So gelingt das Unterwasser-Selfie: Tauchgruppe will Jugendliche begeistern
Schmargendorf. Soziale Kompetenz, Einsatz für den Umweltschutz, fotografisches Geschick – was hat das mit Tauchen zu tun? Sehr viel, meint Jugendwart Karin Maaß. Sie wirbt für ihren Verein frische Talente an und nutzt dabei Schwimmflossen und Selfie-Kamera.
Nein, ein Korallenriff sieht wahrlich anders aus. Kacheln, nichts als blaue Kacheln – das Stadtbad Wilmersdorf an der Fritz-Wildung-Straße wirkt durch die Taucherbrille betrachtet etwa so aufregend eine Raufasertapete in der Wohnung. Doch hier übt im Winter, wer es im Sommer auf den Meeresgrund schaffen will. Hier schafft die Tauchgruppe des Vereins Pro Sport 24 jede Woche Grundlagen für die wahren Entdeckungen auf Urlaubsreisen. Hier verdirbt die zweckmäßig-schlichte Umgebung auch keineswegs den Spaß.
Wie wäre es mit Filmen und Fotografieren unter Wasser? Neue Actionkameras in abgedichteten Gehäusen sorgen für Bilder, die das Becken plötzlich wie ein Studio erscheinen lassen. Und der Verein hat diese Faszination für sich entdeckt. „Wer die Jugend begeistern will, muss immer neue Anregungen liefern“, weiß die Jugendwartin. Sportsgeist soll auch am Auslöser zählen: „Wir haben einen Fotowettbewerb ins Leben gerufen und zahlen unseren Teilnehmern eine kleine Siegprämie für das beste Bild.“ Neben Unterwasser-Selfies am Beckengrund und Kameraausflügen in wilde Gewässer gibt es aus Sicht von Maaß auch pädagogische Gründe, sich für den Tauchsport zu entscheiden. Wenn im nassen Element nur mit Händen und Füßen eine Verständigung gelingt, stärke das die soziale Kompetenz. Und theoretisches Wissen, vermittelt durch Umweltorganisationen, die der Verein als Partner gewann, weiteten den geistigen Horizont. 2015 übernahmen die Schmargendorfer Taucher zeitweise die Patenschaft für eine Organisation zum Schutz von Haien. Und beim langen Tag der Stadtnatur gingen sie mit einem ökologischen Forschungsauftrag dem Leben im Tegeler See auf den Grund.
Doch der Tauchsport braucht nicht nur Köpfchen, er muss auch die Seele begeistern. „Jeder sollte eine Leidenschaft haben. Das hier ist meine“, sagt Elena Macari, seit sechs Jahren Vereinsmitglied und Spross der Jugendabteilung. Was Elena besonders mag? Die freieste Form des Tauchens: Apnoe. „Das ist supercool“, preist sie den Verzicht auf Sauerstoffflache und schweres Equipment.
Und dann zieht da noch ein Emporkömmling aus der früheren Vereinsjugend seine Bahnen: Denis Marquardt schwamm sich in 16 Jahren sogar zum Vorsitzenden hoch – „schon im Kleinkindalter haben mich Unterwasser-Dokus fasziniert. In der zweiten Klasse hat es mich dann endgültig gepackt“. Inzwischen genießt Marquardt das Tauchen nicht nur, sondern unterrichtet es auch.
Vor 16 Jahren mochten Unterwasserkameras teure Monstrositäten gewesen sein – wer 2017 mit Pro Sport Berlin 24 ins Wasser steigt, schießt seine ersten Bild vom Beckengrund mit einem possierlichen Kästchen. Bei Bedarf auch an einer Selfie-Stange. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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