Willkommen im Fußball: In Siemensstadt startete ein Integrationsprojekt für Flüchtlinge
Siemensstadt. Daniela Schadt versucht sich im Dribbling. Die Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck umkurvt mit dem Ball einige Slalomhütchen und schießt dann auf's Tor. Der junge Mann im Kasten lässt die Kugel lächelnd durch.
Der Ort dieser Einlage war am 24. September der Platz des SC Siemensstadt an der Boulstraße. Damiela Schadt war dort aber weniger, um ihre fußballerischen Fähigkeiten zu testen. Vielmehr ging es um die Präsentation eines Integrationsprojekts für Flüchtlinge, samt dahinter stehendem Bündnis. Es heißt „Willkommen im Fußball“ und hat hochkarätige Unterstützer. Etwa die Stiftung Bundesliga und in Berlin den Erstligaclub Hertha BSC. Federführend verantwortlich ist die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), als deren Schirmherrin wiederum Daniela Schadt fungiert.
Sinn des Projekts ist es, vor allem junge Flüchtlinge sehr schnell gesellschaftliche Kontakte zu vermitteln. Am besten gehe das über den Fußball, waren sich alle Beteiligten einig. Der sei international beliebt und für jeden verständlich. Mit ihm als Türöffner soll der Einstieg in das weitere, auch gesellschaftliche Leben gelingen.
Die Idee, mit Hilfe des Fußballs die Flüchtlinge aus ihrem oft drögen Alltag herauszuholen ist nicht neu. Die Initiative „Champions ohne Grenzen“ bietet für sie bereits seit drei Jahren an verschiedenen Stellen in der Stadt solche Angebote. Das Anliegen bekommt jetzt durch namhafte Unterstützer noch mehr Rückenwind und eine größere Aufmerksamkeit.
Champions ohne Grenzen ist auch hier mit im Boot und sorgt dafür, dass die Fußballtermine in den Flüchtlingsheimen bekannt werden. Außerdem ist die Initiative mit ihren Betreuern vor Ort. Bei ihnen handelt es sich häufig um ehemalige Zuwanderer.
Das Engagement von Hertha BSC zeigt sich wiederum nicht nur an den Vereinstrikots, die die meisten der Kicker tragen. Als Übungsleiter für die an diesem Tag rund 60 Kicker agieren die beiden Hertha-Jugendcoaches Sven Vierbuchen und Holger Lindemann. Sie hätten sich freiwillig gemeldet, sagt Sven Vierbuchen, der normalerweise den U9-Nachwuchs des Bundesligisten betreut. „Ich finde das spannend, hier Menschen aus verschiedenen Ländern und auch mit ganz unterschiedlichem Hintergrund zusammen zu haben.“ Zwar gehe es vor allem darum, den Teilnehmern Spaß zu vermitteln. Aber schon daran wie sich manche Spieler bewegen sehe man, dass sie eine fußballerische Vorgeschichte haben.
Dass sein Verein die Sache sehr ernst nimmt, hatte zuvor bereits Hertha-Präsident Werner Gegenbauer betont. „Wir stehen am Anfang einer Aufgabe und müssen Strukturen reinbringen“, meinte er wohl auch in Bezug auf die gesamte deutsche Flüchtlingspolitik. Im Sport sei am ehesten Integration möglich. Das forderte auch von den Vereinen mehr Anstrengungen, als nur Freikarten zu verteilen.
Aber nicht nur die Vertreter aus dem Fußball-Oberhaus sollen sich beteiligen. Ausdrücklich gewünscht ist eine Kooperation mit Clubs aus dem Amateurbereich.
Bei der Berliner Ausgabe von Willkommen im Fußball ist etwa der SC Siemensstadt vertreten. Er stellt nicht nur das Trainingsgelände, sondern organisiert im Anschluss auch Sprachkurse. Der Einsatz ergäbe sich schon deshalb, weil sich in der Umgebung mehrere Flüchtlingsunterkünfte befinden, sagt der Vorsitzende Matthias Brauner. „Denn es geht um ein schnelles Eingliedern in die Gesellschaft“, ist auch sein Credo.
Wie das über den Fußball funktionieren kann, zeigten einige Beispiele an diesem Nachmittag. Etwa die von Iman Kashan und Mohammed Ahmadi. Der Iraner und der Afghane sind inzwischen nicht nur als Trainer und Betreuer bei Champions ohne Grenzen, sondern auch in Vereinen aktiv. Abdullah (16), der mit seiner Familie vor zwei Jahren aus Syrien nach Berlin kam, ist regelmäßiger Gast bei den Trainingstreffen der Initiative. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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