Ein Indianerzelt für alle: Monatelang wurde für ein Kunst-Tipi gestrickt
Beteiligen, mitmachen, Leute zusammenbringen - das will die Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck aus Remscheid mit ihrem Tipi-Projekt. Sie hat die fünf Meter hohen Indianerzelte bereits mit Hunderten Leuten in Remscheid, Köln, Bonn, Stuttgart, Mühlheim an der Ruhr, Basel und New York gemacht. Die Weddinger Projektmanagerin Brigitte Lüdecke war von der Idee begeistert und hat im Bezirk Strick- und Häkelfans an die Nadeln gerufen. Seit September haben über 80 Mitstricker insgesamt 1200 Einzelquadrate - jedes 15 mal 15 Zentimeter groß - gestrickt oder gehäkelt, die zu der einzigartigen Zelthaut zusammengesetzt werden. Jedes Quadrat ist ein Unikum, Vorgaben für die Gestaltung gab es nicht. Eine Frau hat zum Beispiel den Berliner Bär in ein Quadrat gestrickt. Schüler der Moabiter Hedwig-Dohm-Oberschule haben ihr Kürzel HDO eingearbeitet. "Eine unglaubliche Vielfalt ist so entstanden", freut sich Projektleiterin Brigitte Lüdecke. Sie hat das Tipi-Konzept bei vielen Veranstaltungen vorgestellt und zum Beispiel in Seniorenheimen, Moscheen, Familienzentren oder QM-Büros Strickwillige rekrutiert. Ganz verschiedene Menschen haben mitgemacht. Genau das sollte mit dem Gemeinschaftstipi auch erreicht werden. Das Bezirksamt hat das Vorhaben mit 3000 Euro aus seiner Conrad Stiftung "Bürger für Mitte" gefördert, die nachbarschaftliche Initiativen stärken will. Wie Lüdecke sagt, hat sie auch Wollkörbe in die Einrichtungen gebracht. Viele Mitstricker waren aber so begeistert, dass sie eigene Wolle besorgt haben. Im Seniorendomizil Schwyzer Straße leben 111 Bewohner; und genau so viele Quadrate sind es auch geworden.
Die Quadrate wurden bereits miteinander vernäht. Die Zelthaut wird in einer finalen Aktion gemeinsam mit der Künstlerin am 22. Mai ab 16 Uhr neben der Alten Nazarethkirche auf zwölf bis zu sechs Meter hohe Holzstangen gezogen. Das Tipi soll in der kleinen Grünfläche in den kommenden Worten "seine soziale Wirkung entfalten und benutzt werden", sagt Lüdecke. Es gibt auch schon erste Ideen: Das Bibliotheksmobil will in dem Indianerzelt Lesungen für Kinder veranstalten. Die Standortgemeinschaft Müllerstraße plant darin ihr nächstes Händlerfrühstück. Bewacht und verschlossen wird das Zelt nicht. Dass das kunstvolle Zelt durch Vandalismus zerstört wird, glaubt Lüdecke eher nicht. Erfahrungen aus anderen Städten, wo das Tipi auch in sozialen Brennpunkten stand, hätten dies gezeigt. Kleine Schäden könne man reparieren, so Lüdecke, die das Tipi nach dem Sommer auch an anderen Orten aufstellen möchte. "Ich kann aber auch damit leben, wenn das Zelt nach ein paar Wochen kaputt ist."
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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