Vorschulkinder und ihre Eltern erlernen mit Librileo den Umgang mit Büchern
Berlin. Kinder lernen von Kinderbuchhelden und Eltern von Lesepaten: Das ist das Konzept von Librileo. Der Verein veranstaltet Lesestunden für Kinder bis sechs Jahre. Damit soll den Kindern der Spaß am Lesen vermittelt werden.
Die Eltern sind immer dabei. Das ist vor allem für jene Eltern hilfreich, die wenig Erfahrung im Umgang mit Büchern haben. Sie können sich bei den Lesepaten abschauen, wie diese lebendig und spannend vorlesen. „Wir lesen etwa in Bürgerzentren, aber auch in einem Kaufhaus“, sagt Anna Benova, eine Mitarbeiterin von Librileo.
Eine besondere Lesestunde wird im Yunus Emre Enstitüsü in der Kronenstraße 1 in Mitte angeboten. Hier lesen Kübra Kücük vom türkischen Kulturzentrum und Selina Kiefer, eine ehrenamtliche Helferin von Librileo, zweisprachig Geschichten vor. Die beiden sitzen mit den Kindern im Kreis und lesen jeweils einen Absatz auf Türkisch und einen auf Deutsch.
Die 25-jährige Selina Kiefer erklärt ihr Engagement so: „Ich habe während meiner Schulzeit selbst viele Angebote in Anspruch genommen und schon immer gerne gelesen. Jetzt möchte ich einfach etwas zurückgeben.“ Selina Kiefer war im Internet auf den Verein aufmerksam geworden. Sie ließ sich von Anna Benova genau erklären, worauf sie als Lesepatin achten muss. Die Paten sollen die Erziehung den Eltern überlassen und die Kinder nicht zurechtweisen. Auch sollen sich die Kinder nicht auf den Schoß der Paten setzen. Zudem müssen die Paten ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen.
Die beiden Initiatoren des Projekts, Sarah Seeliger und Julius Bertram, hatten die Idee zu Librileo, als ihr gemeinsames Kind in die erste Trotzphase kam. Mithilfe von Kinderbüchern konnten sie dann Fortschritte in der Erziehung erreichen. „Kinder können von den Helden in den Büchern lernen. Das hilft bei der Erziehung“, meint auch Anna Benova.
Im März 2015 wurde der Verein gegründet. „Aktuell haben wir sechs Mitarbeiter im Verein und insgesamt über 80 ehrenamtliche Helfer“, so Anna Benova. Diese seien momentan an acht Vorleseorten in ganz Berlin im Einsatz, sieben weitere sollen folgen, auch in Brandenburg.
Viele Eltern sind dankbar für das Angebot von Librileo. Zeynep Erdogan, die Mutter eines vierjährigen Kindes, liest nun auch privat ihrem Kind jeden Tag mehrere Geschichten vor. Da sie selbst nur türkisch spricht, ihren Sohn aber zweisprachig erziehen will, nimmt die Familie sehr gerne an den deutsch-türkischen Lesestunden teil.
„Die Veranstaltungen sollen auch ein Umfeld zum Wohlfühlen bieten. Wir sind immer wieder glücklich, wenn uns das gelingt“, sagt Anna Benova. Um dieses Erlebnis noch mehr Familien bieten zu können, freut sich der Verein über weitere Ehrenamtliche, die Kindern gerne vorlesen.
Neben den Lesestunden stellt Librileo für Familien, die Transferleistungen beziehen, kostenlose Bücherboxen zur Verfügung. „Wir stellen diese entsprechend dem Alter des Kindes zusammen. Darin enthalten ist jeweils ein Kinderbuch, ein kleines Spiel und ein Ratgeber für die Eltern“, sagt Anna Benova. Der Verein finanziert seine Aktionen aus staatlichen Mitteln, wie dem Bildungs- und Teilhabepaket, und aus Spenden. Sebastian Scheffel
Autor:Sebastian Scheffel aus Wedding |
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