Gewerbetreibende fordern Unterstützung für Leopoldplatz

Marktchefin Silvia Hintsche (rechts) und Erika Gutsche von der Stadttteilvertretung "mensch.müller" engagieren sich im Leopoldplatz-Netzwerk. | Foto: Dirk Jericho
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Wedding. Die Millionen Euro teure Umgestaltung des Leopoldplatzes unter Einbeziehung aller Nutzergruppen ist gerade von der Landeskommission Berlin gegen Gewalt mit dem Präventionspreis 2014 ausgezeichnet worden. Jetzt geht die Angst um, dass alles wieder schlimmer wird.

Vom gefährlichsten Platz Berlins zum schönsten hat eine Journalistin mal geschrieben. Auch wenn das übertrieben klingt; der Leopoldplatz hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Mütter sitzen heute mit ihren Kindern wieder auf den Bänken, die Leute trinken Kaffee vorm Cafe Leo und der Wochenmarkt ist gut besucht - das Zusammenleben Aller funktioniert ganz gut. Die Betonung liegt auf alle Nutzer, denn das Motto der Leo-Offensive war, einen Platz für alle zu gestalten. Vor ein paar Jahren noch haben die Leute den Leopoldplatz gemieden. Viele Trinker und Drogenabhängige lungerten vor dem U-Bahn-Eingang, urinierten an die Bäume oder pöbelten Passanten an. Probleme und Konflikte gibt es zwar immer noch, aber lange nicht mehr so schlimm.

Das Konzept des vor fünf Jahren gegründeten Runden Tisches Leopoldplatz ist nämlich, niemanden zu verdrängen. Heinz Nopper vom bezirklichen Präventionsrat hat alle Akteure an den Tisch geholt, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Anwohner, Gewerbetreibende, die Nazarethkirchgemeinde, Polizei, Quartiersmanagement und viele weitere Akteure treffen sich monatlich, um über Probleme und Lösungsmöglichkeiten zu sprechen. Ein Ergebnis der "Platz für Alle"-Idee ist, dass die Drogen- und Trinkerszene einen Aufenthaltsort mit eigener Toilette hinter der Kirche bekommen hat. Die Kirchengemeinde betreibt zudem mit dem Knorke einen Trinkertreff, wo Sozialarbeiter den Abhängigen helfen, im Leben zurechtzukommen. Die "Szene" selbst ist stolz darauf, immer eingebunden worden zu sein und kümmert sich um die Neuen auf dem Platz, die die Spielregeln noch nicht kennen. Das alles funktioniert vor allem, weil sich zwei Sozialarbeiter vom Streetworker-Verein Gangway täglich um die bis zu 80 Leute kümmern. Das Team Leo koordiniert auch die Praktikerrunde. Bei den regelmäßigen Treffen können vor allem die Händler frühzeitig Probleme benennen.

Das in rund fünf Jahren so aufgebaute und mittlerweile gut funktionierende Netzwerk ist jedoch in Gefahr. Die Finanzierung der Streetworker aus dem Programm Aktives Zentrum läuft im Februar aus. Wie Bürgermeister Christian Hanke (SPD) sagt, gibt es noch keine Lösung für die Zeit danach. Er fordert, dass der Senat dieses wichtige Projekt weiter finanzieren muss. Und auch Heinz Nopper, der den Runden Tisch leitet, geht am 15. Oktober in den Vorruhestand. Hanke hat versprochen, diese wichtige Stelle neu zu besetzen. Weil die Ausschreibung erst jetzt anläuft, "bekommen wir das nicht ganz ruckelfrei hin", gibt der Bürgermeister zu. Den Januar als Neustart hält er für realistisch.

Für Heinz Nopper hat der Runde Tisch und was am Leopoldplatz erreicht wurde Modellcharakter. Er weiß aber auch, dass die Situation trotz aller Erfolge "weiterhin fragil ist." Wenn sich niemand hauptberuflich um das Netzwerk kümmert, "kann alles wieder schnell nach hinten losgehen", sagt Nopper. Das sieht auch Sanda Hubana vom Streetworkerteam Leo so. "Es hat sich viel zum Positiven entwickelt auf dem Leopoldplatz. Um nachhaltige Strukturen aufzubauen, braucht es noch viel Zeit".

Dirk Jericho / DJ
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Dirk Jericho aus Mitte

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