Es begann auf dem Tempelhofer Feld: Berliner SV 1892 feiert 125-jähriges Bestehen
Schmargendorf. Am 8. Juli hat der Berliner SV 1892 sein 125-jähriges Bestehen mit einem großen Fest gefeiert. Bei den Störchen – wie der BSV liebevoll genannt wird – gehen heute über 3000 Menschen in über 20 Sportarten ihrer großen Leidenschaft nach. Doch auch beim BSV begann letztlich alles mit einem runden Stück Leder.
Am 2. Juli 1892 erhielt eine kleine Gruppe Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums und des Askanischen Gymnasiums die polizeiliche Erlaubnis, auf dem Tempelhofer Feld an bestimmten Tagen Fußball spielen zu dürfen.
Britannia im Wettspiel
Dieser Tag war der Geburtstag vom Berliner Thor- und Fußballclub Britannia 1892. Im April 1893 gründeten andere Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums den Verein Brandenburg. Dieser Klub forderte Britannia zu einem Wettspiel auf, das Britannia, gestärkt durch einige Freunde, annahm. Da Britannia zu dieser Zeit nur aus sechs Mitgliedern bestand und man nach dem Spiel aneinander Gefallen fand, beschlossen alle Teilnehmer, sich zusammenzuschließen. Als Name des neuen Vereins wurde Britannia gewählt, weil dieser im Besitz der Spielerlaubnis des General-Kommandos war. Diese Vereinigung fand am 20. Mai 1893 statt.
Thorball war Ende des 19. Jahrhunderts übrigens eine deutschsprachige Bezeichnung für Cricket – bei Britannia war und blieb dies aber eine Randsportart. Fußball war die wichtigste Sportart der ersten Vereinsjahrzehnte. Die übrigen Abteilungen wurden später gegründet. Am 10. Dezember 1914 erfolgte im Zusammenhang mit der anti-britischen Stimmung im Ersten Weltkrieg dann die Umbenennung von Britannia in Berliner SV 1892. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Verbot aller Sportvereine in Berlin durch die Alliierten existierten nur noch Bezirkssportgruppen, hinter denen sich die alten Vereine verbargen. Die Sportgruppe Wilmersdorf bestand hauptsächlich aus den Abteilungen des BSV. 1948 wurde der Verein unter diesem Namen wieder zugelassen.
Wechselnde Spielorte
Die Heimspiele von Britannia wurden in den ersten Jahren auf dem Tempelhofer Feld ausgetragen. 1901 wechselte man in den Innenraum der Radrennbahn im Sportpark Friedenau. Nach deren Abriss spielte man in der Radrennbahn Steglitz und auf dem Viktoria-Sportplatz an der Eisenacher Straße in Mariendorf, bevor man die Spielstätte erneut wechselte und von nun an auf dem Britannia-Sportplatz in der Forckenbeckstraße in Schmargendorf spielen durfte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Handballabteilung zum Aushängeschild des BSV: Man wurde drei Mal deutscher Handballmeister und gehörte von 1947 bis in die 70er-Jahre zu den Spitzenteams im deutschen Hallenhandball. Auch im Feldhandball war der BSV erfolgreich und spielte dort – wenn auch nur kurz – in der Bundesliga. Das Hockeyteam des Klubs wurde 1940 Deutscher Meister, die Rugby-Abteilung unterlag 1948 im ersten Nachkriegsendspiel um die deutsche Rugby-Meisterschaft erst im Finale und wurde Vize-Meister. Die Fußballer gelangten 1904 bis ins Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft und qualifizierten sich bis in die 50er-Jahre noch mehrfach für die Meisterschaftsendrunden.
Viele Erfolge
Die 125-jährige Geschichte des BSV ist also gespickt mit diesen und unzähligen anderen sportlichen Highlights und vielen prägenden Momenten. Für den Präsidenten Stephan Oertel ist das prägendste Ereignis allerdings die Tatsache, dass es der BSV in einer Sportstadt wie Berlin überhaupt geschafft hat, 125 Jahre zu überdauern. „In den letzten Jahren war es nicht immer einfach, die Vereinsgeschäfte zu führen. Der Verein wird ehrenamtlich geführt. Und es ist schwierig, hier Menschen zu finden, die das ehrenamtliche Engagement mitbringen. Von daher freuen wir uns, dass dies gelungen ist und wir in diesem Jahr 125 Jahre feiern können.“ Der Klub möchte auch weiterhin ein breites Sportangebot präsentieren, die Vielfalt erhalten und Sportarten dazu gewinnen. Für das Jahr 2019 plant der BSV 1892 ein neues Vereinsheim mit Sitzungsraum, einer Geschäftsstelle und einer kleinen Vereinsgaststätte. min
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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