter des Mensch-Tier- Begegnungshauses, dieses ganz speziellen Ortes gleich vor dem Cafeteria-Fenster des Seniorenheims Lentzeallee der Wilmersdorfer Seniorenstiftung.
Seit Jahren schon gedeiht und wächst dieses harmonische Miteinander. Links eine umzäunte Anlage voller Gehege und kleiner Hütten, rechts das Domizil der Senioren. Mal schauen die Rentner nach dem Wohlergehen ihrer pelzigen Freunde, dann revanchiert sich Sandra Uelpenich, führt Herrn Müller hinüber in den Aufenthaltsraum oder lässt die Meerschweinchen über Tische wuseln.
"In den alten Menschen geht dann ganz viel vor. Sie erinnern sich plötzlich an ihre Kindheit und kommen ins Erzählen. Tiere sind ein toller Anlass für Gespräche", freut sich die Mitarbeiterin des Begegnungshauses auf Effekte, wie sie in der Ausprägung kaum zu erwarten waren. Auch Heimleiterin Cornelia Heinemann kann die menschlich-tierischen Begegnungen nur empfehlen: "Gerade bei beginnenden demenziellen Erkrankungen beobachten wir eine günstige Wirkung."
Dabei ist das Mensch-Tier-Begegnungshaus keinesfalls auf die Partnerschaft mit dieser Einrichtung beschränkt. Es steht für jeden offen, der vorbeikommen mag, will noch bekannter werden als Freizeitort zum Füttern, Streicheln und Spielen. Aber bitte immer artgerecht! Wer Zicklein Lienchen oder anderen Bewohnern Mahlzeiten servieren möchte, zahlt eine kleine Spende. Ansonsten lebt das Projekt des Vereins "Leben mit Tieren" von freiwilligen Zahlungen, verlangt kein Eintrittsgeld.
Am Tor wird man vom Papagei Kopernikus begrüßt, nebenan lassen die Kaninchen ihre Nasen zucken, der Hund Satchmo kämpft noch mit seiner Schüchternheit. Und dann trabt auch schon Lienchen herbei, in der Hoffnung auf eine Massage - sie ist geradezu verrückt nach den Bürste und schleckt dem Masseur zum Dank mit ihrer Zunge die Hand. Und auch der Mensch geht nach solchen Begegnungen entspannter vom Hof, hört Kopernikus noch einen Abschiedsgruß krächzen, bevor die Großstadt ihn wieder verschluckt.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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