Projekt der Nächstenliebe
Unterkunft Inklusio in der Schweinfurthstraße bietet 58 Wohnungslosen obdach

Freuen sich auf ihre neue, wenn auch temporäre Aufgabe im Inklusio: die Sozialpädagoginnen Karolin Richter und Christina Grundke, Leiterin Katrin Liebscher sowie Koordinator Stephan Weschel (v. li.).  | Foto: Matthias Vogel
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In der Schweinfurthstraße hat die Nothilfe des Arbeiter-Samariter-Bundes das Inklusio, eine Unterkunft für Wohnungslose, eröffnet. 58 obdachlosen Menschen bietet sie zukünftig ein Dach über dem Kopf, Betreuung und Unterstützung.

Wenn es um Obdachlose in Berlin geht, schwirrt immer die Anzahl 6000 durch den Raum. „Auch ich kenne sie“, sagt Stephan Wesche, Koordinator des Projektes in Schmargendorf und zuvor unter anderem als Leiter des als Flüchtlingsunterkunft genutzten ehemaligen Wilmersdorfer Rathauses am Hohenzollerndamm aktiv. „Entscheidender ist für mich aber die Zahl der Wohnungslosen, die liegt nämlich bei 30.000.“ Menschen also, die irgendwo bei Freunden, Bekannten oder der Familie einen Schlafplatz ergattert haben, wenn auch nicht dauerhaft.

Diese Zahlen, der angespannte Wohnungsmarkt und der Umstand, dass die Stadt verpflichtet ist, seinen Bürgern eine Unterkunft zu stellen, ließen das Bezirksamt und die Wilmersdorfer Seniorenstiftung auf die Nothilfe der ASB zukommen, um sie als Betreiber des viergeschossigen Hauses zu gewinnen. „Die Seniorenstiftung zog diesen Teil ihrer durch einen eingehausten Steg mit dem Bau auf der anderen Straßenseite verbundenen Einrichtung leer. Vorher waren hier Senioren untergebracht, das schrie ja gerade zu nach einer Nutzung als Unterkunft“, erzählt Wesche.

Das Inklusio ist eine Zwischennutzung. Die Parteien haben einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Es steht fest, dass die Stiftung den Flügel sanieren und wieder für die Betreuung von Senioren nutzen möchte. „Normal“, sagt Wesche, „unsere Aufgabe ist es ja nicht nur, die Menschen von der Straße zu holen und ihnen eine sichere Unterkunft zu bieten, sondern auch zu prüfen, was getan werden muss, damit sie wieder in einer eigenen Wohnung leben können.“ Acht Mitarbeiter kümmern sich um das Wohl der Klientel. Neben Leiterin Katrin Liebscher sind zwei Sozialpädagoginnen angestellt, die anderen sind als Sozialbetreuer bei Fragen und Hürden des Alltags behilflich.

Stand 23. Oktober haben sieben Wohnungslose die Einrichtung bezogen. „Der Andrang wächst täglich“, berichtete Liebscher. Anfragen sind gerade noch mit Wartezeit verbunden. Das Erdgeschoss ist zwar fast fertig, aber die oberen Geschosse müssen noch umgebaut werden. „Wir brauchen ja Duschen und keine Pflege-Badewannen, wie sie hier vorhanden waren“, so Wesche exemplarisch. Der Umbau schlägt mit 150.000 Euro zu Buche. Kosten, die im Tagessatz der Kostenträger, also Sozialamt und Jobcenter, eingepreist werden.

Ist alles fertig, laut Architekten in der 45. Kalenderwoche, fasst das Haus mit der Nummer 4 in überwiegend Einzel- und neun möglichen Doppelzimmern 58 Personen. Eine „stattliche Zahl“ wie Wesche findet und deshalb kamen für ihn die Sorgen der Anwohnerschaft nicht überraschend. „Wir haben deshalb eine Woche vor der Eröffnung eine Info-Veranstaltung angeboten. 50 Interessierte waren da. Wir wissen nicht, wie alle ticken, aber eine Handvoll Besucher fürchtete um die Ruhe in ihrer Straße, Drogenkonsum und dadurch negative Auswirkungen auf den Kiez“, sagt Wesche. Liebscher berichtet jetzt aber von aufgeschlossenen Nachbarn, Wesche sagt, die benachbarte Privatschule habe sie bei einem Besuch entgegen der Erwartung mit offenen Armen begrüßt.

Wie es wird, wenn das Inklusio voll besetzt ist, bliebe abzuwarten. „Es ist bekannt, dass Obdachlose soziale Anpassungsschwierigkeiten haben und auch Drogen konsumieren. Und je voller die Stadt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass eine derartige Unterkunft jemandem nicht passt“, sagt Wesche.

Der Bezirk habe darauf gedrängt, im Inklusio in erster Linie ältere und pflegebedürftige Obdachlose aufzunehmen. Auflage sei auch gewesen, dass das Büro der Einrichtung rund um die Uhr zu erreichen ist. „Für alle, ob Bewohner, Nachbarn oder Menschen, die sich ehrenamtlich bei uns engagieren möchten“, so Wesche.

Freuen sich auf ihre neue, wenn auch temporäre Aufgabe im Inklusio: die Sozialpädagoginnen Karolin Richter und Christina Grundke, Leiterin Katrin Liebscher sowie Koordinator Stephan Weschel (v. li.).  | Foto: Matthias Vogel
Freuen sich auf ihre neue, wenn auch temporäre Aufgabe im Inklusio: die beiden Sozialpädagoginnen Karolin Richter und Christina Grundke, Leiterin Katrin Liebscher sowie Koordinator Stephan Weschel (v. li.).  | Foto: Matthias Vogel
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Matthias Vogel aus Charlottenburg

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