Pavillon mit Angeboten für die Nachbarschaft:
Wendepunkt übernimmt das "Café Leo"
Die Wendepunkt gGmbH wird neue Betreiberin des „Café Leo“ auf dem Leopoldplatz. Beim umstrittenen Interessenbekundungsverfahren bekam der soziale Träger den Zuschlag. Derweil sucht „Fixpunkt“ händeringend nach Räumen.
Das Bezirksamt hat sein Interessenbekundungsverfahren für das "Café Leo" beendet. Neuer Betreiber wird die gemeinnützige Wendepunkt GmbH. Mitte November bekam sie den Zuschlag. Wendepunkt betreut als Träger rund 20 soziale Projekte in vier Bezirken, darunter die Jugendverkehrsschule in Moabit, und sitzt auf dem „ExRotaprint“-Gelände an der Gottschedstraße in Gesundbrunnen.
Niederschwellige Angebote
von Frühstück bis Beratung
Joachim Hampel, einer der zwei Geschäftsführer der gGmbH, stellte beim digitalen „Runden Tisch Leopoldplatz“ kürzlich das Konzept kurz vor. Demnach plant Wendepunkt das "Café Leo" künftig als Pavillon mit Außenfläche, barrierefreien Rampen und verschiedenen Angeboten wie Seniorentreff, Beratung und einem Antragsservice mit zwei PC-Arbeitsplätzen. „Unsere Angebote werden niedrigschwellig sein“, so Hampel. „Das Café nutzen wir, um Kontakte in die Nachbarschaft zu knüpfen.“ Dazu soll es montags bis freitags ab 8 Uhr ein Frühstück geben und nachmittags Kaffee und Kuchen. Auch am Wochenende will das Café öffnen.
Im August hatte das Bezirksamt per Interessenbekundungsverfahren einen neuen Betreiber für das Kiezcafé auf dem Leopoldplatz gesucht. Auch der aktuelle Betreiber Hüseyin Ünlü hatte sich beworben. Der bangte schon 2016 um seinen Gastro-Container, als das Bezirksamt einen neuen Betreiber ausschrieb. Unter dem Druck mehrerer Fraktionen im Bezirksparlament und knapp 16 000 Unterschriften aus dem Kiez für den Verbleib Ünlüs auf dem Leopoldplatz gab das Bezirksamt schließlich nach und erteilte eine vierjährige Ausnahmegenehmigung für den Imbiss. Wegen Corona wurde die Genehmigung um ein Jahr bis 2021 verlängert.
Eine Sondergenehmigung braucht das Café deshalb, weil es offiziell auf einer bezirklichen Grünfläche steht. Weil das Café aber Teil eines Handlungskonzeptes für den Leopoldplatz ist und der Prävention dient, erlaubt das Straßen- und Grünflächenamt den Betrieb. Außerdem belebt das Café den Platz außerhalb der Trinkerszene und ist, wenn auch privat betrieben, ein sozialer Treffpunkt.
Bisheriger Betreiber legte Widerspruch ein
In der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) waren das Interessenbekundungsverfahren und die geplante Neuvergabe des Café jedoch umstritten. Vor allem die Linksfraktion wollte, dass der Vertrag mit dem bisherigen Betreiber ohne Ausschreibung verlängert wird. Zudem argumentierten die Linken, dass das Interessenbekundungsverfahren nicht rechtskonform sei und wiederholt werden müsse. Denn der jetzige Betreiber hatte einen Antrag auf erneute Vertragsverlängerung gestellt, die nicht genehmigt wurde, weshalb er widersprach. „Dieses Widerspruchsverfahren ist noch anhängig und die rechtliche Situation somit nicht geklärt“, sagte Stephan Rauhut (Linke) beim Runden Tisch. Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) merkte dagegen an, dass dieser Widerspruch „erst kürzlich“ eingereicht worden sei und im Bezirksamt gerade bearbeitet werde. „Von einer Klage vor Gericht sind wir noch weit entfernt.“ Das Bezirksamt bleibe deshalb bei seiner Planung. Zumal es sicher noch bis zum nächsten Frühjahr dauern werde, bis der Pavillon von Wendepunkt stehe, so von Dassel.
Fixpunkt sucht wieder nach Räumen
Neuigkeiten, wenn auch unschöne, gab es beim Runden Tisch auch zum Verein „Fixpunkt“. Wie berichtet, hatte die Kirchengemeinde dem Verein den Mietvertrag für seine Kontaktstelle für Suchtkranke auf dem Leopoldplatz nicht verlängert. "Fixpunkt" musste seine Räume in der Nazarethgemeinde bis Ende 2020 für eine Kita räumen, kam aber als Untermieter in der Utrechter Straße unter. „Nun sieht es aber leider so aus, dass sich unsere Raumsituation erneut drastisch verschlechtern wird“, informierte Tobias Wolf. Denn der Untermietvertrag sei Fixpunkt kurzfristig vom Hauptmieter gekündigt worden und zwar zum Ende dieses Jahres. Eigentlich wäre der Mietvertrag erst Ende März 2022 ausgelaufen. „Die Hausverwaltung hat einer direkten Vermietung an uns widersprochen, sodass wir zum Jahreswechsel erneut ohne ausreichende Raumalternativen auskommen müssen“, so Wolf. Möglicherweise könnte der Verein vorübergehend in einem Nebenraum der Nazarethkirche unterkommen. „Das wäre aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, so Bürgermeister von Dassel. „Denn wir wünschen uns für Fixpunkt eine Dauerlösung.“ Das Bezirksamt sucht darum Eigentümer, die ihre leer stehenden Gewerberäume rund um den Leopoldplatz ans Amt vermieten wollen. „Fantasiepreise können wir aber nicht bezahlen.“
"Himmelbeet" zieht um,
"Mühlenstube" öffnet später
Das „Himmelbeet“ hat seine Fläche in der Ruheplatzstraße derweil abgeräumt. Der Gemeinschaftsgarten muss, wie berichtet, dem Bauprojekt „Safe-Hub“ auf dem Leopoldplatz weichen, und zieht jetzt an die Grenzstraße/Ecke Gartenstraße um. Der neue Drogenkonsumraum „Mühlenstube“ wiederum öffnet erst Mitte Dezember an der Müllerstraße seine Türen. Kurz vorher soll es einen Tag der offenen Tür geben. Eigentlich sollte die „Mühlenstube“ im Herbst eröffnen. Dort können sich schwer Abhängige unter Aufsicht Drogen spritzen. Die Entscheidung, einen zweiten Druckraum in Mitte im Afrikanischen Viertel in Betrieb zu nehmen, hat in Wedding für Diskussionen gesorgt. Kurz nach der Bekanntmachung im August formierte sich erster Widerstand. Anwohner protestierten mit einer Online-Petition.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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