Wie Pralinen in der Pralinenschachtel: Wettbewerbssieger stellt Planung für Weddinger Rathausplatz vor

Moritz Schloten vom Büro Annabau erläutert die Gestaltung des Rathausplatzes. | Foto: KEN
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Wedding. Der Baubeginn war für den Sommer vorgesehen. Die Arbeiten begannen aber erst im Oktober und stocken leider schon wieder. Auf dem Weddinger Rathausplatz muss der Boden ausgetauscht werden.

„In den nächsten Wochen passiert nichts auf dem Gelände“, sagt Moritz Schloten vom Lanschaftsarchitekturbüro Annabau. Der Boden sei belastet. Es handele sich um Nachkriegsverfüllungen mit Dingen wie Abdichtmaterial oder alter Dachpappe. Auch Granatsplitter seien bei der letzten Suchgrabung vor zwei Monaten gefunden worden. Gefahr für die Gesundheit bestehe jedoch nicht. Der Vorgang sei „absolut normal“ bei innerstädtischen Flächen in Berlin, so Moritz Schloten bei der Vorstellung des Projekts in der Schillerbibliothek.

Das Büro Annabau hatte im Juni 2013 den Realisierungswettbewerb für die Neugestaltung des Weddinger Rathausplatzes gewonnen. Der Platz ist seit der Nachkriegszeit nicht mehr angefasst worden.

Bauherrin ist die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Finanziert wird das bisher 2,84 Millionen Euro teure Projekt aus Fördermitteln des Bund-Länder-Programms „Aktive Stadtzentren“.

Die 14 700 Quadratmeter, die umzugestalten sind, hat Annabau wie Pralinen in einer Pralinenschachtel angeordnet. Alle Stufen- und Treppenbauten fehlen in Zukunft, um das Areal optisch wie tatsächlich barrierefrei zu machen. Dazu wird der Platz möglichst pflegeleicht und weitestgehend vor Vandalismus geschützt sein. Alles ist robust gestaltet: Sitzmöbel, Beleuchtung, Pflasterung.

Es gibt vier klar voneinander abgegrenzte Bereiche. An der Müllerstraße der Vorplatz mit dem türkischen Café, das erhalten bleibt und einen größeren, offenen und einladenden Außenbereich erhält. Die Pflasterung dieses Stadtplatzes ist schachbrettartig und aus robustem Betonstein in warmem Grau. Blickfang ist allein die Pflanzinsel um die alten Pappeln. Sie ist edel gerahmt. Man kann darauf sitzen. Das Rund um die Pappelinsel erhält seine alte Mosaikpflasterung aus Bernburger Pflastersteinen zurück. An einer Stelle des Vorplatzes werden die Namen der Partnerstädte eingelassen.

Nordwestlich schließt sich der von Bäumen gesäumte „Boulevard“ an. Hier laden Tischtennisplatten und Bänke zum Verweilen ein. Er ist als Verbindung zwischen Leopold-Platz, Müllerstraße und Beuth-Hochschule gedacht.

Das dritte Element ist die Wiese mit Durchgangswegen und Bänken. Sie wird übersichtlich bepflanzt. Hier stehen nur einzelne Bäume, einige gehören zum Altbestand.

Höhepunkt des Areals ist der Lesegarten, gedacht als Treffpunkt vor der Bibliothek. Hier wurden Kinder und Jugendliche an der Planung beteiligt. Schüler aus zwei benachbarten Schulen setzten sich mit den Themen Sitzen sowie Atmosphäre und Farbe auseinander. Ihre Ideen flossen ein in die Gestaltung der Sitzmöbel sowie der 3,6 Meter hohen Leuchten mit einem Schirmdurchmesser von 1,5 Metern.

„Dieser Lesegarten ist schon einzigartig“, sagt Moritz Schloten. Der Architekt geht davon aus, dass der Lesegarten mehr ein Treff sein und besonders in den Abendstunden wegen des Farbspiels seiner LED-Leuchten Publikum anziehen wird. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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