Denkmalschützer gegen Abriss
Wedding. Die Verbindungsbrücke zwischen dem Rathausaltbau und dem zukünftigen Jobcenter, auch Beamtenlaufbahn genannt, soll abgerissen werden.
Das hat das Bezirksamt beschlossen. Der Übergang wird nicht mehr benötigt, weil der ehemalige Rathausturm jetzt der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) gehört. Die BIM saniert den Zwölfgeschosser, in den im Herbst das Jobcenter einzieht. In den kommenden Monaten wird zudem das gesamte Rathausumfeld neugestaltet. Die Architekten hatten den Abriss der sogenannten Beamtenlaufbahn empfohlen, um den Campus der Beuth-Hochschule besser an die Müllerstraße anzudocken. Die nicht mehr benötigte Verbindungsbrücke ist dabei eine störende Sichtbarriere. Auch bei einer früheren Befragung von Anrainern zur geplanten Neugestaltung des Rathausplatzes hatten sich die meisten für einen Abriss ausgesprochen. In Workshops zur Platzgestaltung wurden aber seinerzeit auch Ideen entwickelt, wie man den Übergang als Gestaltungselement nutzen kann. Ein Vorschlag war, die Beamtenlaufbahn durch eine Beleuchtung zu betonen und für Lichtinstallationen oder Ausstellungen zu nutzen.
Die BIM als Eigentümer des Bauwerks war bisher unentschlossen, was aus dem Übergang werden soll. Wie Sprecherin Johanna Steinke sagt, will die BIM jetzt auch den Abriss und steht hinter der Entscheidung des Bezirksamtes. Laut BA-Beschluss soll die BIM den Abriss finanzieren. Bisher gibt es weder Kosten- noch Zeitpläne, so Steinke. Demnächst sollen Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde geführt werden. Steinke betont, dass die BIM die Denkmalschützer nicht übergehen will. Wie das funktionieren soll, wenn der Verbindungsgang abgerissen wird, konnte die BIM-Sprecherin auch nicht erklären.
Die Denkmalschützer sind nämlich komplett gegen den Abriss. Wie aus der Bezirksamtsvorlage hervorgeht, hat der für die Denkmalbehörde zuständige Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) die Vorlage nicht mitgezeichnet. „Fachliche Stellungnahmen empfehlen den unbedingten Erhalt des Verbindungsganges, da ansonsten das Gesamtensemble zerstört wird“, heißt es in der Begründung. Weil die Fachämter gegen den Abriss sind, hatte die für Immobilien zuständige Stadträtin Sabine Smentek (SPD) den Abrissantrag in das Bezirksamt eingebracht, „um politisch zu entscheiden, wie wir die fachlichen Stellungnahmen bewerten“. Mit dem Abrissbeschluss „haben wir uns über die Empfehlung des Denkmalschutzes hinweggesetzt“, sagt Smentek.
Das Rathaus Wedding in der Müllerstraße 146/147 steht als „Gesamtanlage“ in der Denkmalliste der Senatsbauverwaltung. Der 1928 von Friedrich Hellwig errichtete Klinkerbau wurde 1964 bis 1966 vom Architekten Fritz Bornemann um ein freistehendes, zwölfgeschossiges Hochhaus und einen neuen Bezirksverordnetensaal erweitert. Der auf Betonstützen stehende frühere BVV-Saal vor dem Rathausturm, in dem in den letzten Jahren die Schillerbibliothek untergebracht war, gehört „zu den herausragenden Beispielen der modernen Nachkriegsarchitektur“, heißt es in der Denkmaldatenbank.
DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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