Wachablösung in Schmargendorf?
Sportfreunde Charlottenburg-Wilmersdorf schwach – BSV kämpft um Aufstieg
Die Spielzeiten der Sportfreunde Charlottenburg-Wilmersdorf und vom Berliner SV 92, beide im Stadion Wilmersdorf beheimatet, könnten nicht unterschiedlicher sein: Während die Sportfreunde in der Landesliga alle 15 Ligaspiele verloren haben und mit großer Wahrscheinlichkeit dem Abstieg in die Bezirksliga nicht entgehen werden, strebt der BSV den umgekehrten Weg an.
Aber auch die Hinrunde der Störche, wie die Kicker vom BSV liebevoll gerufen werden, hätte reibungsloser ablaufen können: Mit sieben Siegen, fünf Remis und drei Niederlagen liegt das Team nach Abschluss der Hinrunde in der Bezirksliga, Staffel zwei auf Platz vier, sieben Punkte hinter Spitzenreiter 1. FC Lübars und vier Zähler hinter dem zweiten Aufstiegsrang zurück. Allerdings hat Anadoluspor auf Rang zwei noch ein Nachholspiel zu absolvieren, so dass daraus noch sieben Punkte werden könnten.
In den Duellen mit den drei Topteams blieb der BSV sieglos. Gegen Lübars und Anadoluspor verließ man als Verlierer den Platz. Gegen den VfB Hermsdorf, Tabellendritter, gab es ein 4:4-Spektakel. Tollen Partien wie im Pokal, als man dem Herbstmeister der Berlin-Liga Sparta Lichtenberg beim 1:3 alles abverlangte, folgten eher schwache Auftritte in der Liga: So unterlag man der zweiten Mannschaft von Sparta, nur Tabellenzwölfter, mit 3:4. Und bei den fünf Spielen, die unentschieden endeten, ließ man auch zu viele Punkte liegen.
Mit 53 Treffern stellt der BSV zwar den besten Angriff der Liga, mit 29 Gegentoren in 15 Partien hat man aber auch zu viele Tore kassiert. Beste Torschützen sind Karl Anker mit zwölf und Sebastian Sobczyk mit zehn Treffern.
Nachdem der BSV in den letzten beiden Spielzeiten jeweils auf Platz vier einlief und damit knapp am Aufstieg vorbeischrammte, hofft man beim Traditionsklub, die Rückkehr in die Landesliga in dieser Saison zu realisieren. In den verbleibenden 15 Spielen der Rückrunde sind noch 45 Punkte zu vergeben. Es ist also noch alles möglich.
Was die beiden Wilmersdorfer Klubs in den vergangenen Jahren auszeichnete, war eine große Kontinuität beim Spielerpersonal. Zu- und Abgänge blieben eher die Ausnahme. Jahr für Jahr setzte man auf Eigengewächse. Und oft gelang es auch, diese Spieler über Jahre hinweg an den Klub zu binden. Doch während man beim BSV dieses Prinzip fortführt, mussten sich die Sportfreunde radikal davon abwenden: Nachdem Erfolgscoach Thorsten Thielecke im Sommer seinen Abgang verkündet hatte, verließen zunächst alle Leistungsträger wie Nils Pötting, Maurice Mischer, Mert Bulut und Kon-Ho Lee, dann nahezu alle anderen Spieler den Klub. Und die Neuen, durchweg Kicker von unterklassigen Teams, hatten nicht annähernd die Qualität, die man in der Landesliga benötigt, um im Abstiegskampf bestehen zu können – geschweige denn die Platzierung der Vorsaison zu erreichen, als man immerhin Elfter geworden war.
Bei noch 15 ausstehenden Spielen beträgt der Abstand zu den Nichtabstiegsrängen 15 Punkte. Theoretisch machbar, aber nicht realistisch. Die Sportfreunde sollten die Saison mit Anstand zu Ende bringen, um in der Spielzeit 2020/21 in der Bezirksliga einen Neuanfang zu starten.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.