100 Jahre Groß-Berlin
Musterrathaus als Vorbild für heute: Mitte Museum sucht Zeitzeugen zu Carl Leid

Grundsteinlegung für das Rathaus Wedding an der Müllerstraße am 19. November 1928 aus dem Album „Bezirksamt Wedding 1927“. | Foto: Mitte Museum/ Georg Wilke
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  • Grundsteinlegung für das Rathaus Wedding an der Müllerstraße am 19. November 1928 aus dem Album „Bezirksamt Wedding 1927“.
  • Foto: Mitte Museum/ Georg Wilke
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Zum 100-jährigen Jubiläum der Eingemeindung durch das Groß-Berlin-Gesetz widmet sich das Märkische Museum am Köllnischen Park 5 mit einem großen Ausstellungsprojekt der Metropolenbildung.

Außerdem beleuchten die zwölf Regionalmuseen in den Bezirken in eigenen Ausstellungen die Bedeutung und die Folgen des Zusammenschlusses von 27 Gutsbezirken, 59 Landgemeinden sowie den sieben bisher selbstständigen Städten Charlottenburg, Köpenick, Lichtenberg, Neukölln, Schöneberg, Spandau und Wilmersdorf. Berlin hatte nun 20 Bezirke und war auf einen Schlag mit 3,8 Millionen Einwohnern hinter New York und London drittgrößte Stadt der Welt.

Das Team vom Mitte Museum beteiligt sich zum großen Berlinjubiläum mit einer Sonderausstellung zum Rathaus Wedding und dem langjährigen Weddinger Bürgermeister in der Weimarer Republik. Dem 1867 in Thüringen geborenen und 1935 in Berlin gestorbenen Carl Leid haben die Weddinger zum Beispiel neue Grün- und Erholungsflächen wie den Volkspark Rehberge oder den Wassersportplatz Plötzensee zu verdanken. Die Ausstellung zum neuen Rathaus Wedding, die von September bis Dezember 2020 im Mitte Museum in der Pankstraße 47 gezeigt wird, trägt den Arbeitstitel „Ein neues Rathaus für einen Bezirk. Eine Gebrauchsanleitung“. Es geht um die Bau-, Planungs- und Funktionsgeschichte.

"Prototyp eines bezirklichen Rathauses“

Das Weddinger Rathaus an der Müllerstraße wurde nach nur zwei Jahren Bauzeit 1930 eröffnet und gilt „als Prototyp eines bezirklichen Rathauses“, wie Sigrid Schulze vom Mitte Museum sagt. Der Backsteinbau nach Plänen des Magistratsoberbaurats Friedrich Hellwig „verkörperte die Idee der neuen demokratischen Verwaltung in der neuen Einheitsgemeinde Groß-Berlin als demokratisch strukturierte, funktionale Stadt in geradezu idealtypischer Weise“, heißt es im Ausstellungskonzept. Die Geschichte des Rathauses Wedding ist auch deshalb für die Ausstellungsmacher so interessant, weil sie mit dem geplanten Neubau des Rathauses Mitte hochaktuell ist. Bis 2028 will der Bezirk ein komplett neues Rathausgebäude auf dem Areal des früheren Hauses der Statistik am Alexanderplatz bauen. In der Ausstellung zum Musterrathaus Wedding soll der „aktuell laufende Prozess der Planung des neuen bezirklichen Rathauses mit einbezogen werden“.

Bis das Rathaus Wedding fertig war, waren die Abteilungen der Bezirksverwaltung an 25 Orten des Bezirks verteilt. Das Jugendamt war zum Beispiel in der Lütticher Straße 8, das Volksbildungsamt in der Gerichtsstraße 65/69. Hauptsitz des Bezirksamtes und der Stadtverordnetenversammlung Wedding war von 1918 bis zur Einweihung des Rathausbaus am 18. November 1930 das Ledigenwohnheim an der Schönstedtstraße 1 am Brunnenplatz und anschließend bis 1930 auf dem Gelände des Jüdischen Krankenhauses.

Das Mitte Museum braucht für seine Recherchen über den Sozialdemokraten Carl Leid noch Unterstützung. „Wir suchen Fotos und Zeitzeugen beziehungsweise Erinnerungsberichte zur Biografie von Carl Leid und seinen Aktivitäten als Bürgermeister von Wedding“, sagt Kurator Thomas Irmer. Aber auch private Erinnerungen sind wertvoll. „Wer hat bei oder mit Carl Leid gearbeitet, war sein Nachbar, sein Hausmädchen, Schneider oder Patenkind?“, fragt Sigrid Schulze. Oder wer kennt jemanden, der einen anderen von den Stadträten kannte, die von 1920 bis 1932 im Bezirksamt Wedding gearbeitet haben oder hat selbst dort gearbeitet? Das Mitte Museum freut sich über jeden Hinweis; E-Mail: schulze@mittemuseum.de oder ¿460 60 19 24.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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