"Hier bröckelt alles"
Bastion im Schillerpark verfällt immer mehr

Engagiert gegen den Verfall: Bruni Wildenhein-Lauterbach und Uli Dalibor "beobachten" die Bastion seit vielen Jahren.   | Foto:  Ulrike Kiefert
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Die Bastion im Schillerpark müsste dringend saniert werden. Die Bezirksverordneten machen schon seit Jahren Druck beim Bezirksamt, doch passiert ist bisher nichts. Anwohner ärgert das.

Kanonen muss die Bastion schon lange nicht mehr fürchten. Es ist die Zeit, die angreift und zerstört. „Die Bastion verfällt und niemand hält das auf.“ Uli Dalibor und Bruni Wildenhein-Lauterbach steigen die breiten Treppen hoch. „Sehen Sie, hier bröckelt alles.“ Uli Dalibor zeigt auf Steine, die herausgebrochen sind. Weiter oben geht es weiter: Risse in Fugen, überall Bruchstellen und faustgroße Löcher im Gemäuer.

Uli Dalibor und Bruni Wildenhein-Lauterbach beobachten den Verfall der Bastion im Schillerpark schon eine ganze Weile mit Sorge. Beide engagieren sich in der SPD-Abteilung „Schillerpark“, sind aber auch direkte Anwohner. Uli Dalibor hat das beeindruckende Bauwerk damals beim Joggen entdeckt. Bruni Wildenhein-Lauterbach kennt es schon aus Kindheitstagen. Die Bastion liegt umsäumt von mächtigen Bäumen im südöstlichen Teil des Schillerparks. Die dreigegliederte Terrasse aus Rüdersdorfer Kalkstein entstand zwischen 1909 und 1912. Auf der ersten Ebene war einst ein Rosengarten angelegt, auf der zweiten Ebene thront das Schiller-Denkmal und auf der dritten Ebene ein grüner Hain, angelegt als natürlicher Tempel für den Dichterfürsten. „Wenn man früh herkommt, ist es ganz friedlich und still.“ Deshalb geht Bruni Wildenhein-Lauterbach hier so gern spazieren. Doch wie lange noch? „Die Bastion fällt bald in sich zusammen“, befürchtet Uli Dalibor. Der Grund ist nicht nur das schadhafte Mauerwerk. „Die Baumwurzeln drücken die Steine hoch, der ganze Boden ist von Kaninchenbauen unterhöhlt.“ Einer der zwei seitlichen Rundtürme ist nach einem Feuer immer noch rußgeschwärzt. „Das Bezirksamt hat nur abgesperrt und fertig.“ Das ist jedoch nicht alles. Immer wieder beobachten Spaziergänger Drogenhändler im Park, Müll liegt herum und vor dem Eingang zu den Katakomben der Bastion haben zwei Obdachlose ihre Matratzenlager aufgeschlagen. „So kann es nicht weitergehen, es muss endlich was passieren.“ Da sind sich die beiden einig.

Hier brechen in der Mauer die Steine heraus.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Und nicht nur sie. Auch die Bezirksverordneten machen Druck. Bereits 2018 kritisierten sie den schlechten baulichen Zustand der Bastion und die zunehmende Verwahrlosung des gesamten Schillerparks. Das Bezirksamt ließ damals wissen, schon seit 2017 über einem Plan zur Gesamtsanierung zu sitzen. Doch passiert ist bisher nichts. Der Bezirk hat kein Geld und somit andere Prioritäten. Außerdem stehen Park und Bastion unter Denkmalschutz, da wird das Ganze nicht gerade billig. Ein Gutachten hat die Kosten seinerzeit auf mindestens sechs Millionen Euro geschätzt, davon 400 000 Euro allein für die Treppenanlage der Bastion. Doch dieses Gutachten ist laut Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) verschwunden. „Wir haben es nirgendwo mehr finden können.“ Weder bei der Denkmalschutzbehörde im Bezirksamt noch anderswo.

Das brandzerstörte Dach des Rundturms.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Gesucht wurde jetzt danach, weil die Bezirksverordneten das Bezirksamt vor drei Monaten aufgefordert haben, noch in diesem Jahr endlich ein „Konzept zur Nutzung der Bastion zu finalisieren“. Der Ursprungsantrag kam von der SPD-Fraktion. „Das machen wir jetzt auch“, sicherte Stadtrat Gothe kürzlich Anwohnern beim Kiezspaziergang zu. Mehr allerdings auch nicht. Schon zwei Jahre zuvor hatte die CDU einen ähnlichen Antrag formuliert. Das Bezirksamt sollte ein Nutzungskonzept für die Bastion erarbeiten und zwar gemeinsam mit Sportvereinen. Denn die könnten die Räume in den Katakomben nach ihrer denkmalgerechten Renovierung zum Beispiel als Umkleiden nutzen, so der Vorschlag. Und zwar immer dann, wenn auf der großen Wiese vor der Bastion Faustball und Fußball gespielt werden.

Der Eingang zu den Katakomben der Bastion.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Auch Uli Dalibor findet die Idee gut. „So oder so, der Bezirk muss seinen Teil beitragen, um die Bastion und auch den Park als grüne Lunge zu erhalten.“ Für die Familien und jungen Leute, für die Jogger und Hobbysportler, für die Senioren, die regelmäßig zum Qigong vorbeikommen. Und für Bruni Wildenhein-Lauterbach, die seit einer Ewigkeit hier spazieren geht und im Schatten der mächtigen Kastanien ein Buch liest.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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