Ein bewegtes Leben des Ehepaars Klös
Wie skurril die Siemensstadt mit Ost-Berlin in Kontakt trat
Das Ehepaar Anneliese und Jürgen Klös haben am 18. November ihre Gnadenhochzeit gefeiert. Sie haben sich am 18. November 1948 das Jawort gegeben.
Schüchtern war Jürgen Klös eigentlich nur einmal. Beim Tanzen erblickte er 1946 seine spätere Frau das erste Mal. Doch der junge Mann konnte nicht tanzen, und deswegen traute er sich auch nicht, die attraktive junge Kunstgewerbestudentin anzusprechen. Zufällig traf man sich ein Jahr später wieder, und von da an war man unzertrennlich.
Schüchtern war Jürgen Klös auch nicht bei der Berufswahl. In den Nachkriegswirren hatte es ihn zur Berliner Zeitung verschlagen, wo er eine Ausbildung zum Schriftsetzer machte. Doch der Traumberuf war es nicht. Ihn zog es zur Polizei. 1949 begann er seine Ausbildung in der Polizeischule an der Radelandstraße.
Übers Reichsbahntelefon
die Angehörigen informiert
Die erste Station nach der Ausbildung war für den jungen Beamten das heute nicht mehr existierende Revier Siemensstadt. Hier hatte er auch mit den Besonderheiten der geteilten Stadt zu tun. „Bei Siemens arbeiteten zahlreiche Menschen, die im Ostteil der Stadt wohnten. Wenn diese einen Unfall hatten, mussten Angehörige im anderen Teil der Stadt informiert werden“, erinnert er sich. Dieser Kontakt verlief überraschend unproblematisch, wenn auch aus heutiger Sicht kurios. Der West-Berliner Beamte begab sich zum S-Bahnhof Wernerwerkdamm. Über das dortige Telefon der Deutschen Reichsbahn, die in ganz Berlin für die S-Bahn zuständig war, rief er bei seinen Kollegen in Ost-Berlin an. „Das klappte dann auch immer sehr gut“, beschreibt Klös die gesamtberliner Polizeiarbeit.
Zusammenarbeit mit anderen war für Klös immer wichtig. Er machte Karriere, kam 1959 zur Kriminalpolizei. 1971 zog die Familie nach Hessen, Klös hatte einen Ruf zum Bundeskriminalamt erhalten. Parallel engagierte sich Klös in der Internationalen Polizeivereinigung. Von 1982 bis 1988 war er gar deren Vorsitzender. „Aus dieser Zeit haben wir Feunde aus aller Welt“, freut sich noch heute Anneliese Klös über Reisen und Kontakte. Einmal sprach sie König Carl Gustav von Schweden einfach an, alle anderen Gäste der königlichen Audienz hatten sich nicht getraut.
Mit dem Ruhestand kehrten der Leitende Kriminaldirektor und zweifache Bundesverdienstkreuzträger und seine Frau nach Spandau zurück. Genügend Aufgaben sind ihnen geblieben. Hier kümmern sie sich um ihre vier Kinder, vierzehn Enkel und siebzehn Urenkel.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.