Grundstein für Siemensstadt Square mit Olaf Scholz
"Ort des Aufbruchs, der Zukunft und der Zuversicht“
Wenn der Kanzler kommt, gibt es meist einen herausgehobenen Anlass. So wie am 25. Juni. An diesem Tag wurde der Grundstein für den ersten Bauabschnitt des Mega-Projekts Siemensstadt Square gelegt.
Siemensstadt Square ist das größte von vielen großen Bauvorhaben, die in Spandau geplant oder sich im Bau befinden. Zudem ist es eine Art Vorzeigevorhaben. Es stehe für die Zukunftsfähigkeit des Landes. Eine Bedeutung, die nicht nur Olaf Scholz (SPD) herausstellte.
Auf dem Areal der Firma Siemens wird aus etwa 76 Hektar alter Industriefläche ein laut Unternehmen „Zukunftsort, der Produktion, Forschung, Lernen, Wohnen und Leben an einem Ort vereint.“ Geplant sind 2700 Wohnungen, davon ein Drittel im preisgünstigen Segment für bis zu 7000 Menschen. Des Weiteren zwei Industrie-Hubs mit einer Gesamtfläche von 190 000 Quadratmetern, 420 000 Quadratmeter für Büros, 89 000 für Forschung und Entwicklung. Dazu Gewerbe, Handel, Gastronomie, Plätze, Parks und Straßen, Kitas, Schulen, Freizeitstätten, Sportflächen. Rund 35 000 Menschen sollen hier eines Tages leben und arbeiten. Soweit die Skizze des Gesamtprojekts. Bis es endgültig realisiert ist, werden noch mehr als zehn Jahre vergehen. Der 25. Juni markierte dafür aber den Start.
Konkret geht es bei der ersten Etappe um den künftigen Eingangsbereich der Siemensstadt Square am Rohrdamm. Dort sollen bis 2027 ein rund 60 Meter hohes Bürohaus, ein Atrium genanntes Gewerbegebäude mit 20 Meter Höhe, sowie der Infopavillon erreichtet werden.
In das Bürohaus werden dann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Berliner Siemens-Hauptverwaltung einziehen. Im derzeitigen Verwaltungsgebäude vis a vis am Rohrdamm, Ecke Nonnendammallee, dessen Bruttogeschossfläche laut Siemens-Vorstand Cedrik Neike „fünf Mal größer ist als die des Kanzleramtes“, werde es dann andere Nutzungen geben. Angedacht seien beispielsweise ein Hotel und studentisches Wohnen. Das Erdgeschoss soll für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Der Infopavillon ist zwar bisher als temporäres Projekt angelegt. Er soll aber mindestens so lange bleiben, wie an der Siemensstadt Square gebaut wird. Geplant sind dort regelmäßige Informationen zum Stand des Vorhabens, möglicherweise auch weitere Veranstaltungen.
Dazu kommt der Eingangsplatz. Dort soll es verschieden gestaltete Grün- und Verweilbereiche geben, eine an den Klimawandel angepasste resiliente Bepflanzung und das Speichern von Regenwasser. An diesem Entree beginnt auch der Siemens-Boulevard, der sich durch das Gebiet ziehen soll.
Dieser erste Bauabschnitt ist im Verhältnis zum Gesamtprojekt ziemlich klein. Gleichzeitig gilt er als eine Art Visitenkarte, er soll anklingen lassen, was hier insgesamt passieren soll.
Diese Idee griff Olaf Scholz in seiner Rede auf. Die Siemensstadt bleibe, was sie seit 125 Jahren sei, „ein Ort des Aufbruchs, ein Ort der Zukunft und der Zuversicht“, erklärte der Bundeskanzler. Er erinnerte daran, dass hier „auf den sumpfigen Nonnenwiesen zwischen Berlin und Spandau“ in den ersten 30 Jahren des 20. Jahrhunderts aus dem Nichts ein neuer Stadtteil entstanden sei, der zum Inbegriff der Industriemoderne wurde. Eine „Fabrikstadt“ und „Wohnstadt“ in einem.
Diese Idee werde jetzt für unsere Zeit neu interpretiert. Wohnen, Forschung, Industrie und Gewerbe, moderne Mobilität, Nachbarschaft und Heimat, das und noch mehr werde in der Neuen Siemensstadt zusammengeführt „digital, nachhaltig und energieeffizient“. Ein Unikat, das aber weit über die Siemensstadt und über Berlin hinausweise. „Wir in Deutschland haben uns aufs Neue auf den Weg gemacht. Deutschland ist Industrieland und Deutschland bleibt Industrieland“. Kaum irgendwo werde das so klar wie an diesem Ort, befand der Bundeskanzler.
Auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sieht in der Siemensstadt Square ein Symbol für die Stadt als weltoffene Metropole. Außerdem zeige das Projekt, dass „Berliner Tempo möglich ist“. Zwischen dem ersten Aufschlag und der Grundsteinlegung lagen ungefähr sechs Jahre. Diese, für heutige Verhältnisse eher kurze Frist, sei vielen Beteiligten zu verdanken, sagte der Regierende. Den Verantwortlichen bei Siemens, auf der Landesebene, ebenso den Beteiligten aus dem Bezirksamt Spandau. Und noch etwas stellte Kai Wegner heraus: Ohne Siemensstadt Square hätte es auch kein Reaktivieren der Siemensbahn gegeben. Die seit 1980 brachliegende Strecke zwischen Jungfernheide und Gartenfeld soll nach bisherigem Stand Ende 2029 wieder in Betrieb gehen. Genau 100 Jahre nach ihrer Eröffnung.
Die wahrscheinlich nahezu eine Milliarde Euro, die die Wiederherstellung der Siemensbahn kostet, ist nicht Teil der vorgesehenen Gesamtinvestitionen für Siemensstadt Square. Ihr Volumen gibt das Unternehmen mit insgesamt 4,5 Milliarden Euro an. Rund 750 Millionen Euro davon investiert Siemens. Es ist sozusagen die Anschubfinanzierung zum Auslösen weiterer Investitionen. Nicht zuletzt beim Wohnungsbau.
Das Quartier entsteht außerdem sozusagen doppelt. In der Realität sowie als virtuelles Abbild. Mit diesen „digitalen Zwillingen“ wird der Planungs- und Bauablauf organisiert und optimiert. Etwa bei der Energie für die Gebäude oder die Infrastruktur. Auch Fehler sollen in der digitalen Version erkannt werden, um sie in der realen Welt zu vermeiden. Verantwortlich dafür ist die Siemens Xcelerator Plattform. Mit ihrer Hilfe werde ein historischer Industriestandort in einen „Motor für gutes, gesundes Wachstum“ verwandelt, erklärte der Siemens Vorstandsvorsitzende Roland Busch. CO2-Neutralität durch automatisierte Produktion und Gebäudetechnik, optimiertes Energiemanagement und grüne Mobilität. „Siemensstadt Square wird die Blaupause für die Stadt der Zukunft“, betonte er.
In einen Grundstein werden Gegenstände gelegt, die in ferner Zukunft einmal Auskunft über die Zeit der Grundsteinlegung geben sollen. Auch die Hauptpersonen und weitere Gäste der Zeremonie wurden um Beigaben gebeten. Von Roland Busch gab es drei Lithographien mit Motiven der Siemens-Standorte München, Erlangen und der Siemensstadt. Kai Wegner brachte das Modell einer S-Bahn mit, damit auch spätere Generationen eine Vorstellung bekommen, wie einst eine S-Bahn ausgesehen hat. Olaf Scholz legte Olaf Scholz in den Grundstein. Nämlich seine Aussagen beim Festakt in komprimierter Form.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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