Besondere Börek und Burger: Nach ewigem Hickhack ist das provisorische Café Leo jetzt ein richtiger Pavillon
Wedding. Bürgermeister, Baustadtrat, Bundespolitiker und etliche Kiezaktive: Wohl kaum ein Minicafé kann zur Eröffnung auf soviel Prominenz hoffen.
Acht Meter lang, drei Meter breit: Der kleine Imbiss-Pavillon auf dem Leopoldplatz, der am 19. Januar feierlich eröffnet wurde, ist eigentlich nichts Besonderes. Es gibt Kaffee, Burger, Börek, Muffins – aber, und das ist dann das Besondere, es gibt kein Bier und keinen Schnaps. Das Café Leo, wie nun weit sichtbar der Name in grünen Buchstaben auf dem Dach thront, ist nicht irgendein Café im Kiez. Man liegt nicht falsch, wenn man behauptet, der Mini-Pavillon von Besitzer Hüseyin Ünlü ist die berühmteste Kiezgastronomie. Denn der kleine Imbiss auf dem schwierigen Leopoldplatz ist ein Politikum – seit Jahren. Um das Café Leo gibt es seit fünf Jahren Diskussionen, Proteste, BVV-Anträge.
Ünlü, ein gewiefter Geschäftsmann und aktiver Bürger, hatte 2011 seine ersten Kaffeebecher aus seiner "Coladose" herausgereicht, wie er den tonnenförmigen Verkaufsstand nennt, den das Bezirksamt an gleicher Stelle aufstellen ließ, um auf dem Leopoldplatz, damals ein Ort fest in der Hand der Trinker und Drogenjunkies, ein Zeichen zu setzen. Kurze Zeit später wurde aus der Verkaufstonne ein Imbisswagen; nein, nicht irgendein Imbisswagen – der alkoholfreie Imbisswagen Café Leo.
Ünlüs Bude sollte die Situation auf dem schwierigen Platz verbessern. Und es hat funktioniert. Das Café hat sich zum sozialen Treffpunkt entwickelt. Familien sitzen dort im Sommer und türkische Männer schlürfen Tee. Das Problem war nur: Der Imbisswagen steht in einer Grünfläche, eine dauerhafte Gastronomie ist da nicht zulässig. Betreiber Hüseyin Ünlü musste sich jährlich von Ausnahmegenehmigung zu Ausnahmegenehmigung hangeln. Bis der damalige Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) endgültig kündigte und eine öffentliche Ausschreibung startete. Diese sei aus formalen Gründen notwendig gewesen, hieß es immer. Aber Hüseyin Ünlü wäre nicht der Café Leo-Chef, wenn er das nicht auch geschafft hätte. Nach massiven Protesten und 15 000 Unterschriften für eine Online-Petition, die der Weddinger Grünen-Politiker Daniel Gollasch Anfang 2016 losgetreten hatte, bekam Ünlü den Zuschlag für einen längerfristigen Vertrag. Der Bezirk wollte „eine gastronomische Einrichtung als Kommunikations- und Erholungsort mit sozialen Aspekten und Funktionen auf dem Leopoldplatz“, sagt er.
40 000 Euro hat Ünlü in den neuen Pavillon investiert. Neben ihm reichen zwei Angestellte die preiswerten Böreks und Burger über den Tresen. Der Chef freut sich, „dass er hier was machen kann“, würde aber gerne seinen Pavillon vergrößern.
Zur Eröffnung am 19. Januar mittags waren viele Politiker und Kiezaktivisten gekommen. Das rote Band schnitten Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne), Baustadtrat Ephraim Gothe und Mittes-Grünen-Abgeordneter im Bundestag, Özcan Mutlu, durch. Das neue Café Leo darf vorerst vier Jahre bleiben. Danach geht der Knatsch um die Zukunft des Pavillons bestimmt von Neuem los. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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