Block C im Kraftwerk Reuter geht vom Netz
Mit 50 in Rente
Ein Stück Berliner Energiegeschichte geht in den Ruhestand. Seit dem 1. Oktober legt Vattenfall den Steinkohlenblock des Heizkraftwerks Reuter still. Bis 2030 will der Energiekonzern völlig aus der Kohlenutzung in Berlin aussteigen.
Reuter C war bei seiner Inbetriebnahme am 1. Dezember 1969 mit einer Leistung von 132 Megawatt der bis dato größte Kraftwerksblock. Über 50 Jahre versorgte er West-Berlin mit Wärme und Strom. Nun geht der Steinkohlenblock in Rente.
Vattenfall hat aber vorgesorgt und will seine Heizkraftwerke Reuter West und Moabit zu modernen Energie-Verbundstandorten weiterentwickeln. „Am Standort sind verschiedene Konzepte zur Weiterentwicklung entweder bereits im Einsatz oder in der Erprobungsphase“, teilt Vattenfall mit. So hat der schwedische Energiekonzern erst kürzlich Europas größte Power-to-Heat-Anlage im Heizkraftwerk Reuter in Betrieb genommen. Sie ersetzt Block C und erzeugt Fernwärme aus elektrischer Energie. Zwei kleinere solcher Anlagen betreibt Vattenfall bereits in Neukölln und Buch. Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 völlig aus der Kohlenutzung in Berlin auszusteigen. So hatten es die Vattenfall Wärme Berlin AG und das Land Berlin in ihrer Klimaschutzvereinbarung festgehalten. In das Gesamtprojekt zum Ersatz von Reuter C, also der Power-to-Heat-Anlage und den gasbefeuerten Heißwassererzeugern, investiert Vattenfall knapp 100 Millionen Euro.
Überschüssigen Grünstrom speichern
Außerdem hatte Vattenfall im April wie berichtet eine Pilotanlage im Maschinenhaus des Heizkraftwerks Reuter ans Netz genommen. Zusammen mit dem schwedischen Unternehmen „SaltXTechnology“ soll erprobt werden, inwieweit sich überschüssiger Grünstrom aus Wind oder Sonne in Salz speichern lässt.
Der Kraftwerksstandort Reuter hatte für Berlin immer schon eine geschichtliche Bedeutung. 1932 ging es als Kraftwerk West und als Pendant zum Kraftwerk Klingenberg in Betrieb. Block C kam erst Jahre später dazu. Nach dem Zweiten Weltkrieg demontierten die Sowjets das Kraftwerk bis auf die Maschinenfundamente. Der nötige Wiederaufbau verzögerte sich bis ins Jahr 1948, und die Blockade Berlins 1948/1949 machte es nicht leichter. Über die Luftbrücke wurden Kessel- und Maschinenteile mit einem Gesamtgewicht von 1416 Tonnen eingeflogen. Anfang Dezember 1949 nahm Berlins damaliger Oberbürgermeister Ernst Reuter (später Regierender Bürgermeister) das Kraftwerk West in Betrieb. Nach seinem Tod 1953 wurde es ihm zu Ehren in Kraftwerk Reuter umbenannt.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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