Gesobau stoppt Modernisierung : Sanierung im Sprengelkiez um zwei Jahre verschoben
Wedding. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Gesobau stoppt die umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen an der Sprengelstraße 45 und 46. Bis 2019 will die Gesobau nach Mieterprotesten „in Abstimmung mit dem Bezirk individuelle sozialverträgliche Lösungen für die Umsetzung der Maßnahmen erarbeiten“, teilt das Unternehmen jetzt mit.
Fassaden, Dach, Fenster, Keller, neue Leitungen und in den Wohnungen Modernisierungen der Bäder und Abriss der Öfen, die die meisten Wohnungen noch haben: Die umfangreichen Arbeiten in der Sprengelstraße 45 und 46, die jetzt starten sollten, wurden auf Eis gelegt. „Aufgrund der Vielzahl an Maßnahmen und sehr individuellen Wohnungsausstattungen kam es im Vorfeld der angekündigten Modernisierung zu umfangreichen Rückfragen der Mieter, die bis zum aktuellen Zeitpunkt nicht abschließend geklärt werden konnten“, teilt die Gesobau jetzt mit. Etliche Mieter hätten für die Zeit der Bauarbeiten sogar in Umsetzwohnungen untergebracht werden müssen. „Die nächsten zwei Jahre möchten wir nutzen, um mit den Mietern noch intensiver in den Austausch zu treten und vorhandene Ängste zu nehmen“, sagt die Gesobau-Geschäftsbereichsleiterin für Wedding, Irina Herz. Die Gesobau erfülle „in allen Modernisierungsvorhaben zahlreiche Maßgaben, um eine Verdrängung der Bewohner aus ihrem Heimatkiez zu verhindern – dies gilt natürlich insbesondere für Milieuschutzgebiete wie der Sprengelstraße“, so Herz.
Der Bezirk hatte erst vor kurzem die Quartiere Leopoldplatz, Seestraße und Sparrplatz zu Milieuschutzgebieten erklärt, um die Bewohner vor Luxusmodernisierungen und Verdrängung zu schützen. Bei einer Infoveranstaltung zu den Milieuschutzgebieten mit Bausstadtrat Ephraim Gothe (SPD) am 15. Februar kam es zu Protesten der betroffenen Mieter aus der Sprengelstraße.
Die Gesobau hat angekündigt, gemeinsam mit der vom Bezirk eingesetzten Mieterberatung „individuelle Lösungen zu erarbeiten“. Hintergrund der Notbremsung sind auch Forderungen des Senats, Mieterhöhungen der kommunalen Wohnungsbaugesellschaften zu deckeln. Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) will, dass die Mieten bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften in vier Jahren um maximal zwei Prozent jährlich steigen dürfen. Auch Mietsteigerungen nach Modernisierungen sollen beschränkt werden. Umlagefähig auf die Jahresmiete sollen künftig maximal sechs Prozent der Modernisierungskosten sein. Bisher haben die kommunalen Vermieter schon die Anordnung, nur bis zu neun Prozent der Ausgaben anstatt der gesetzlich erlaubten elf Prozent umzulegen. In der Sprengelstraße sollte nach bisherigen Plänen die geplante Modernisierungsumlage „auf ein sozialverträgliches Maß reduziert und durch einen freiwilligen Verzicht der Gesobau beim Großteil der Mieter unterhalb sechs Prozent“ liegen, wie Gesobau-Sprecherin Birte Jessen am 22. Februar sagte. Wegen der laufenden Verhandlungen mit dem Senat will die Gesobau zu Mieterhöhungen nach der Modernisierung derzeit keine Auskunft geben, erklärte Susanne Stöcker von der Gesobau am 8. März.
Die Aufsichtsräte der kommunalen Wohnungsunternehmen müssen der neuen Senatsregelung noch zustimmen. Entsprechende Kooperationsvereinbarungen sollen im April unterzeichnet werden.
Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) begrüßte den Stopp der Modernisierungen in der Sprengelstraße. Er organisiert gerade eine große Infoveranstaltung für die betroffenen Mieter mit Vertretern vom Bezirk, der Gesobau und der beauftragten Mieterberatungsfirma, die noch im März stattfinden soll. Um Wohnungen dennoch „in einen zeitgemäßen Standard zu versetzen und dem demografischen Wandel anzupassen“ will Gothe, dass zum Beispiel der Einbau von Fahrstühlen nicht mehr auf die Miete umgelegt, sondern aus Sonderprogrammen finanziert wird. In der Sprengelstraße hatte die Gesobau für sechs neue Dachgeschosswohnungen den Einbau eines Aufzugs geplant. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.