Schimmelbefall und kein Ende
Anna-Lindh-Grundschule muss teilweise schließen

Schulstadträtin Stefanie Remlinger hätte Mathias Hörold lieber bessere Nachrichten mitgebracht.  | Foto: Ulrike Kiefert
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In der Anna-Lindh-Grundschule grassiert der Schimmel weiter. Das Bezirksamt Mitte hat jetzt einen kompletten Gebäudeteil für den Unterricht sperren müssen. Zehn Klassen sind nach Ferienende betroffen. Über einen Ersatzstandort verhandelt das Bezirksamt noch.

Die Anna-Lindh-Grundschule wird ihre Schimmelsporen nicht los. 250 Schüler müssen deshalb nach den Sommerferien woanders unterrichtet werden, denn Mittes größte Grundschule ist jetzt teilweise geschlossen. „Eltern und Lehrer wissen Bescheid“, informiert Mathias Hörold. Dem Schulleiter steht das Drama ins Gesicht geschrieben. „Nach der letzten Messung habe ich schon geahnt, wie das ausgeht.“ Seinen Sommerurlaub hat Hörold darum auf eine Woche verkürzt.

Bauteil ist dicht wegen Schimmelpilzen

Es war Schulstadträtin Stephanie Remlinger (Grüne), die die schlechte Nachricht verkünden musste. „Der gesamte Bauteil 2 des Schulgebäudes muss bis auf Weiteres gesperrt werden.“ Dort sei „gesundheitschädlicher Schimmelbefall“ festgestellt worden. Zu dem Ergebnis kommt ein Gutachten von „Oecolab“, einer Firma für baubiologische Messtechnik, vom 20. Juli. Zuvor hatte Remlinger Ende Mai aus Sicherheitsgründen erneut Raumluftmessungen veranlasst. Und die offenbarten nun neuerlich „Schimmelbelastungen durch Schimmelpilze“ – trotz Sanierung der betroffenen Stellen, gründlicher Reinigung und Luftfiltergeräten im Dauerbetrieb. „Der Erfolg der Maßnahmen war leider nie von Dauer.“ Aufgrund des Gutachtens empfahl das Facility Management (bezirklicher Hochbau) die Sperrung des Quergebäudes (Bauteil 2), dem die Schulstadträtin nachkam. „Die Gesundheit der Kinder und der Beschäftigten geht über alles.“

In der Praxis heißt das: 20 Unterrichtsräume fehlen der Schule, die sowieso schon kaum Platz für ihre 700 Schüler hat. Zehn Klassen und damit 250 Schüler müssen ausgelagert werden. „Eigentlich sind es zwölf Klassen“, sagt Hörold. Zwei Klassen mit 50 Kindern habe man aber in der Schule halten können.

Suche nach Ersatzstandort
gestaltet sich schwierig

Für das Bezirksamt steht jetzt ein sportlicher Zeitplan an. „Bis Schuljahresbeginn müssen wir einen Ersatzstandort für 250 Schüler und damit für eine fast zweizügige Grundschule gefunden haben“, sagt Stephanie Remlinger. Die Sommerferien enden am 19. August. Vereinsheime seien abgefragt worden, so die Schulstadträtin, landeseigene Standorte und andere Schulen. Doch ohne Erfolg. „Wir müssen uns etwas auf dem öffentlichen Markt anmieten, wobei Schulen ein eher schwieriger Mieter für Privatvermieter seien." Die Schulstadträtin geht aber davon aus: „In den nächsten Tagen werden wir einen Mietvertrag unterschreiben können.“ Und auch die Senatsfinanzverwaltung werde die Notlösung und die damit verbundenen Kosten wohl akzeptieren. „Wir hoffen es jedenfalls.“ Wo genau der Ersatzstandort ist, wollte die Stadträtin wegen der laufenden Gespräche mit dem Vermieter nicht sagen. Nur so viel: „Wir bleiben im Umkreis von drei bis vier Kilometern.“ Will heißen: Für die Schüler muss ein Bustransfer organisiert werden.

Eine Container-Lösung auf bezirklichen Grundstücken, wie es die SPD Mitte für die Betriebshöfe des Grünflächenamtes am Dohnagestell und am Gothepark vorschlägt, schließt die Stadträtin aus. Die Standorte seien zwar überprüft worden. „Doch der Bau von Containern dauert mindestens ein Jahr.“ Und Sonderrechte für Schulbauten gebe es nicht.

Grundsanierung ab 2024 geplant

Am Ersatzstandort werden die 250 Schüler lange bleiben müssen. Denn die Anna-Lindh-Schule soll ab 2024 grundsaniert werden. Eltern, Lehrer und Schulleiter fordern das schon seit Jahren. Doch Remlingers Vorgänger hatte die so genannte Bonus-Schule nie in die Investitionsplanung des Bezirks aufgenommen. Nun aber steht sie drin. „Sie ist das einzige Vorhaben, das neu aufgenommen wurde“, sagt Stephanie Remlinger. 60 Millionen Euro sind für die Sanierung vorgesehen. Normalerweise dauern solche Sanierungen acht bis neun Jahre. „Wir hoffen, in fünf Jahren damit fertig zu sein.“

Der Schimmelfleck wurde unter Regalen entdeckt.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Im Schulhaus an der Guineastraße 17 war laut Bezirksamt erstmals 2017 Schimmel festgestellt worden – in den Umkleiden der Sporthalle. Seitdem breitet er sich trotz Gegenmaßnahmen im Gebäude aus. Schimmelquelle ist der Keller mit seinen regenfeuchten Wänden. Aber auch sonst ist die Bausubstanz der Schule suboptimal. Damals, in den 1950er-Jahren, war an eine ordentliche Dämmung und abgedichtete Fundamente nicht zu denken. „Die Ursachen liegen tief im Gemäuer“, sagt Schulamtsleiter Rainer Müller. Neben dem Schimmel machen der Schule auch Heizungsausfälle, Raumnot, unsanierte Klassenzimmer und Wasserschäden zu schaffen. Doch weil nie viel Geld da war, wurde in der Schule nur oberflächlich saniert, geflickt und repariert. Rund 5,3 Millionen Euro sind dafür in den vergangenen fünf Jahren in die Schule geflossen. Finanziert aus dem Bezirksbudget für bauliche Unterhaltung.

Weil es um die Bausubstanz der Schule so schlecht bestellt ist, diskutierte man im Bezirk auch ihren Abriss und Neubau. Der würde nach heutigem Stand etwa 40 Millionen Euro kosten und wäre damit billiger als die Sanierung. Doch dem Bezirk fehlen eigene Flächen für einen Neubau. „Und wir müssten eine komplette Schule auslagern“, so Remlinger. Mathias Hörold und sein Team müssen also weiterwarten. „Wir arbeiten hier unter extremen Arbeitsbedingungen“, sagt der Schulleiter. Wegen des Schimmels hätten sich einige Kollegen bereits in andere Schulen versetzen lassen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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