Pudelplatz oder Roter Wedding
Über 500 ernste und alberne Namen für Nettelbeckplatz

Die Brunnenplastik "Tanz auf dem Vulkan" schmückt den Nettelbeckplatz seit 1988.   | Foto:  Dirk Jericho
  • Die Brunnenplastik "Tanz auf dem Vulkan" schmückt den Nettelbeckplatz seit 1988.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Der Nettelbeckplatz soll künftig anders heißen. Sein Namensgeber war in den Sklavenhandel verstrickt. Über 500 Vorschläge sind beim Bezirksamt eingegangen. Ein Gremium will jetzt drei davon aussuchen.

Der Nettelbeckplatz ist seinem neuen Ruf ein gutes Stück näher. Ein Beratungsgremium aus Anrainern, lokalen Akteuren und der Schwarzen Community will aus 532 eingegangenen Namensvorschlägen jetzt drei Favoriten auswählen. Das teilte das Bezirksamt mit. Bis zum Tag der Nachbarschaft am 30. und 31. Mai will sich das Gremium darüber verständigt haben. Dann findet auf dem Nettelbeckplatz eine Informationsveranstaltung statt. Über den endgültigen Namen entscheiden final die Bezirksverordneten. 

Der Stadtplatz liegt nicht weit weg vom S-Bahnhof Wedding, direkt an der Reinickendorfer Straße, und ist nach Joachim Nettelbeck (1738 – 1824) benannt. Gefeiert als Volksheld und Verteidiger bei der Belagerung Kolbergs 1807 gegen französische Truppen war der ehemalige Seefahrer allerdings auch aktiv in den Sklavenhandel verwickelt. So heuerte Nettelbeck 1771 in Amsterdam auf einem holländischen Sklavenschiff als Obersteuermann an. Er kommandierte ein großes Beiboot, das dicht an der afrikanischen Küste entlang fuhr, um Sklaven bei einheimischen Anbietern gegen Waffen, Schießpulver, Tabak, Schnaps, Textilien und Krimskram „einzutauschen“. Nettelbeck erzählt davon selbst ausführlich in seinen Lebenserinnerungen. Wegen dieser unrühmlichen Biografie hatte das Bezirksparlament Mitte Juni 2021 entschieden, den Platz umzubenennen. 2023 konnten die Berliner dann vier Wochen lang online auf mein.berlin.de alternative Namen vorschlagen.

„Platz der Vielfalt“, „Roter-Wedding-Platz“, „Tanz auf dem Vulkan“ (wie der Brunnen), „Platz der unbesungenen Heldinnen“, Udo-Lindenberg-Platz oder Harald-Juhnke-Platz: Viele Vorschläge waren durchaus ernst gemeint und gut begründet. Es gab aber auch jede Menge alberne Ideen wie „Platzi McPlatzgesicht“, „Nettelspeckplatz“, „Pudelplatz“ oder "Platz des Aussterbens". Letztere haben schon aus formalen Gründen keine Chance. Andere widersprechen womöglich den Ausführungsvorschriften des Berliner Straßengesetzes. So darf in Berlin ein Straßenname nicht doppelt vergeben werden. Und Personen müssen mindestens fünf Jahre tot sein, bevor eine Straße oder ein Platz nach ihnen heißen kann. Auch sollten Frauen „verstärkt berücksichtigt“ werden.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 701× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 987× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 963× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.322× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.