Spandau geht jetzt an die Arbeit
Siemens bleibt mit Campus am historischen Gründungsstandort
Siemens hat sich entschieden: Der Innovations-Campus kommt in die Siemensstadt. Die Investition belebt den Ortsteil, bringt aber auch die Sorge um steigende Mieten und Verdrängung mit sich.
Siemens investiert nun doch in Berlin und will seinen traditionsreichen Industriestandort am Rohrdamm in den nächsten zehn Jahren zu einem Campus aus Wissenschaft und Wohnen entwickeln. In dem neuen Stadtquartier „Siemensstadt 2.0“ sollen Forschungslabors, Büros, Hightech-Produktionsstätten, ein Hotel, eine Schule, Kitaplätze und Einzelhandel entstehen. Auch bis zu 3000 Wohnungen, darunter Sozialwohnungen, sind offenbar geplant.
600 Millionen Euro lässt der Konzern dafür springen. Die entsprechende Vereinbarung unterzeichnete Siemens-Chef Joe Kaeser am 31. Oktober mit Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD), der von einem „wichtigen Tag für den Wirtschaftsstandort Berlin“ sprach.
Langwieriger Prozess
Bejubelt wird die Entscheidung auch im Bezirk, der an den Verhandlungen des Senats mit Siemens beteiligt war. „Damit wird die Siemensstadt wieder das, was sie einmal war. Ein Ort für Erfindergeist und wirtschaftlichen Erfolg“, sagt Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD). Und Baustadtrat Frank Bewig (CDU) ergänzt: „In wenigen Wochen ist es in vielen Verhandlungsrunden und Telefonkonferenzen gelungen, den städtebaulichen Rahmen zu konzeptionieren und mit Siemens abzustimmen.“ Jetzt heiße es für den Bezirk, „an die Arbeit gehen“, um die Planungen zu konkretisieren und den Innovations-Campus Schritt für Schritt umzusetzen. „Denn für die wesentlichen Fragen des Planungsrechts ist und bleibt der Bezirk zuständig“, so Bewig.
Ein städtebaulicher Wettbewerb soll nun zügig folgen. Geklärt werden müssen außerdem die noch offenen Fragen zur Verkehrsinfrastruktur (Straßen) und die Anbindung des Campus an den ÖPNV. Der Bezirk setzt sich hier vor allem für eine schnelle Reaktivierung der Siemensbahn mit dem S-Bahnhof Siemensstadt ein.
Bei „allem Optimismus“ mahnt Bürgermeister Kleebank aber an, besonderes Augenmerk auf die Mieter im Kiez und die Siemens-Mitarbeiter zu legen, sie also nicht zu vergessen. Denn im Kiez ist die Sorge vor steigenden Mieten groß. „Der neue zu schaffende Wohnungsbestand sollte überwiegend in die Hand der städtischen Wohnungsunternehmen kommen“, fordert deshalb Helmut Kleebank. Das sei die beste Garantie gegen Mietwucher und Verdrängung. Außerdem habe man in allen Gesprächen mit Siemens darauf hingewiesen, dass die Sicherung der Arbeitsplätze für den Bezirk von großer Bedeutung sei. Siemens will im Dynamowerk Spandau und Gasturbinenwerk Mobait rund 700 Stellen streichen.
Senat kommt Siemens entgegen
Wie berichtet waren die Pläne von Siemens für den Innovations-Campus im Sommer bekannt geworden. Der Konzern hatte damals angekündigt, die Investition auch international ausschreiben zu wollen. Damit begannen zähe Verhandlungen, denn Siemens stellte dem Senat einige Bedingungen für den Standort Berlin: Straßenausbau, schnelles Internet und S-Bahn-Anschluss. Auch beim Denkmalschutz kam der Senat Siemens entgegen. Mitte Oktober einigten sich beide Parteien auf ein erstes Konzept und Eckpunktepapier für den „Innovations-Campus am Standort Berlin“.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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