Jugend forscht: Beim BSV lebt man von der herausragenden Nachwuchsarbeit
Schmargendorf. Christian Kalden ist Abwehrspieler beim Berliner SV 92 und mit seinem Team soeben in die Fußball-Bezirksliga aufgestiegen.
Darüber hinaus arbeitet der 33-jährige zweifache Familienvater als selbstständiger Osteopath und steht zudem kurz davor, sein Medizinstudium abzuschließen. Und als sei das alles noch nicht genug, ist Kalden seit zwei Monaten Vorsitzender der Fußballabteilung beim BSV. Berliner-Woche-Reporter Michael Nittel sprach mit Kalden über den jüngsten sportlichen Erfolg, die Ziele des BSV und über Mehrfachbelastungen.
Nun haben Sie den Aufstieg ausgerechnet im Jahr Ihres 125-jährigen Vereinsbestehens geschafft. Ein schöneres Geschenk hätten Sie sich nicht machen können, oder?
Christian Kalden: Absolut! Das ist wie gemalt. Wir waren im letzten Jahr schon kurz davor aufzusteigen. Aber vielleicht sollte es tatsächlich erst in diesem, unserem Jubiläumsjahr so weit sein.
Mit 33 Jahren einer Abteilung vorzusitzen, ist eher die Ausnahme. Wie kam es dazu?
Christian Kalden: Im Vorstand war ich zwei Jahre lang schon als Geschäftsführer aktiv. Und da unser letzter 1. Vorsitzender, Matthias Ripken, aus beruflichen Gründen kürzer treten wollte, hat man mich gefragt. Nach Rücksprache mit meiner lieben Gattin habe ich mich entschieden, zur Wahl anzutreten.
Haben Sie kurzzeitig nicht mal gedacht, dass das alles – Selbstständigkeit, Studium, Spieler, Abteilungsleiter, Familienvater – zu viel werden könnte?
Christian Kalden: Nein. Meine Frau nimmt mir wirklich viel ab – und dafür bin ich sehr dankbar. Und bei uns im Verein liegt die Last nicht allein auf meinen, sondern auf ganz vielen Schultern. Wir arbeiten im Vorstand eng zusammen. Und auch das Engagement vieler Spieler ist wirklich großartig. Hier kann man tatsächlich noch von der großen Familie sprechen, in der jeder jedem hilft.
Stimmt es, dass die Spieler Ihrer 1. Herren kein Geld bekommen?
Christian Kalden: Das ist korrekt. Die Spieler zahlen alle Mitgliedsbeitrag. Wir haben die Fußballabteilung vor Jahren mit etlichen tausend Euro Schulden übernommen. Die haben wir abgebaut. Und da könnte man keinem Mitglied plausibel erklären, warum Herrenspieler keine Beiträge zahlen sollten oder wir Spieler sogar dafür bezahlen, dass sie zu uns kommen und für uns spielen.
Welche kurz- bis mittelfristigen Ziele verfolgen Sie beim BSV?
Christian Kalden: Natürlich wäre es schön, wenn sich unsere sehr junge Mannschaft weiter so toll entwickelt wie bisher. Um auch in Zukunft so viele Spieler aus der eigenen Jugend in den Herrenbereich integrieren zu können, wollen wir aber natürlich auch unseren Nachwuchs weiter stärken. Da leisten wir seit Jahren sehr gute und kontinuierliche Arbeit, die vom Berliner Fußball Verband im April mit dem Eberhard-Bernatzki-Preis ausgezeichnet worden ist. Davon und dafür lebt unsere Abteilung.
Wenn Sie für Ihren Klub einen Wunsch frei hätten – welcher wäre das?
Christian Kalden: Als Abteilungsleiter hat man viele Wünsche. Aber vielleicht wäre es das zurzeit Dringlichste, mehr Trainings- und Spielzeiten zu bekommen. Wir können momentan keine Jugendspieler annehmen – und das ist für einen Verein, der genau davon lebt, natürlich alles andere als einfach.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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