Grundschüler kümmern sich um ein ganzes Volk
Die Schüler sind auf das Äußerste gespannt. In weißen Schutzanzügen stehen Nick, Jakub und Eliza um den Bienenstock im Schulgarten. Vorsichtig öffnen sie mit Lehrerin Theresia Tewes den Stock. Dutzende der fleißigen Nektar-Sammler schwirren aufgeregt umher. Die Königin ist nicht zu entdecken. Aber einige Waben sind schon mit Honig gefüllt. Ernten können die Kinder den süßen Nektar aber erst im kommenden Jahr. Die Bienen müssen zunächst den Winter überstehen. Einmal in der Woche trifft sich die Bienen-AG der Schule, um den Bienenstock zu pflegen. Dabei erfahren die Kinder nicht nur Wissenswertes über die kleinen Honig-Produzenten, sondern auch über ihre Bedeutung für die Natur.
Dass sich die Schüler mit dem geheimnisvollen Leben des Bienenvolkes beschäftigen und sich dabei selbst als Imker betätigen, ist Theresia Tewes zu verdanken, die an der Grundschule Naturwissenschaften unterrichtet. An der Freien Universität Berlin (FU) betreute sie ein Projekt, bei dem sie auch Bienen als grundschulrelevante Thematik kennenlernte. Ergänzend absolvierte die Lehrerin im vergangenen Jahr eine Ausbildung zur Imkerin und bekam so Kontakt zu Dr. Benedikt Polaczek, dem Imkermeister der FU, und zu Stephan Boerger vom Imkerverein Zehlendorf. Gemeinsam mit Schulleiterin Ingrid Schmidt entstand dann die Idee für das Bienenprojekt an der Grundschule.
Das Bienenvolk mit rund 40 000 Insekten spendete Benedikt Polaczek der Schule. Er und Imker Stephan Borger fungieren nun als Bienenpaten und stehen den Schülern mit Rat und Tat zur Seite. In der schuleigenen Bienen-Werkstatt lernen die Schüler den Prozess der Honigernte und die Gewinnung von Bienenwachs kennen. Sie erfahren, dass die Bienen in einem Radius von drei bis vier Kilometern um ihren Stock Nektar und Pollen aus den Blüten von Pflanzen sammeln und sie gleichzeitig bestäuben. "Wenn die Bienen den Winter überleben, können die Kinder im nächsten Sommer dreimal Honig ernten", sagt Stephan Boerger. Den Ertrag schätzt der Imker bei 40 000 Bienen auf etwa 50 Kilogramm pro Jahr.
Den Honig wollen die Schüler dann auf Festen verkaufen, um ihr Projekt weiterfinanzieren zu können. Finanzielle Starthilfe in Höhe von 1000 Euro bekam die Schule vom Berliner Projekt "Grün macht Schule". Weitere 2400 Euro spendeten Stiftungen, die die Schule angeschrieben hatte. Damit konnten eine Honigschleuder, ein Siebkübel und andere Utensilien gekauft werden. Die Schutzanzüge kamen vom Imkermeister der FU. Mit Büchern über Bienen half die Spandauer "Buchhandlung am Nonnendamm" weiter.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare