Teure Prävention
Videowagen der Polizei waren mehr kaputt als in Betrieb

Polizeiaugen auf Rädern. Ein Videoüberwachungswagen auf dem Leopoldplatz 2018. | Foto: Dirk Jericho
  • Polizeiaugen auf Rädern. Ein Videoüberwachungswagen auf dem Leopoldplatz 2018.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Erfolgreich bei der Kriminalitätsbekämpfung sind die zwei Videoanhänger der Polizei, die seit drei Jahren im „dauerhaften Echtbetrieb“ sind, nicht gerade: Täter wurden mithilfe der mobilen Videoüberwachungsanlagen nicht überführt.

„Eine reine Alibi-Geschichte ohne jeglichen Nutzen“, nennt CDU-Innenexperte Frank Balzer das vom damaligen Innensenator Andreas Geisel (SPD) im Dezember 2017 gestartete Pilotprojekt. Neuköllns Ex-Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) nannte damals die Videowagen mit großen Warnaufklebern abschätzig „Bollerwagen“ und „lächerlich“. Auch die Polizei soll bis heute von den Videowagen nicht viel halten, weiß Balzer.

Acht Monate Ausfall wegen konstruktionsbedingter Fehler

Wie Innenstaatssekretär Torsten Akmann auf Frank Balzers Anfrage zum Einsatz mobiler Videoüberwachungsanlagen mitteilt, war ein Videoanhänger „acht Monate aufgrund von konstruktionsbedingten Fehlern dauerhaft nicht einsatzbereit“. Beim zweiten Modell „kam es vereinzelt zu technischen Problemen“, so Akmann. Die Polizei überlege, wie man „dieses Einsatzmittel noch effektiver, effizienter und vielfältiger einsetzen kann“.

„So ein einzelner Mast bringt gar nichts“, sagt Frank Balzer. Diebe oder Drogendealer würden einfach um die Ecke gehen, wo sie nicht gefilmt werden. Nur ein flächendeckender Einsatz von Videoüberwachung an kriminalitätsbelasteten Orten wie Alexanderplatz, Warschauer Brücke, Kottbusser Tor oder am Hermannplatz wirke „abschreckend und hilft, Straftaten beweissicher aufzudecken“, ist Balzer überzeugt.

Präventive Wirkung

Die Videowagen (38 Einsätze in 2021) haben zu keinem einzigen Fahndungserfolg geführt. „Es wurden keine Strafverfahren eingeleitet“, so Torsten Akmann. Allerdings hätten die Polizisten „bereits durch das Aufstellen der Videotechnik eine deutliche präventive Wirkung festgestellt“.

Die CDU ist schon lange für eine umfassende Videoüberwachung an Orten, die die Polizei für relevant hält. Linke und Grüne hingegen sind strikt gegen feste Überwachungskameras. Die Antwort der Senatsinnenverwaltung ist für Balzer ein Beleg für die Nutzlosigkeit der Videowagen. Auf Twitter schreibt ein Nutzer mit dem Namen „Unromantisch“ unter einen Tweet zur aktuellen CDU-Anfrage: „Nach dem Aufstellen der mobilen Videoüberwachung im Görli wurde nicht einmal eingeschaltet…. Oh man“.

Stückpreis: 60.000 Euro

Die mobilen Videoanhänger vom Typ Mobile Spy (Stückpreis zirka 60.000 Euro) haben einen bis zu sechs Meter ausfahrbaren Mast, an dem sich modernste HD-Laserkameras befinden. Die Einachser sind etwa so groß wie eine Gulaschkanone. "Polizei" steht groß auf dem Kameraturm, ein Kamerasymbol weist auf die Videoüberwachung hin. Dazu ist die Bürgertelefonnummer der Polizei angegeben. Polizisten können die 360-Grad-Augen per Handy oder Tablet fernsteuern und die Bilder live beobachten. Die Aufnahmen werden mit der Technik aufgezeichnet, die sich in der Stahlkiste befindet. Eingesetzt wurden die Wagen immer mal wieder am Alexanderplatz, am Leopoldplatz, an der Warschauer Brücke, am Kottbusser Tor, am Hermannplatz und anderen kriminalitätsbelasteten Orten. Polizisten hatten bereits in der Pilotphase 2018 den Sinn der „Bollerwagen“ angezweifelt: Dass jemand direkt vor den Video- und Polizistenaugen Dummheiten macht, sei eher nicht zu erwarten. Die Polizei betonte schon damals, „dass die Videowagen vor allem eine präventive Wirkung hätten".

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 537× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 822× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 802× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.183× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.