Verhandlungen um Bürgerschule gescheitert / Freie Trägerschaft angestrebt
"Ich höre oft von Eltern aus meiner Gemeinde, dass die Kinder in der Schule beiseitegeschoben werden. Ich habe aus Angst meine Tochter auf eine Privatschule geschickt. Aber was ist mit denen, die kein Geld haben?", fragt Maureen Mpieri, Pastorin aus Nigeria. Sie gehört zu einer der 40 deutschen, türkischen, afrikanischen, arabischen und asiatischen Gruppen der Plattform. Seit zwei Jahren kämpfen sie für die Bürgerschule, eine Sekundarschule ohne Schulgeld für Weddinger Kinder jeder Herkunft und jeder Schicht.
Gemeinsam mit dem gemeinnützigen Schulträger "Pfefferwerk" hat man ein Konzept erarbeitet. Oberste Gebote: individualisiertes Lernen, Sprachförderung, frühe berufliche Orientierung, Elternarbeit. Alle Schüler sollen einen Abschluss machen, auch mit Hilfe von Partnern. Beispielsweise haben Studenten der "Beuth Hochschule" Nachhilfe in Mathe zugesagt.
Die Plattform hat mit der Senatsverwaltung darüber verhandelt, ob das Ganze als Modellschule unter staatlichem Dach machbar wäre. Ohne Ergebnis. "Wir haben Kompromisse angeboten, aber wurden nicht auf Augenhöhe behandelt, sondern wie externe Partner", so Susanne Sander vom "Deutschen Institut für Community Organizing", einem Plattform-Mitstreiter.
"Das staatliche Schulmonopol scheint wichtiger als die Förderung der Kinder", empört sich Barbara John, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Es sei unbegreiflich, wie die "Integrationsstadt Berlin" so ein Angebot einfach ablehne. John weiß, wovon sie redet: Sie war 22 Jahre lang Ausländerbeauftrage der Stadt.
Nun soll die Bürgerschule im Sommer 2015 als Freie Schule starten. Noch hat man keine Räume. Immerhin ist das erste Jahr dank Spenden finanziell gesichert. Aber weil das Land bei Freien Schulen nur 60 Prozent der Kosten übernimmt und die Eltern kein Schulgeld zahlen sollen, geht die Suche nach Unterstützern weiter. Weitere Infos auf www.wirsindda.com.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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