Gesobau stoppt Gerichtshöfe-Umbau

Kunst in Tüten: Am 6. Dezember findet in den Gerichtshöfen wieder die Verkaufsvernissage „Mokuzumimi" statt. | Foto: Kunst in den Gerichtshöfen e.V.
3Bilder
  • Kunst in Tüten: Am 6. Dezember findet in den Gerichtshöfen wieder die Verkaufsvernissage „Mokuzumimi" statt.
  • Foto: Kunst in den Gerichtshöfen e.V.
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Gesundbrunnen. Nach massiven Protesten gegen die Pläne der Gesobau, die mehr als 100 Jahre alten Gewerbehöfe zwischen Wiesenstraße und Gerichtstraße zu einem Wohnort für Studenten umzubauen, verschiebt die kommunale Wohnungsbaugesellschaft die Modernisierung um zwei Jahre.

Für 6. Dezember laden die Künstler wie in jedem Jahr zu ihrer Nikolaus-Verkaufsvernissage „Mokuzumimi“ in ihre Atelieretagen ein. Die preiswerte Kunst in transparenten Plastiktüten ist seit Jahren der Renner in den Gerichtshöfen, in denen seit Anfang der 1980-er Jahre Künstler günstige Atelierräume haben. Doch in diesem Jahr geht die Angst um in den Gewerbehöfen. Die mehr als 80 Künstler fürchten um ihre Existenz und wissen nicht, wie die Zukunft aussieht.

Die Gesobau hatte angekündigt, das Quartier ab 2018 komplett zu sanieren und zum Standort für „studentisches Wohnen und kreatives Arbeiten“ umzubauen. In den Fabriketagen und in einem Neubau, der im zweiten und dritten Hof an der Stelle des im Krieg zerbombten Gebäudeteils entstehen soll, sind insgesamt 150 Studentenappartements geplant.

Für die elf Gewerbemieter mit insgesamt rund 150 Mitarbeitern in den sechs Gewerbehöfen – Tischler, Bäcker oder Autoschlosser – bedeuten die Umbaupläne das Aus. Die Künstler sollen jedoch nach Abschluss der Modernisierung bleiben dürfen, kündigte die Gesobau an. Was das für die zukünftige Miete und die Zeit der zweijährigen Bauphase bedeutet – alles unklar. „Für den Bau von 150 Studentenappartments wird der Verlust von zirka 150 Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe billigend in Kauf genommen und eine über Jahrzehnte gewachsene Künstlergemeinschaft zerstört“, heißt es in einer Erklärung des Künstlervereins „Kunst in den Gerichtshöfen e.V.“. Den Mietern war Anfang November das Planungskonzept vorgestellt worden, „demzufolge sämtliche Gewerbebetriebe und ein Teil der Künstler ihre Arbeits- und Existenzgrundlage verlieren würden“, so Birgit Bayer, Vorsitzende des Künstlervereins. Auch die neue rot-grüne Bezirkskoalition ist gegen die Gesobau-Pläne. Grüne und SPD haben in der BVV Anträge gestellt, die Gerichtshöfe als Gewerbehof und Künstlerquartier zu erhalten.

Genau an dem Tag, an dem sich die neue rot-rot-grüne Koalition auf einen Regierungsvertrag geeinigt hat, stoppt die Gesobau das umstrittene Projekt. „Als landeseigenes Wohnungsunternehmen mit sozialem Auftrag“ möchte die Gesobau plötzlich „die Einwände der Künstler und Gewerbetreibenden in den Gerichtshöfen berücksichtigen“, teilt das Unternehmen am 16. November mit. Die Modernisierung werde um zwei Jahre verschoben. Sanierungsstart soll also frühestens 2020 sein. Die Zeit will die Gesobau nutzen, „um gemeinsam mit den gewerblichen Mietern optimale Lösungen für ihre Raumnutzung beziehungsweise Standortverlagerung zu entwickeln“, so die für die Gerichtshöfe zuständige Gesobau-Geschäftsbereichsleiterin Irina Herz. Die Künstler könnten bei der Ausgestaltung ihrer zukünftigen Ateliers mitreden. Die Betriebe sollen „bei ihrer Standortsuche“ unterstützt werden. Das heißt, dass sie wie geplant alle raus müssen. „Die Schaffung von neuem Wohnraum bleibt unser Fokus“, so Irina Herz.

Auch die Mieter in den Wohnhäusern Wiesenstraße 62 sowie Gerichtstraße 12/13, die zum Gerichtshöfe-Komplex gehören, sind vom Studentenwohnungsprojekt betroffen. Die Häuser mit 81 Mietwohnungen, die teilweise noch über Ofenheizung verfügen, sollen vom Dach bis zum Keller saniert werden. Auch das Projekt wird um zwei Jahre verschoben. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 546× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 835× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 813× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.191× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.