Ohne Worte: Siegerentwurf für den Rathausplatz wird nicht umgesetzt

Geheimnisvolle Botschaften. So sollte die Kunstaktion „Weddinger Worte“ aussehen. Daraus wird nichts. | Foto: Pfelder
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Wedding. Das vor einem Jahr beim „Kunst-am-Bau“-Wettbewerb als Sieger gekürte Projekt „Weddinger Worte“des Moabiter Künstlers Pfelder, das im Rathausumfeld an der Müllerstraße realisiert werden sollte, wurde abgesagt.

Gewonnen, gestritten, gecancelt. Die „Weddinger Worte“ wird es nicht geben. Das Preisgericht des Wettbewerbs hat das Projekt nach Diskussionen um die Umsetzung im März abgelehnt, wie Kulturamtschefin Ute Müller-Tischler sagt. Der Künstler Pfelder hingegen spricht von einem „schwebenden Verfahren“ und dass es „noch keine endgültige Aussage von Bezirksamt gibt, was nun geschieht“.

Bedenken zum Standort

Pfelder hatte mit einem interaktiven Kunstwerk gewonnen. Alle drei Monate sollte ein neues Riesenwort auf einer Tafel prangen. Die Idee war, dass Weddinger Bürger sich mit ihren Lieblingswörten bewerben können; eine Jury aus Anwohnerinitiativen, Platzanrainern, Verwaltungsleuten und dem Künstler hätte jeweils ein Quartalswort gekürt, das auf die 3,60 Meter hohe Tafel geschraubt wird. Erst gab es Diskussionen mit dem Künstler, wo genau das Weddinger Wort stehen soll. Gegen Pfelders präferierten Platz an der Müllerstraße vor dem früheren BVV-Pavillon hatten Denkmalschützer und die Landschaftsarchitekten, die derzeit das komplette Rathausumfeld neu gestalten, Bedenken geäußert.

An der Praxis gescheitert

Gescheitert ist die Megatafel jedoch an der praktischen Umsetzung: Wer organisiert die Jury, den Auswahlprozess, das Wechseln der Buchstaben? Laut Kulturamt der Künstler, denn das sei Teil des Kunstwerkes. Doch Pfelder wollte für die zehn Jahre lange Betreuung zusätzlich 25 000 Euro. Der Siegerpreis von 15 000 Euro sei aber ein All-inclusive-Preis, argumentiert die Behörde. „Der Künstler hat ein Kunstwerk angeboten, das nicht durchfinanziert ist“, so Kulturamtschefin Ute Müller-Tischler. Unabhängig von den geforderten Zusatzkosten sei an der „charmanten Kunstidee“ auch die lange Zeit problematisch. Im Amt wechseln Mitarbeiter, der Künstler zieht vielleicht weg oder ähnliches – „da versandet so was schon mal“, so Müller-Tischler. Pfelder hatte deshalb sein Konzept überarbeitet. Sein Vorschlag war, dass eine Jury einmalig zu Beginn der Aktion 30 Weddinger Worte auswählt, die auf drei Meter lange Fahnen gedruckt werden. Einmal im Jahr werden dann jeweils drei neue, vorproduzierte Worte, an drei Fahnenmasten gehängt. Diesen Entwurf hat das Preisgericht abgelehnt, weil er nicht mehr dem Siegerentwurf entspricht.

Neues Konzept gesucht

Das Kulturamt hat jetzt Kontakt mit den Zweit- und Drittplatzierten aus dem Kunstwettbewerb aufgenommen. Die Künstlerin Mariana Castillo Deball, die mit ihrem Kunstwerk aus 43 Bodenfliesen „Forbidden Symmetries“ als Zweite am Zuge wäre, habe aber aus Zeitgründen abgesagt, so Ute Müller-Tischler. Bleibt also das Kunstwerk auf Platz drei. Die Künstlerin Kristina Leko würde es gern umsetzen. „Der Wedding. Ein Manifest“ heißt die Installation, die auf dem Rathausvorplatz neben dem Rathausaltbau aufgestellt werden könnte. Auf vier großen Tafeln gibt es Texte zu den Themen Arbeitergeschichte, Gerechtigkeit, Migrationsgeschichte und Solidarität. Sie sollen „ein Wechselspiel zwischen der Geschichte des roten Weddings und dem Heute bilden“, heißt es in der Beschreibung. Die Texte sollen gemeinsam von Studenten und Weddingern entwickelt werden. Entschieden ist bisher noch nichts. Wie die Kulturamtschefin sagt, ist „noch alles in der Prüfung“. Möglicherweise werde doch das zweitplatzierte Kunstwerk realisiert. Denn wegen der Querelen verschiebt sich alles ins nächste Jahr. Aus der geplanten Aufstellung im Herbst wird nichts. Und später hat vielleicht die Künstlerin Mariana Castillo Deball wieder Zeit. DJ

Alle drei Entwürfe für die Rathauskunst gibt es auf der Seite des Kulturamtes unter http://www.berlin.de/kunst-und-kultur-mitte/kunst-im-stadtraum/kunst-am-bau/.
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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