Immer noch "kein Platz für alle
Leopoldplatz bleibt Sorgenkind / Stadtteilvertreter machen Vorschläge
Der Leopoldplatz hat seit Jahren einen schlechten Ruf als Treffpunkt der Trinker- und Drogenszene. Das Bezirksamt peppt ihn darum seit zehn Jahren beharrlich auf. Doch der „Leo“ bleibt für viele ein Sorgenkind.
Der Leopoldplatz ist keine Schönheit. Sinnesreize sucht man hier vergebens. Ruhe auch. Wer nicht zum Wochenmarkt, auf den Spielplatz oder aufs Eco-Klo muss, läuft also besser durch. Warum auch nicht? Berlin hat viele solcher Plätze, die nicht angeben wollen. Einen schlechten Ruf haben sie darum noch lange nicht.
Seit 2010 wird der Platz aufgepeppt
Anders beim Leo. Dort gab es immer wieder Ärger, wegen Pöbeleien, Schlägereien, öffentlichem Urinieren und Spritzbesteck im Gebüsch. Weshalb das Bezirksamt den Platz seit Jahren beharrlich schicker macht – und familienfreundlich. Lachende Kinder und glückliche Eltern statt „problematischer Szene“. Und so bekam der Leo rund um die Alte Nazarethkirche seit 2010 unter anderem einen Spielplatz, eine Liegewiese, eine Promenade, ein „Aktionsband“, lange Betonbänke, ein Wasserspiel, ein hübsches Pflaster im Südwestteil, Streetworker und einen abgeschirmten „Aufenthaltsbereich für die lokale Trinkerszene“. Als nächstes soll der nordöstliche Teil des Leopoldplatzes, auch Maxplatz genannt, aufgepeppt werden. Zwischen der alten Passierscheinstelle und dem Bolzplatz ist beispielsweise ein Areal speziell für Jugendliche geplant.
Trotz aller Mühe ist der Leopoldplatz für viele aber immer noch ein Sorgenkind. Anwohner erzählen von Männergruppen, die den Spielplatz „belagern“, von Müll und kaputten Spielgeräten. Der Platzdienst berichtet von einer hohen Zahl „geflüchteter Drogensüchtiger“, die am Leo offenbar auch übernachten. Der Drogenhandel soll wieder zugenommen haben, die Polizei läuft regelmäßig Streife und setzt auch schon mal Drogenspürhunde ein. Längst also kein Platz für alle, wie es das Bezirksamt will?
"Lebendige Atmosphäre verleihen"
Nein, findet auch die Stadtteilvertretung „mensch.müller“ und erklärt, wie es besser werden kann. Mit mehr Kultur zum Beispiel: Kinderfeste, Stadtteilfeste, Tanz und Konzerte. Das sei wichtig, um dem Leopoldplatz dauerhaft eine „lebendige Atmosphäre zu verleihen, Anwohnern und Nutzern eine ‚Inbesitznahme‘ des Platzes zu ermöglichen“, sagt Christoph Keller von "mensch.müller". Ohne bestimmte Gruppen zu verdrängen. „Wir begrüßen die geplante Kältehilfe auf dem Leopoldplatz, jedoch fordern wir langfristige Lösungen.“ So müsse die Sozialarbeit weiter ausgebaut werden, um Wohnungslosen und Drogenabhängigen mehr Hilfe anbieten zu können. Bauliche Veränderungen sollten zudem allen Platznutzern zugute kommen. Beispiel Pissoirs: Die gebe es nur für Männer, Frauen aber hätten hier keine echte Alternative. Auch fehlen den Stadtteilvertretern Fahrradständer und Trinkbrunnen. „Es bringt nichts zu warten, bis Baumaßnahmen fertig sind. Es braucht soziale Zwischenlösungen, besonders vor dem Netto am U-Bahn-Eingang.“
Streit ums "Café Leo"
Auch sei nicht hinnehmbar, dass die Bank an der Müllerstraße leer stehe, wo es doch einen hohen Bedarf an Räumen für soziale Hilfeleistungen gebe. „Weitere Erdgeschossflächen im Umfeld des Leopoldplatzes sollen einer öffentlichen Nutzung zugeführt werden, sollte sich die Gelegenheit dazu bieten“, fordert die Stadtteilvertretung. Die bemängelt auch die ungenügenden Beteiligungsmöglichkeiten, etwa beim "Café Leo". Weil das Café (Imbisswagen) in einer öffentlichen Grünanlage steht, braucht es eine Sondergenehmigung, die jetzt nach vier Jahren erneuert werden muss. Das Bezirksamt startet deshalb ein Interessenbekundungsverfahren für einen neuen Betreiber. Anwohner, Bezirksverordnete und Stadtteilvertreter wollen den jetzigen Café-Betreiber aber behalten und hatten das Bezirksamt darum aufgefordert, das Verfahren auszusetzen. Das lehnte ab und verwies darauf, dass sich ja auch der aktuelle Betreiber bewerben könne. Im reaktivierten "Runden Tisch Leopoldplatz" soll darüber weiterdiskutiert werden.
Bezirksgalerie und Fixpunkt in ehemaliger Bankfiliale?
Dort berichtete das Bezirksamt zuletzt auch darüber, dass besagtes Bankgebäude an der Müllerstraße für „ein Haus der Hilfe“ eher ungeeignet sei. Ein Umbau würde zu lange dauern und selbst wenn, wäre die Miete zu hoch. Das Bezirksamt schlägt bis Oktober aber eine Zwischennutzung für die Bezirksgalerie und Fixpunkt vor. Für den geplanten Drogenkonsumraum steht laut Bezirk eine alternative Immobilie nahe dem Leopoldplatz in Aussicht. Hier verhandelt der künftige Träger aber noch. Außerdem ist das Bezirksamt mit dem Mieter der Neuen Nazarethkirche über eine Teilnutzung von Kirchenräumen für soziale Träger im Gespräch. Der Bezirk wollte die Kirche eigentlich kaufen, jedoch fehlt für Kauf und Sanierung das Geld.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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