Feuerwehr statt Fachräume
Bezirk kann geplante Sekundarschule neben Bayer nicht bauen
Die Flächen an der Sellerstraße 27-30, am Firmengelände der Bayer AG, werden erstmal kein Schulstandort. Bayer hat den Mietvertrag mit der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), der das Grundstück gehört, um weitere zehn Jahre verlängert.
Im Bezirk fehlen in den kommenden Jahren Tausende Schulplätze. Deshalb werden an mehreren Standorten neue Schulen geplant. An der Reinickendorfer Straße auf dem Areal des ehemaligen Hauses der Gesundheit wird zum Beispiel eine neue Grundschule gebaut, wie auch auf den Grundstücken an der Adalbertstraße und Boyenstraße. Die lange geplante Integrierte Sekundarschule (ISS) an der Sellerstraße 30 ist hingegen erstmal gestorben, wie Schulstadtrat Carsten Spallek (CDU) jetzt der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mitteilte. Mit dem Wegfall der Schule erhöht sich das Defizit bei ISS-Plätzen auf 1823. Nach aktualisiertem Schulentwicklungsplan hängen 18,2 Züge zum Schuljahr 2030/31 in der Luft.
Zum Schuljahr 2025/26 sollte die neue ISS mit 600 Plätzen eröffnen. Doch das geht nicht, weil die Bayer AG auf dem knapp ein Hektar großen Areal seine Werkfeuerwehr stationiert hat. Schering als Vorgängerfirma hatte 2003 einen 20-jährigen Mietvertrag für das Gelände abgeschlossen – mit Option auf Verlängerung um weitere zehn Jahre. Von dieser Option hat die Bayer AG im Juni Gebrauch gemacht. „Damit verlängert sich die Vertragslaufzeit auf Ende 2032“, bestätigt BIM-Sprecherin Johanna Steinke. „Eine Sekundarschule ist dann frühestens ab 2035 denkbar“, so Schulstadtrat Carsten Spallek.
Bayer als Mieter nutzt das Grundstück für seine Werkfeuerwehr, „die essentieller Bestandteil des Gesamtstandortes ist“, wie Bayer-Sprecherin Lisa Hennig sagt. Gemeinsam mit dem Bezirk hätte das Unternehmen nach Alternativstandorten gesucht, aber nichts gefunden. Für Spallek ist der Wegfall derzeit nicht zu kompensieren. „Wir sind in unseren Planungen zurückgeworfen worden“, sagte er auf der BVV.
Wie berichtet, will das Bezirksamt auf dem Gelände an der Schulstraße 97, auf dem bis Ende 2018 ein Seniorenheim des Jüdischen Krankenhauses untergebracht war, eine weiterführende Schule bauen. Die alten Häuser des Wohnpflegezentrums werden aber wohl erst in zwei Jahren abgerissen. „Vor dem Hintergrund des Wegfalls des Standortes Sellerstraße dürfte nachvollziehbar sein, dass die Aktivierung der Schulstraße 97 sowie der Putbusser Straße 12 noch mehr an Bedeutung gewonnen hat“, so Spallek. Mit letzterem ist das seit Jahren leerstehende Diesterweg-Gymnasium gemeint, das der Bezirk dringend wieder als Schule braucht.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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