Planung statt Chaos : Baustellen verzögern sich regelmäßig, aber das soll nicht so bleiben

Baustellen mit mehreren Bauherren - wie aktuell die Karl-Marx-Straße - brauchen Koordination. | Foto: Josephine Macfoy
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Stark verengt, staubig, ein Labyrinth. In der Karl-Marx-Straße, die hinter Bauzäunen kaum zu erkennen ist, schwappt einem Unmut entgegen. „Ich finde es anstrengend, dass man überall in der Stadt länger braucht“, seufzt eine Passantin. Ein Familienvater beschwert sich über den scheinbaren Stillstand. So wie hier ist es vielerorts. Sommer in Berlin.

Die Notwendigkeit, Straßen und Leitungen zu erneuern, U-Bahn-Schächte zu sanieren und Fahrradwege anzulegen, stellen die Berliner nicht infrage. „Das Verständnis ist da, nur müssen Baustellen eben gut koordiniert werden“, sagt Jörg Becker, Verkehrsexperte beim Berliner ADAC, und trifft damit einen empfindlichen Punkt. Immer wieder führt die mangelnde Abstimmung zwischen Bauherren zu Verzögerungen. Welche Konflikte treten auf und was wird dagegen getan?

Ein Beispiel: In der Choriner Straße in Prenzlauer Berg sollten 2016 die Gehwege erneuert werden. Erst nach Aufbruch des Bodens meldeten die Wasserbetriebe und die Telekom Leitungsverlegungen an. Dies führte zu einer Verzögerung bis ins Frühjahr 2017.

Dass oft kurzfristig Arbeiten angekündigt werden, erklärt sich durch das sogenannte Aufgrabeverbot. Es untersagt für drei Jahre, Gehwege erneut aufzureißen. Bauherren sind damit angehalten, sich abzustimmen. Für Matthias Tang, den Pressesprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, ist das allerdings nur eine Teillösung: „Grundsätzlich wollen wir nicht mit Verboten, sondern mit Vernetzung arbeiten“, sagt er. Ein Instrument, das dieses Bestreben aufnimmt, gibt es mit dem verwaltungsinternen Baustellenatlas schon.

Wenn etwa Arbeiten an einem U-Bahn-Tunnel anstehen, trägt die BVG sie dort online ein. Will Vattenfall an derselben Stelle bauen, sehen die Planer: Hier wird der Boden bereits aufgegraben. Die Unternehmen können Zeitpläne und Arbeitsräume koordinieren, sodass die Belastung für die Bevölkerung möglichst gering bleibt. Die größten Berliner Infrastrukturunternehmen haben sich 2016 bereits zur Nutzung verpflichtet. „Allerdings müssen auch die Bezirke mitmachen“, sagt Tang. Die Baustellen in ihrem Aufgabengebiet fallen momentan aus der Datenbank heraus. Sven Hoffmann von der infrest GmbH, die den Baustellenatlas entwickelt hat, teilt mit, dass aktuell Gespräche deshalb laufen. „Natürlich ist es unser Ziel, langfristig alle Beteiligten einzubeziehen“, sagt er. Gründe, aus denen die Bezirke bisher nicht dabei sind, will er nicht nennen.

Auch bei der Verkehrslenkung Berlin, zuständig für das Baustellenmanagement, ist noch Luft nach oben. In den vergangenen Jahren gab es dort diverse Probleme: Unterbesetzung, hohe Krankenstände, etliche Verzögerungen. Hat sich etwas verbessert? Seit 2015 wurde das Personal von 108 auf 126 Beschäftigte aufgestockt. Die Zahl der unbearbeiteten Akten hat sich seitdem deutlich verringert und auch die Bearbeitungszeit ist gesunken. Aktuell wird die Behörde umfangreich geprüft und ja, auch das ist eine langfristige Strategie.

Wie aber kommt man am besten durch diesen Sommer? Verkehrsexperte Becker vom ADAC rät, sich eigene Schleichwege zu suchen. Allgemeine Ausweichempfehlungen verlagerten die Engpässe nämlich nur auf andere Strecken. JoM

Autor:

Josephine Macfoy aus Schöneberg

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