Finanzsenator auf Frühvisite auf dem BSR-Betriebshof Forckenbeckstraße

Die Müllabfuhr setzt auf Erdgas: Matthias Kollatz-Ahnen übernimmt die Betankung persönlich. | Foto: Schubert
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Schmargendorf. Die Mülltonnen sind schwer, die Anwohner selten freundlich und der Arbeitsdruck - er wird nicht kleiner. Was den Mitarbeitern des BSR-Betriebshofs Forckenbeckstraße am Herzen liegt, erfuhr Senator Matthias Kollatz-Ahnen aus erster Hand mit einem "Hallo Wach" um 6 Uhr früh.

Die Kluft: Orange. Das Frühstück: Kaffee. Die Tageszeit: Morgengrauen. Und obwohl das Sonnenlicht erst zaghaft über Berlins Dächer blinzelt, ist die Kantine des BSR-Betriebshofs Forckenbeckstraße erfüllt von einem munteren Palaver. 300 Herrschaften in neonfarbener Kluft schwingen sich gleich in ihre 70 Laster. Doch halt - etwas ist heute anders.

Vor dem Süßigkeitenautomaten steht ein Herr mit dunklem Anzug und Krawatte. Matthias Kollatz-Ahnen. Finanzsenator. Sozialdemokrat. Aufsichtsratvorsitzender der BSR. Der Mann, der das Geld gibt, stellt sich seiner Truppe vor. Mäßig ausgeschlafen, entrichtet er seinen Morgengruß. "Sie machen einen Job, ohne den Berlin nicht existieren kann", versucht er es mit einem Lob. Aber die Grundstimmung im Team, sie bleibt doch eher skeptisch. Wann denn die neuen Mülllaster kommen? Wie er es mit der ungeliebten Sperrmüllentsorgung hält? Wie die wachsende Arbeitsbelastung mit dem knappen Personalstamm zusammenpasst?

Kollatz-Ahnen gestikuliert Antworten herbei auf lauter leicht gestellte, aber schwierig zu klärende Fragen. Die ersten Männer entschwinden schon Richtung Müllwagen, da bringen die Kollegen am Frühstückstisch die typischen Misslichkeiten des Alltags ans Licht. "Egal wo, wir sind. Wir stehen immer im Weg", sagt ein bärtiger Herr namens Martin. "Unsere Autos können nicht mehr größer werden. Und die Straßen sind furchtbar eng." Kollatz-Ahnen nickt verständnisvoll, spendet anerkennende Worte. Aber die Straßen kann er natürlich nicht weiten. Und das Müllaufkommen auch nicht schrumpfen.

Bis zu sieben Tonnen Abfall pro Schicht zieht jeder einzelne BSR-Mitarbeiter aus verbauten Hinterhöfen und dunklen Kellern. Mag der Fuhrpark mit noch so komfortabler Technik aufwarten - dieser Job schlaucht. Müllabholung bleibt eine Angelegenheit für Herren. Hartgesottene Herren.

Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf und Reinickendorf. Das ist das Revier. Und der Schmargendorfer Betriebshof die Basis. Auf dem Vorplatz zeigt Leiter Ralf Ränker dem Senator, wie das Steuergeld in zukunftsweisende Technik floss. Der Diesel-Hybdrid-Wagen braucht viel weniger fossilen Brennstoff, muss dafür ab und an vor Steckdosen parken. Und wie Erdgas-Laster Sprit fassen, das kann Senator Kollatz-Ahnen eigenhändig ausprobieren. Orange sind die Wagen. Das Gewissen hat die Farbe Grün.

Was aber wäre Öko-Technik ohne taffe Männer? "Das sind alles feine Jungs", nimmt Ränker seine Kollegen gegen Nörgler in Schutz. Und gerade dort, wo viel Müll in engen Altbau-Blöcken auf Abholung wartet - zum Beispiel rund um den Lietzensee - liegen die Nerven schnell blank. Erst neulich reagierte eine Anwohnerin derart gereizt auf den BSR-bedingten Rückstau vor ihrem Haus, sodass sie einfach aufs Gas trat und Ränker absichtlich umfuhr. Kollatz-Ahnen schüttelt den Kopf, verwahrt sich gegen solche Wutausbrüche.

Es ist 8 Uhr morgens, und alle 70 Laster finden auf genau kalkulierten Routen ihren Fraß. Der Senator führt die letzten Schlücke Kaffee zum Mund. In den Höfen rumpeln die Tonnen. Und die Stadt erwacht.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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