Kunststoff-Brillen und Diabetiker-App: Spandau hat jetzt einen Gründungscampus
<span class="docTextLocation">Siemensstadt.</span> Die Hochschule für Wirtschaft (HWR) Berlin hat ihren „Gründungscampus Siemensstadt“ eröffnet. Dort entwickeln junge Erfinder ihre Geschäftsideen. Brillen aus Kunststoff zum Beispiel. Oder gefrorene Cocktails.
Wer an ein Startup denkt, hat sofort ein Klischee im Kopf. Junge, brillante Köpfe tüfteln nachts in Hinterhof-Garagen an ihren Ideen, um sie anschließend auf den Markt zu bringen. Doch es geht besser. Auf dem Campus einer Alma Mater zum Beispiel. Den Platz dafür hat die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin im ehemaligen Dynamo-Werk am Rohrdamm 88 gefunden und dort am 20. März im Beisein von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) ihren „Gründungscampus Siemensstadt“ eröffnet.
Dort haben junge Unternehmensgründer viel Raum, um ihre Geschäftsideen zu entwickeln. 13 Startups sind schon eingezogen. Was sie herstellen sind ökologischer Kunststoff und Apps für Diabetiker. Innovative Fotosysteme und virtuelles 3D-Design. Eiskalt gebrauter Kaffee und gefrorene Cocktails.
Ein Foto vor jedem Hintergrund machen
Johannes Darrmann und Henrik Dransfeld sind zwei dieser Startup-Gründer. Johannes Darrmann, 22 Jahre jung, ist Geschäftsführer der Imanox GmbH. Gegründet hat er sie im Januar 2017 mit zwei Kommilitonen. Das Team hat ein vollautomatisiertes Fotosystem entwickelt. „Wir wollen Nutzern die Möglichkeit geben, sich vor jedem gewünschten Hintergrund fotografieren zu lassen. Das ist besser als jedes Selfie“, beschreibt Johannes Darrmann die Idee dahinter. Ob in der Kulisse eines Star-Wars-Films, in der Wüste oder im Dschungel, auf dem Rücken eines Löwen oder einfach nur in der Berliner U-Bahn: Jedes Szenarium ist möglich. Der Nutzer muss sich nur vor ein Greenscreen stellen und wird automatisch ins Hintergrundbild gescannt. Bevor der Auslöser klickt, kann er sich live vor dem gewählten Hintergrund sehen. Johannes Darrmann sieht diese Fotosysteme vor Kinos, Theatern, Museen oder in Parks.
Henrik Dransfeld präsentierte eine App für Diabetiker. Über Jahre haben er und Erfinder Kevin Röhl daran getüftelt. Lumind ist ein digitales Gerät, dass Diabetiker daran erinnert, regelmäßig ihren Blutzucker zu messen. Auf den Markt bringen wollen es die Jungunternehmer sowohl in tragbarer Variante als auch in Form einer dezenten Tischleuchte für zu Hause. Lumind funktioniert über farbiges Licht. Das spiegelt den letzten Blutzucker wider. Henrik Dransfeld: „Rot bedeutet, dass der Wert zu niedrig ist. Blau zeigt an, dass der Zuckerwert zu hoch ist. Grün heißt alles okay“. Beginnt das Licht zu pulsieren, ist es Zeit für eine neue Messung. Die GmbH sei jetzt in Gründung, informierte der 25-Jährige. Mit 10.000 Stück wollen die beiden erst mal auf den Markt.
Dass der Startup-Geist über dem Industriestandort der Siemens AG weht, ist kein Zufall. Werner von Siemens gründete vor 170 Jahren sein erstes Startup in einem Berliner Hinterhof und zählte damit zu den deutschen Erfinder-Genies der ersten Stunde. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.