Kampfsport statt Bowling
Ins leere Schillerpark-Center ziehen bald die ersten neuen Mieter ein
Seit vier Jahren schon steht das riesige Schillerpark-Center leer. Anwohner und Bezirk hatten kaum noch Hoffnung, dass sich das bald ändert. Doch nun wird drinnen umgebaut – für ein Kampfsport-Studio und einen „Ping Pong Park“.
Vom alten Glanz der Einkaufs-Mall ist wenig übrig. Die Glasfronten im Erdgeschoss sind mit Werbung verklebt, die Eingänge verrammelt und auch im Parkhaus herrscht gähnende Leere. Seit vier Jahren ist der 25.000 Quadratmeter große Koloss an der Müllerstraße nun schon verwaist. Doch das wird sich bald ändern. Drinnen wird gerade umgebaut.
Drei Geschäftsführer wollen im Schillerpark-Center ein „Spitfire Gym“ für Kampfsport und einen Tischtennis-Indoor-Park eröffnen. Die Pläne verfolgen Yigit Muk und Bünyamin Topal sowie Carsten Blaschek schon ein Weilchen. Nun aber sind die Verträge für die ersten neuen Mieter im Center unter Dach und Fach – sehr zur Freude des Bezirksamtes. „Wir finden es ganz toll, dass hier wieder Leben einzieht“, sagte Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) beim Rundgang über die zwei Baustellen. Auch wenn der Großteil des riesigen Centers erstmal weiter leer bleibt. „Es ist ein Anfang.“
Das Kampfsport-Studio zieht auf rund 3600 Quadratmetern in die alte Bowlinghalle mit ihren hohen Decken ein. Laut Bünyamin Topal, einem der beiden Geschäftsführer, liegt der Schwerpunkt auf Mixed Martial Arts, so wie im Schöneberger Studio der beiden. Es soll aber auch Trainingsflächen für andere Sportarten und einen kleineren Fitnessbereich geben. Dazu eine Sauna, Umkleiden und Duschen. In der riesigen Halle ist Platz genug. „Wir starten mit 94 Kampfsportkursen“, kündigte Bünyamin Topal an. Für Hobbysportler bis hin zum Spitzenathleten mit Wettkampfambitionen. Das Einstiegsalter liegt bei vier Jahren. Öffnen will das Studio von Montag bis Sonntag. Auch mit Schulen soll es Kooperationen geben. „Das steht bei uns ganz groß auf dem Plan", so Bünyamin Topal. "Jetzt haben wir endlich die Flächen, um mit Schulklassen zu trainieren.“ Der Mietvertrag läuft zunächst über 15 Jahre. Finanziert wird der Studiobetrieb über Mitgliedsbeiträge und Tagespässe. Mit der Eröffnung rechnet Topal schon in zwei Monaten, spätestens aber nach den Sommerferien. „Das Gym wird das größte seiner Art in ganz Europa“, schwärmte der Geschäftsführer. „Und natürlich freuen wir uns auf die Nachbarschaft.“ Die ist zur Eröffnung eingeladen.
Der Ping-Pong-Park wird mit 500 Quadratmetern kleiner. Geschäftsführer Carsten Blaschek, der am Südkreuz ein Tischtennis-Zentrum betreibt, plant sein neues Paradies mittig der früheren Real-Fläche. Mindestens zehn Ping-Pong-Tische will Blaschek dort hinstellen. Die sollen dann online buchbar sein. Viel mehr Infos gab es nicht, denn der Geschäftsführer war bei dem Rundgang nicht dabei.
Aus dem Schillerpark-Center zog Ende 2020 der Real-Supermarkt als Hauptmieter nach 20 Jahren aus. Danach folgten die restlichen Geschäfte, darunter ein Friseur, ein Sexshop, ein Klamottenladen und ein Schuhcenter und am Ende auch das Bowlingcenter mit 46 Bahnen. Der Pächter des Schillerpark-Centers, der luxemburgische Immobilienkonzern Aroundtown, kündigte kurz danach einen Neustart für die Immobilie an. Von Büro- und Freizeitflächen war die Rede, von neuen Geschäften im Erdgeschoss und gar von Wohnungen im hinteren Teil des Centers. Zum Ärger des Bezirksamtes und der Anwohner ist daraus bis heute nichts geworden. Dabei ist die Nachfrage nach Flächen groß. Aber auch soziale und kulturelle Einrichtungen suchen händeringend nach bezahlbaren Räumen.
Was jetzt weiter im Schillerpark-Center passiert, wer dort noch einzieht, und was vor allem aus dem riesigen Parkhaus mit seinen 1000 Stellplätzen wird, konnte Stadtrat Gothe nicht sagen. Der Kontakt zu Aroundtown sei nicht einfach. Zuletzt war auch darüber nachgedacht worden, Flüchtlinge im Schillerpark-Center unterzubringen. Aus der Idee des Bezirksamtes wurde aber nichts. Eigentümer des Grundstücks sind die Berliner Verkehrsbetriebe BVG, die neben dem Center eine U-Bahn-Werkstatt besitzen. Mit Aroundtown hatte die BVG seinerzeit einen Erbbaurechtsvertrag abgeschlossen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.