Flüchtlings-WGs und Ateliers
Wedding. Das seit über fünf Jahren leerstehende frühere Bürohaus des Bezirksamts in der Seestraße 49 wird zu einem Atelierhaus umgebaut. Auch minderjährige Flüchtlinge sollen hier wohnen.
In dem Gebäude schräg gegenüber vom Kino Alhambra, in dem früher das Schul- und Sportamt seine Büros hatte, können seit Mitte November Obdachlose übernachten. Das Haus wurde für die Kältehilfe soweit renoviert, dass hier 59 Menschen schlafen können, wie Sozialstadtrat Stephan von Dassel (Bündnis 90/Grüne) sagte. Bis Ende März betreut der gemeinnützige Träger „Neue Chance“ im Auftrag des Bezirksamtes die Notübernachtungsstelle mit Schlafplätzen bis zum zweiten Obergeschoss.
Danach soll das Haus zum Atelierhaus umgebaut werden. Die gemeinnützige Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE), die als Treuhänder des Landes Wohn- und Gewerberäume für gemeinnützige Träger und Kulturprojekte verwaltet und bewirtschaftet, will das Gebäude schon seit Längerem umbauen. Die Eröffnung war für Ende 2015 geplant. Aber erst jetzt sind die Planungsunterlagen fertig. Wie Jürgen Lindner von der GSE sagt, wird der Bauantrag nun eingereicht. Statt der ursprünglich geplanten 40 Ateliers wird es wahrscheinlich nur 30 geben. Grund ist die anhaltende Flüchtlingswelle. Etwa 15 Kinder und Jugendliche werden in den zu WG-Zimmern umgebauten Büros ein Zuhause bekommen. Ein Betreuungsteam ist rund um die Uhr vor Ort. Das Erdgeschoss und erste Obergeschoss werden mit Esszimmer, Küche und Gemeinschaftsraum so hergerichtet, dass die minderjährigen Flüchtlinge hier komplett versorgt und betreut werden können.
In den oberen Geschossen sollen die Ateliers entstehen. Die GSE investiert 400 000 Euro, um Grundrisse zu verändern und vor allem die Auflagen für Fluchtwege und Brandschutz zu erfüllen.
Ob die Künstler, die sich ab Herbst um Ateliers bewerben können, mit den Flüchtlingskindern zusammenarbeiten, „ist noch nicht besprochen“, so Lindner. Es sei aber denkbar, dass der Beirat für die Ateliervergabe bei der Senatskulturverwaltung entsprechende Bedingungen formuliert. Eine Kooperation zwischen Künstlern und Flüchtlingen würde deren Integration erleichtern. Am Alexanderplatz zum Beispiel plant die Initiative Haus der Statistik explizit ein kombiniertes Flüchtlings- und Künstlerprojekt. Die seit 2008 leerstehende Plattenbauruine an der Otto-Braun-Straße soll zum „Zentrum für Geflüchtete, Soziales, Kunst und Kreative“ umgebaut werden. Jürgen Lindner von der GSE geht davon aus, dass die Ateliers in der Seestraße spätestens Ende des Jahres bezogen werden können. Die betreuten Wohngemeinschaften für Flüchtlingskinder wird es schon früher geben.
Im Erdgeschoss des Hauses in der Seestraße 49 war früher die kommunale Otto-Nagel-Galerie und danach der Umweltladen Mitte untergebracht. Der barrierefreie Ladenraum soll auch künftig als Galerie genutzt werden, zum Beispiel für Ausstellungen der Künstler des Atelierhauses. Auch Projekte mit den Flüchtlingskindern könnten hier stattfinden. Geklärt und entschieden ist das noch nicht. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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