Ebola in Wedding
Robert-Koch-Institut erforscht ab August gefährliche Killerviren

„Outbreak – lautlose Killer“: Wissenschaftler in Hightechanzügen experimentieren in Wedding mit hochansteckenden Killerviren wie Ebola oder SARS.  | Foto: Dirk Jericho
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  • „Outbreak – lautlose Killer“: Wissenschaftler in Hightechanzügen experimentieren in Wedding mit hochansteckenden Killerviren wie Ebola oder SARS.
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Sie sind extrem gefährlich und tödlich. Erreger der höchsten Risikogruppe 4 wie Ebola-, Lassa-, Marburg-, Nipah- oder SARS-Viren werden ab dem 1. August in den neuen S4-Hochsicherheitslaboren des Robert-Koch-Instituts (RKI) in der Seestraße 10 untersucht.

Im August wird sich Dr. Andreas Kurth wieder den Hightech-Vollschutzanzug anziehen und mit größter Vorsicht Fledermäuse mit dem Killervirus Ebola infizieren. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Suche nach dem Reservoir von Ebola-Viren. Bisher weiß niemand, in welchen Wirtstieren Ebola steckt. Eine bestimmte Fledermausart steht in Verdacht, Träger zu sein. Nachgewiesen wurde es bisher nicht. Andreas Kurth ist der Chef des S4-Hightechlabors und will rauskriegen, ob sich die Killerviren in den Fledermäusen vermehren, ohne dass diese erkranken, oder ob sie ausgeschieden werden.

Die hochpathogenen Erreger sind ab dem 31. Juli in der Stadt. Geliefert werden sie per Spezialkurier in einem Koffer mit kleinen Fläschchen aus dem Hamburger Bernhard-Nocht-Institut. Es ist bisher neben der Phillipps-Universität in Marburg der einzige Ort in Deutschland, in dem Wissenschaftler in S4-Hochsicherheitslaboren hochgefährliche Killerviren wie SARS, Lassafieber oder Ebola auf Zellkulturen züchten, um deren Wirkmechanismen zu verstehen, die Diagnoseverfahren zu verbessern und Impfstoffe zu entwickeln. Das Robert-Koch-Institut, das Gesundheitsinstitut der Bundesregierung, darf das ab sofort auch. Drei Jahre nach Einweihung des RKI-Büro- und Laborgebäudes an der Seestraße durch Bundeskanzlerin Angela Merkel werden die umfangreichen Sicherheitssysteme jetzt scharfgeschaltet. In den vergangenen Jahren haben die Ingenieure, Techniker, Biologen und Chemiker trainiert und alle Arbeitsabläufe optimiert.

Im S4-Labor wird ein Team von zwölf Spezialisten in Hightech-Vollschutzanzügen wie Dustin Hoffman im Hollywoodfilm „Outbreak – lautlose Killer“ arbeiten. Wie RKI-Präsident Lothar H. Wieler sagt, ist das Berliner Labor nicht nur das größte in Deutschland, sondern das einzige Vollzeitlabor, „das 24/7 arbeitet“. Die in Marburg und Hamburg müssen einmal im Jahr zu Wartungszwecken geschlossen werden. In Wedding gibt es zwei redundante Einheiten. Wenn eine geschlossen werden muss, können die Teams in der anderen weiter mit den Killerviren hantieren.

Die S4-Labore befinden sich in der zweiten Etage des viergeschossigen Neubaus direkt in der Mitte hinter einem hermetisch abgeriegelten Kubus aus Stahl und Beton. Dass Killerviren austreten könnten, hält Wieler wegen der hohen Sicherheitsanforderungen für ausgeschlossen. Die zentrale Lage direkt neben dem Virchow-Klinikum sieht er als Vorteil. Denn die Charité betreibt dort eine von sieben Sonderisolierstationen in Deutschland. Patientenproben könnten so etwa bei einem Ebolafieber-Verdachtsfall direkt nebenan im S4-Labor des Robert-Koch-Instituts ohne Zeitverlust untersucht werden. Auf der Suche nach Gegenmitteln und Impfstoffen werden in dem Labor auch Versuche mit Ratten und Mäusen gemacht. Weitere Tierversuchsanlagen mit Hunderten Nagetieren für weniger gefährliche Erreger befinden sich im Untergeschoss.

Damit die Killerviren niemals in die Umwelt gelangen, werden die Labore als „Raum-in-Raum“-System konstruiert und unter ständigem Unterdruck der Raumluft gehalten. Es gibt hintereinander geschaltete Spezialfilter in der Lüftungsanlage. Die Hochsicherheitslabore haben fünf Schleusen, durch die das Personal mit Vollschutzanzügen muss. Die Biologen verlassen die Labore über eine Chemikalienpersonendusche. Alle Funktions-, Überwachungs- und Sicherheitssysteme sind redundant ausgelegt. Von einer Leitwarte werden die Teams in den Hochsicherheitslaboren überwacht. Mehr als 20 000 Daten wie Luftdruck oder Temperatur werden von dort gesteuert.

In den Schutzanzügen können die Forscher bis zu fünf Stunden arbeiten, sagt Laborchef Andreas Kurth. Weil sie sich in der Zeit nicht ins Gesicht fassen können, tragen alle Kopftuch. Haare würden sonst durch die zirkulierende Luft in der Haube stören. Wer popeln muss, muss bis Dienstschluss aushalten.

Obwohl die medizinisch-technischen Angestellten mit tödlichen Viren arbeiten, gibt es keinen Risikozuschlag. Beim RKI stehen die Leute deshalb auch nicht Schlange. Wer den Job macht, der will das nicht aus Geldgründen. So wie Laborchef Dr. Andreas Kurth, der seit 2003 am Robert-Koch-Institut forscht. Wie Ebola übertragen wird, weiß man bisher nicht. Kurth will das unbedingt herauskriegen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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