Verärgerte Mieter: Das „Stattbad“ bleibt dicht

Künstler Maximilian Bauer kann wie alle anderen Mieter nicht mehr in seine Raumfahrtagentur-Werkstatt  im „Stattbad Wedding“. | Foto: Dirk Jericho
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  • Künstler Maximilian Bauer kann wie alle anderen Mieter nicht mehr in seine Raumfahrtagentur-Werkstatt im „Stattbad Wedding“.
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Gesundbrunnen. Die Künstler und vielen Untermieter in Weddings hippem Kreativzentrum „Stattbad“ im 2002 stillgelegten Stadtbad Wedding in der Gerichtsstraße 65 kommen seit zwei Monaten nicht mehr in ihre Ateliers.

Sie bauen Elektrofahrräder, machen Radio oder designen Klamotten. Doch seit Mai darf die Werkstattgemeinschaft Raumfahrtagentur nicht mehr in ihre Räume im einstigen Solarium des früheren Stadtbades Wedding. Auch alle anderen Mieter kommen nicht mehr in ihre Büros und Ateliers in den früheren Umkleiden und Badebereichen.

Baustadtrat Carsten Spallek (CDU), der das Haus im Mai wegen Brandschutzmängel komplett geschlossen hat, wird die Atelieretagen vorerst nicht freigeben. „Schuld ist der Eigentümer, der die Auflagen aus der 2012 erteilten Baugenehmigung bis heute nicht umgesetzt hat“, sagt Spallek. Notwendige Umbauarbeiten haben auch nach mehreren Gesprächen nicht begonnen, wie die Bauaufsicht bei einer Begehung am 20. Juli festgestellt hat. Um das Haus für die kreativen Nutzer und Besucher wieder zu öffnen, müssen Flucht- und Rettungswege sowie Brandschutzanlagen installiert werden. Doch bei einem Gespräch am 23. Juni habe der Eigentümer Arne Piepgras erklärt, dass ihm dazu die finanziellen Mittel fehlen.

Einfach egoistisch?

Piepgras hatte das 2002 geschlossene Schwimmbad vor fünf Jahren vom Liegenschaftsfonds gekauft und wollte ursprünglich das Stadtbad unter dem Namen Poolhouse-Gallery zum kulturwirtschaftlichen Zentrum mit Loftbüros, Ateliers oder Musikstudios umbauen. Doch für die kalkulierte Investition von vier Millionen Euro hat Piepgras nie eine Finanzierung bekommen. Das Schwimmbad hatte er in den letzten Jahren an die Firma Stattbad Berlin verpachtet, die das Gebäude bespielt und an Künstler und Eventfirmen vermietet hat. Es gab auch ein öffentliches Cafe mit Speisen. In den leeren Schwimmbecken fanden zahlreiche Veranstaltungen wie Firmenshows und Konzerte statt. Der Technikkeller wurde für Technoparties genutzt. Die international bekannten Technonächte waren komplett illegal: „Eine Vergnügungsstätte wie zum Beispiel Diskothek oder Clubnutzung ist unzulässig“, heißt es explizit in der Baugenehmigung von 2012. Spalleks Mitarbeiter hatten das Haus nach einer anonymen Anzeige überprüft und sofort dichtgemacht. „Die Künstler wurden vom Eigentümer komplett verarscht“, formuliert der Baustadtrat mehr als deutlich. „Ich würde das Haus gern auch teilweise für die bisherigen Nutzer öffnen, doch der Eigentümer macht nichts.“

Die Bezirksverordnetenversammlung hatte im Mai beschlossen, den Kulturbetrieb im „Stattbad Wedding“ zügig wieder aufzunehmen. Maximilian Bauer, Chef der Kreativwerkstatt Raumfahrtagentur, die seit 2011 rund 180 Quadratmeter im früheren Solarium nutzt, hat sich jetzt mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt. Bauer ärgert sich über die illegalen Technoparties und „das Verhalten von Eigentümer und Eventfirma“ und fordert Spallek auf, für die Büros, Ateliers und Werkstätten eine genehmigungsrechtliche Lösung zu finden. „Es gilt, die Reste eines blühenden Kulturstandorts von internationalem Bekanntheitsgrad zu retten und vor erneutem Schaden durch die Profilierungssucht einiger Weniger zu bewahren“, so Bauer. Spallek betont, dass nur der Eigentümer die Voraussetzungen für die Öffnung des Hauses schaffen kann. Piepgras war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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