Gerda Neumann hat viele Erinnerungen an ihr Leben in Gesundbrunnen

Gerda Neumann in ihrer Wohnung, die sie gemeinsam mit ihrem Mann nach dem Krieg wieder bewohnbar gemacht hatte. | Foto: Christian Hahn
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Gesundbrunnen. Im April 1923 bin ich in der Bernauer Straße Ecke Hussitenstraße gegenüber der evangelischen Versöhnungskirche geboren.

1928 zogen meine Eltern in eine Wohnung des Vaterländischen Bauvereins, einer Genossenschaft, die 1902 bis 1904 eine Privatstraße von der Hussitenstraße zur Strelitzer Straße gebaut hatte, parallel zur Bernauer Straße. In sechs begrünten Höfen wurde in verschiedenen Baustilen die Entwicklung Berlins vom Fischerdorf zur Kaiserstadt dargestellt: Romanik, Gotik, mittelalterliches Fachwerk, Renaissance, Barock, Kaiserzeit.

Auf dem Nürnberger Hof war der Kindergarten der evangelischen Versöhnungsgemeinde. Gleich neben der Strelitzer Straße 43 war die Schule. Sie ist auch jetzt noch in Betrieb.

Im Krieg gab es viele Bombenschäden. Am 8. Mai 1944 wurde auch unsere Wohnung zerstört und Herr Mertke, Diakon in der Versöhnungsgemeinde und unserer Freund (er war gerade auf Fronturlaub), getötet. Das war drei Wochen vor unserer Hochzeit. Der kleinste Raum und die Küche waren beschädigt von unserer Dreizimmerwohnung übriggeblieben.

Dort zog ich mit meinem Mann nach der Hochzeit ein. Im März 1946 wurde unsere Tochter geboren. Es war zu wenig Platz, aber im zerbombten Berlin war ja große Wohnungsnot. Mein Mann war gelernter Maurer. Trotz Verlust seines rechten Armes (als 20-Jähriger im Russlandfeldzug) arbeitete er im Bauverein, um zerstörte Wohnungen bewohnbar zu machen. Solch eine schwer beschädigte Wohnung konnten wir übernehmen. Nach sehr viel Arbeit und Mühe (ich war oft der Handlanger meines Mannes) zogen wir im September 1946 ein.

In dieser Wohnung lebe ich heute noch. Sie ist meine Heimat, genauso wie der Vaterländische Bauverein, die Kirchengemeinde mit der Kapelle der Versöhnung, die auf dem Platz der gesprengten Kirche (die auf dem Todesstreifen stand) gebaut wurde, mit dem St. Elisabeth Kirchhof dahinter, wo die Gräber unserer Familie sind. Der Kiez drum herum vom Nordbahnhof bis Gesundbrunnen, das ist meine geliebte Heimat.

Gerda Neumann

Die Beiträge zu anderen „Heimatgeschichten“ von unseren Lesern und Reportern finden Sie hier.
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Lokalredaktion aus Mitte

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